Cölleda.
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Derselben Veranlassung verdankt die Kirche aus einem Legate von demselben
Jahre noch einen zweiten Kelch, mit der Aufschrift;
Diesen Kelch hat Frau Catharina,
weiland H. Burg. Joachim Erharts nachgelassne Witbe
in die Kirche Cölleda verehret, hält am Gewicht, 50 Loth,
ist derselbe in Erfurt verfertiget und der Kirchen
übergeben worden, past. M. Johanne
Assingio. Diac. Dn. Casp. Helbicio,
10. Jan: anno 1663.
Auf dem Thurme hängen vier Glocken von 1,37 1,08 0,90 und 0,70“ Durch-
messer; die kleinste ist 1667 von Hieronymus Möringk in Erfurt gegossen, die
drei andern sind von C. F. Ulrich in Apolda aus dem Jahre 1868.
Die Johanniskirclie, die ehemalige Kloster- und jetzige Begräbnisskirehe,
ist ein schlichter gothischer Bau aus unbekannter Erbauungszeit, erscheint aber
jetzt durch den vermuthlich bei Anlage der Emporen im Jahre 1626 erfolgten
Abbruch der ehemals vorhandenen niederen Seitenschiffe des Langhauses und Ver-
mauerung der von anscheinend achteckigen Pfeilern getragenen Arkadenbögen in
verstümmelter Gestalt. Das Schiff hat eine Holzdecke, und nur der im halben
Achteck schliessende Chor ist überwölbt. Der Thurm („und die Spitze“), den nach
einer 1717 im Thurmknopfe gefundenen Nachricht Meister Hans Corber von
Grossen-Sommerda mit seinen Knechten Hans Stoltze und Hans Koch 1462 erbaut
hatte, war 1607 vom Blitz und 1641 durch die Kugeln eines schwedischen Streif-
corps beschädigt worden und wurde zwar 1717 reparirt, erwies sich aber zuletzt
als so baufällig, dass er 1825 abgetragen werden musste. Der jetzt vorhandene
einfache Thurm würde noch in demselben Jahre gänzlich neu erbaut und bis
1828 auch das Innere der Kirche, die in den Befreiungskriegen mehrfach als
Aufbewahrungsort für Gefangene und als Lazareth hatte dienen müssen und
übel zugerichtet war, völlig erneut und dem gottesdienstlichen Gebrauche zurück-
gegeben.
In die südliche Kirchenwand in der Nähe der Thür ist ein (bei H. F. Otto
zu S. 547 stilwidrig abgebildeter) Grabstein eingelassen, mit der. sehr wohl er-
haltenen Majuskelumschrift:
m. d. maaaxara • i ■ d. ffiM’KGjEra . | ob. dhk. hqlökji
aomi&issii • n? • Biaiini? | gqi? - es • rvis mura
DI? • msyi? I HHHDl • BOTRGGTim ÖÖ ■ ffilSSQ!?!! •!
Die in ein langes und weites Gewand gekleidete und mit einem eigenthüm-
liclien Kopfgebende geschmückte in Flachrelief stehend dargestellte Verstorbene
hält zwei Wappenschilde schräg in den Händen; der Schild in der Rechten zeigt
ein der Burggrafschaft Meissen zugeschriebenes Andreaskreuz (Windmühlenflügel)
und der in der linken Hand die Beichliugischen Streifen. Neben der weiblichen
Figur tauchen über den Wappenschilden zwei kleine betende Gestalten auf, die,
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Derselben Veranlassung verdankt die Kirche aus einem Legate von demselben
Jahre noch einen zweiten Kelch, mit der Aufschrift;
Diesen Kelch hat Frau Catharina,
weiland H. Burg. Joachim Erharts nachgelassne Witbe
in die Kirche Cölleda verehret, hält am Gewicht, 50 Loth,
ist derselbe in Erfurt verfertiget und der Kirchen
übergeben worden, past. M. Johanne
Assingio. Diac. Dn. Casp. Helbicio,
10. Jan: anno 1663.
Auf dem Thurme hängen vier Glocken von 1,37 1,08 0,90 und 0,70“ Durch-
messer; die kleinste ist 1667 von Hieronymus Möringk in Erfurt gegossen, die
drei andern sind von C. F. Ulrich in Apolda aus dem Jahre 1868.
Die Johanniskirclie, die ehemalige Kloster- und jetzige Begräbnisskirehe,
ist ein schlichter gothischer Bau aus unbekannter Erbauungszeit, erscheint aber
jetzt durch den vermuthlich bei Anlage der Emporen im Jahre 1626 erfolgten
Abbruch der ehemals vorhandenen niederen Seitenschiffe des Langhauses und Ver-
mauerung der von anscheinend achteckigen Pfeilern getragenen Arkadenbögen in
verstümmelter Gestalt. Das Schiff hat eine Holzdecke, und nur der im halben
Achteck schliessende Chor ist überwölbt. Der Thurm („und die Spitze“), den nach
einer 1717 im Thurmknopfe gefundenen Nachricht Meister Hans Corber von
Grossen-Sommerda mit seinen Knechten Hans Stoltze und Hans Koch 1462 erbaut
hatte, war 1607 vom Blitz und 1641 durch die Kugeln eines schwedischen Streif-
corps beschädigt worden und wurde zwar 1717 reparirt, erwies sich aber zuletzt
als so baufällig, dass er 1825 abgetragen werden musste. Der jetzt vorhandene
einfache Thurm würde noch in demselben Jahre gänzlich neu erbaut und bis
1828 auch das Innere der Kirche, die in den Befreiungskriegen mehrfach als
Aufbewahrungsort für Gefangene und als Lazareth hatte dienen müssen und
übel zugerichtet war, völlig erneut und dem gottesdienstlichen Gebrauche zurück-
gegeben.
In die südliche Kirchenwand in der Nähe der Thür ist ein (bei H. F. Otto
zu S. 547 stilwidrig abgebildeter) Grabstein eingelassen, mit der. sehr wohl er-
haltenen Majuskelumschrift:
m. d. maaaxara • i ■ d. ffiM’KGjEra . | ob. dhk. hqlökji
aomi&issii • n? • Biaiini? | gqi? - es • rvis mura
DI? • msyi? I HHHDl • BOTRGGTim ÖÖ ■ ffilSSQ!?!! •!
Die in ein langes und weites Gewand gekleidete und mit einem eigenthüm-
liclien Kopfgebende geschmückte in Flachrelief stehend dargestellte Verstorbene
hält zwei Wappenschilde schräg in den Händen; der Schild in der Rechten zeigt
ein der Burggrafschaft Meissen zugeschriebenes Andreaskreuz (Windmühlenflügel)
und der in der linken Hand die Beichliugischen Streifen. Neben der weiblichen
Figur tauchen über den Wappenschilden zwei kleine betende Gestalten auf, die,