(Herren-) Gosserstedt. (Dorf-) Griefstedt.
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Das Dorf bestand ursprünglich aus zwei Kirchengemeinden: Gosserstedt
Mariae und Gosserstedt Crucis, und in einer Urkunde von 1315 (Wolff 2,356)
kommen unter den Zeugen Heinrich Pleban zu S. Maria und Heinrich Pleban
zum h. Kreuz, beide in Gossirstete vor, während 1260 ein „Hermannus sacerdos
parochianus m Gocerstet“ (Otto S. 346) ohne weiteren Zusatz erwähnt wird.
1539 unterstand G. ad Beatam Virg. dem Patronate derer von Marschall, G. ad
S. Crucem dem Kloster Oldisleben und war bis 1540 Filial von Essleben, wurde aber
1540 als Filial zu Gosserstedt B. Mariae Virg. geschlagen. 1659 machte man den
Anfang mit dem Wiederaufbau der 80 Jahre wüst gelegenen Marienkirche, welche
nun mit Genehmigung des Consistoriums Trinitatis benannt, 1679 eingeweiht
wurde. Eine am nördlichen Eingänge befindliche, mit den Wappen derer von
Marschall und von Werthern versehene Steininschrift bekundet diesen Neubau,
bei welchem indess der Unterbau des sich in der Mitte erhebenden niedrigen Fach-
werkthurmes anscheinend noch von der älteren Kirche herrührt. Der damaligen
neuen Ausstattung des Gotteshauses gehören auch die silbernen Abeiidmahlsge-
fässe und zwei grosse Altarleuchter an; letztere sind mit dem von Marschall'sehen
Wappen und der Jahreszahl'1678 bezeichnet. — Die drei Läuteglocken von 1,13,
0,87 und 0,73m Durchmesser sind jüngeren Ursprungs; die grosse ist 1774 und
die kleine 1818 von den Ulrichs in Apolda gegossen, die mittlere 1856 von
Joh. Wittig in Erfurt.
Die Kirche S. Crucis, deren Titel später S. Viti war, stand schon im 17. Jahrh
ungebraucht und soll nach und nach verfallen sein; 1783 wurden die Steine
derselben zum Sacristeibau der Trinitatiskirche gebraucht, und im Jahre 1846
waren nur noch die Grundmauern vorhanden.
(Dorf-) Griefstedt.
Pfarrkirchdorf, zu dem ehemaligen Amte Sachsenburg gehörig, 30 Km. nord-
westlich ven Eckartsberga, 270 Einwohner. Griffestat erscheint im Breviarium
S. Lulli unter der Begüterung der Abtei Hersfeld, und 1233 schenkte Landgraf
Konrad von Thüringen sein Erbgut in Griefstete dem Deutschen Orden in Marburg,
der hier die am andern Ufer der Unstrut 1,5 Km. westlich von dem Dorfe (im
Kr. Weissenseo; s. Heft VI. S. 14) belegene Commende Griefstedt errichtete. Das
Dorf wurde 1590, 1676, 1681 und 1826 von grossen Bränden heimgesucht. Das
hiesige kleine neuschriftsässige Rittergut gehörte im 17. Jahrh. denen von Cruxen.
Das Kirchenpatronat ist landesherrlich. Die Kirche ist, wie eine aus eingelegten
Eisenstücken gebildete Jahreszahl an der Westseite bezeugt, im Jahre 1697 neu
erbaut, nachdem die alte, die bei dem Dorfbrande von 1676 gelitten hatte, wegen.
Baufälligkeit hatte abgetragen werden müssen. Der damalige Ortspfarrer Joh.
Gottfried Fischer hat im Kirchenbuche eine ausführliche Nachricht über den 1695
begonnenen Bau hinterlassen, aus welcher hervorgeht, dass die alte Kirche zu
St. Michael benannt war, und dass der untere Theil des an der Ostseite des
Schiffes der alten Kirche stehenden Thurmes (als Presbyterium) mit zum Gottes-
dienste benutzt wurde. Die jetzige Kirche, ein Oblongum mit östlich verbrochenen
Ecken, hat einen Fachwerkthurm über dem Westende. — Den die Kanzel mit
enthaltenden Altarbau haben laut Inschrift die Geschwister von Cruxen 1697 „aus
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Das Dorf bestand ursprünglich aus zwei Kirchengemeinden: Gosserstedt
Mariae und Gosserstedt Crucis, und in einer Urkunde von 1315 (Wolff 2,356)
kommen unter den Zeugen Heinrich Pleban zu S. Maria und Heinrich Pleban
zum h. Kreuz, beide in Gossirstete vor, während 1260 ein „Hermannus sacerdos
parochianus m Gocerstet“ (Otto S. 346) ohne weiteren Zusatz erwähnt wird.
