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Bulletin du Musée National de Varsovie — 5.1964

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No.3-4
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Ruszczyc, Janina: Das Bild der "Beweinung Christi" aus Pułtusk und seine Beziehungen zur Pietà von Michelangelo
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https://doi.org/10.11588/diglit.17159#0087
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Janina Ruszczyć

DAS BILD DER „BEWEINUNG CHRISTI" AUS PUŁTUSK
UND SEINE BEZIEHUNGEN ZUR PIETA VON MICHELANGELO

Fiir die grosse Ausstellung der Warscliauer Malerei vom Mittelalter bis zur Gegenwart, die
zur Hundertj ahrfeier des Nationalmuseums in Warschau im Sommer 1962 veranstaltet wurde,
sind fiir die Zeit vom Mittelalter bis zur Halfte des 18. Jahrhunderts ausser den Warscliauer
Biićern auch Bilder und Plastiken aus dem ganzen Gebiet der fraheren Provinz Masovien
berangezogen worden. Zu den interessantesten Beispielen der Renaissancemalerei gebórte
auf dieser Ausstellung ein Altarbild1 aus der Kollegialkirche in Pułtusk der friiheren Resi-
denzstadt der Bischofe von Płock.

Das Thema des Bildes gleicht dem einer Pieta. Auf der Ausstellung ist es ais Beweinung
bezeichnet worden und unter diesem Titel wird es hier besprochen. Die in den Berichten
der Kollegialkirche gebrauchte Bezeicbnung Kreuzabnahme scheint weniger dem Inhalte des
Bildes zu entsprechen. (Abb. 1).

In der Mitte der Komposition befindet sich eine Gruppe von vier Gestalten, die mit dem
iiber ihr hinaufragenden vertikalen Balken des Kreuzes eng verbunden ist. Ganz vorne
ist der nackte Korper des toten Christus zu seben. Er ist nur mit einem schmalen Lenden-
tucb bedeckt und gleitet zwischen den Knien der hinter ihm sitzenden Mutter zum Boden.
Der Leichnam Christi ist scbon ganz kraftlos, die beiden Beine liegen auf der E, de, der Kopf
ist nach vorne geneigt. Trotz der Ohnmacht der Glieder, behiilt der Oberkoper seine aufrecbte
Haltung, weil die auf den Knien der Mutter liegenden Arme von zwei halbnackten Engeln
gebalten werden. Maria bildet den Gipfel dieser Gruppe, ihre Arme sind weit ausgebreitet,
der Kopf zuriick geworfen und das Gesicht zj.ru Himmel gewendet. Sie wird ais eine altere
Frau, dereń Gesicht vom Schmerz entstellt ist, dargestellt (Abb. 2). Sie ti agt ein hellrosa Kleid
mit langen enganliegenden Armeln. Der ec'_ige Ausschnitt am Halse ist mit einer dtin-
nen Goldborte verziert. Ein zarter Saum, wohl der Spitzenbesatz des unter dem Kleide be-
findlichen Hemdes mildert ein wenig die Strenge dieser Tracht. Auf dem Kopf hat Maria ein
lose hangendes Tuch, dessen Ende auf ihre rechte Schulter herunterfliesst. Ihr blauer Mantel
ist herunter geglitten und bedeckt in weichen Falten ihre Knie. Unter dem Mantel ist der
rechte Fuss im gelben Schuh zu sehen. Die beiden, die Arme Christi haltenden, Engel sind in
lose drapierte Togen gekleidet. Der goidlockige En^el auf de ■ rechten Seite hat eine griinlich-blaue
Toga urn, der aschblonde auf der linken eine sonnig-gelbe. Zu dieser Gruppe neigen sich zwei Frau-
en die durch ihre Mimik und Gebarden ihre Verzweiflung bezeigen. Sie scheinen in grósster Eile
gekommen zu sein. Scheinbar symmetrisch, unterscheiden sie sich in vieler Hinsicht in Tracht,
Farbę und Gebarden. Mit besonderer Sorgfalt ist die Frau zur rechten Seite des Kreuzes dar-
gestellt. Sie hat dunkelblondes Haar, geschmiiekt mit einem goldenen Band, und ein dunkel-
griines, mit golden Knópfen verziertes Kleid. Um die Frau, die von der linken Seite herbei-
eilt, schwebt im Windę ein blauer Mantel. Ihr dunkles Haar bedeckt eine diinne, weisse Haube

1. Ol. Leinwand, 173 X 132. Das Bild, welcfaes sich stiindig in einem Barockaltar der Kapelle des Bischof Noskowski be-
findet. ist ziemlich spat ausgeliehen worden und deswegen konnte es in Katalog der Ausstellung nicht berucksicbtigt werden.

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