Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0095
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kunststatistische Uebersicht.

er Kreis ist ausserordentlich arm an Kunstbauten. Das wichtigste
Denkmal war und ist die Kirche des Klosters Memleben, das obwohl
königlicher Stiftung durch die Eifersucht Uersfelds niedergehalten, sich
mit einer Kirche begnügte, welche zwar in ihrer räumlichen Ausdehnung
dem Münster zu Quedlinburg entsprach, aber doch nicht halb so gross
war wie die der Abtei Uersfeld und überdies in ihrer doppelthürmigen Westfa^ade
vielleicht niemals vollendet gewesen ist. In Folge früherer schmählicher Vernach-
lässigung ist sie seit dem dritten Jahrzehnt des 18. Jahrh. in Verfall gerathen und bis
auf die noch erhaltene Krypta nur als klägliche Ruine auf uns gekommen. Wenn
ältere Forscher in diesen Trümmern Ueberreste des Stiftungsbaues aus dem
10. Jahrh. zu erkennen meinten, so ist dies jetzt ein überwundener Standpunkt,
und über die Entstehung des Baues erst zu Anfang des 13. Jahrh. ist kein Zweifel
mehr, obgleich es an allen Nachrichten über Beginn und Fortgang desselben gänz-
lich fehlt. Derselben Spätzeit ist auch die elegante Dorfkirche zu Steinbach zuzu-
weisen, die wohl von dem benachbarten Kloster Bibra abhängig war. Die Kirche
des letzteren, in welcher man noch früh romanische Bestandtheile erkannte, musste
vor zehn Jahren einem Neubau weichen. Den beiden, vornehmlich durch Futt-
r ich’s Verdienst längst kunstgeschichtlich bekannten und gewürdigten Ueber-
gaugsbauten von Memleben und Steinbach reiht sich als ein jüngst neu entdecktes
Denkmal die unterirdische Kapelle im ehemaligen Nonnenkloster Hesler an," die
frühestens zu Ende des 13. Jahrh. entstanden zu sein scheint und dessen späte
Formen mit romanischen Elementen verbunden erkennen lässt. Von den Kirchen
der übrigen Nonnenklöster des Kreises sind entweder, wie in Donndorf. Hemm-
leben und Marienthal, gar keine, oder doch nur spätere und verstümmelte Ueber-
reste (in Cölleda) nachgewiesen. — Die Kirchen in den Städtchen des Kreises sind
so unbedeutend wie diese selbst und meist architekturlos. Von den Landkirchen,
bei denen die östliche Thurmstellung fast die Regel bildet, zeigen mehrere un-
geachtet ihrer modernen Umgestaltung noch Reste ursprünglich romanischer An-
lage, die sich in dem sonst unbedeutenden Bau zu Kalbitz noch ganz erhalten
hat. Romanische Thiirme sind in Burghäseler, Burgwenden und Krawinkel, Absiden
ausser in Kalbitz in Krawinkel und Leubingen, Spuren vom ehemaligen Vorhanden-
sein derselben zu Burgwenden und Nausitz nachgewiesen.
Die wenigen gothischen Kirchen sind durchaus unbedeutend und erst aus
der Spätzeit; nur Wolmirstedt zeichnet siel) durch die ganze Disposition und die
hübschen Kreuzgewölbe vortheilhaft aus; ausserdem können nur die halbachteckig
geschlossenen Chorräume in Bilsingsleben, Cölleda (an beiden Kirchen), Donndorf
und Gorsleben genannt werden (die beiden letzteren mit Ueberwölbung). Die alte
Kapelle in Burg-Häseler ist durch ihren spätgothischen Zellenausbau von Interesse.
 
Annotationen