1539 unterstand G. ad Beatam Virg. dem Patronate derer von Marschall, G. ad
S. Crucem dem Kloster Oldisleben und war bis 1540 Filial von Essleben, wurde aber
1540 als Filial zu Gosserstedt B. Mariae Virg. geschlagen. 1659 machte man den
Anfang mit dem Wiederaufbau der 80 Jahre wüst gelegenen Marienkirche, welche
nun mit Genehmigung des Consistoriums Trinitatis benannt, 1679 eingeweiht
wurde. Eine am nördlichen Eingänge befindliche, mit den Wappen derer von
Marschall und von Werthern versehene Steininschrift bekundet diesen Neubau,
bei welchem indess der Unterbau des sich in der Mitte erhebenden niedrigen Fach-
werkthurmes anscheinend noch von der älteren Kirche herrührt. Der damaligen
neuen Ausstattung des Gotteshauses gehören auch die silbernen Abeiidmahlsge-
fässe und zwei grosse Altarleuchter an; letztere sind mit dem von Marschall'sehen
Wappen und der Jahreszahl'1678 bezeichnet. — Die drei Läuteglocken von 1,13,
0,87 und 0,73m Durchmesser sind jüngeren Ursprungs; die grosse ist 1774 und
die kleine 1818 von den Ulrichs in Apolda gegossen, die mittlere 1856 von
Joh. Wittig in Erfurt.
Die Kirche S. Crucis, deren Titel später S. Viti war, stand schon im 17. Jahrh
ungebraucht und soll nach und nach verfallen sein; 1783 wurden die Steine
derselben zum Sacristeibau der Trinitatiskirche gebraucht, und im Jahre 1846
waren nur noch die Grundmauern vorhanden.
(Dorf-) Griefstedt.
Pfarrkirchdorf, zu dem ehemaligen Amte Sachsenburg gehörig, 30 Km. nord-
westlich ven Eckartsberga, 270 Einwohner. Griffestat erscheint im Breviarium
S. Lulli unter der Begüterung der Abtei Hersfeld, und 1233 schenkte Landgraf
Konrad von Thüringen sein Erbgut in Griefstete dem Deutschen Orden in Marburg,
der hier die am andern Ufer der Unstrut 1,5 Km. westlich von dem Dorfe (im
Kr. Weissenseo; s. Heft VI. S. 14) belegene Commende Griefstedt errichtete. Das
Dorf wurde 1590, 1676, 1681 und 1826 von grossen Bränden heimgesucht. Das
hiesige kleine neuschriftsässige Rittergut gehörte im 17. Jahrh. denen von Cruxen.
Das Kirchenpatronat ist landesherrlich. Die Kirche ist, wie eine aus eingelegten
Eisenstücken gebildete Jahreszahl an der Westseite bezeugt, im Jahre 1697 neu
erbaut, nachdem die alte, die bei dem Dorfbrande von 1676 gelitten hatte, wegen.
Baufälligkeit hatte abgetragen werden müssen. Der damalige Ortspfarrer Joh.
Gottfried Fischer hat im Kirchenbuche eine ausführliche Nachricht über den 1695
begonnenen Bau hinterlassen, aus welcher hervorgeht, dass die alte Kirche zu
St. Michael benannt war, und dass der untere Theil des an der Ostseite des
Schiffes der alten Kirche stehenden Thurmes (als Presbyterium) mit zum Gottes-
dienste benutzt wurde. Die jetzige Kirche, ein Oblongum mit östlich verbrochenen
Ecken, hat einen Fachwerkthurm über dem Westende. — Den die Kanzel mit
enthaltenden Altarbau haben laut Inschrift die Geschwister von Cruxen 1697 „aus