Bulletin du Musée National de Varsovie (19.1978)

usversuchung weichen ubereinstimmend von diesem Gemiilde ab, jedoch mit dem Unterschied,
dafi bei aller Vereinfachung im Detail der zentrale Felsen auf dem Kolner B.ld analog dem
der Helbing — Tafel gebildet ist. Auf den Gemalden aus Genf und Warschau ist der Mittelfelsen
dagegen gleichartig aus zwei aneinandergefugten Felstiirmen gebaut. Auch enthalten beide
Tafeln die Entfuhrung des Heiligen in die Liifte in ubereinstimmender Formulierung. Anderer-
seits ist die Genfer Tafel entsprechend der Kolner Fassung rechts erweitert und ihr darin enger
verbunden ais dem Warschauer Bild, auf dem gegemiber den anderen \ ersionen das Landschaft-
liche entschieden vereinfacht ist. Ais hypothetische Fntstehungsfolge kann demnaeh Helbing—
Koln—Genf—Warschau angenommen werden.

Nun ist die Frage der relativen Chronologie vergleichsweise iiebensaehlich, da die genannten
Fassungen — dies sei vorweggenommen— durchgehend dem friihen 16. Jahrhundert ange-
horen. Wichtiger ist die Lósung eines anderen Problems, ob namlich aus der mehrfachen Uber-
lieferung ein und derselben Komposition auf ein verlorenes Urbild Boschs geschlossen werden
kann, oder ob ein in der Nachfolge entwickelter Bildtyp ausgehend von der Helbing ■— Tafel
liber mehrere Stationen tradiert wurde.

Fragen wir zuerst nach den Indizien, die auf ein verlorenes Urbild hinweisen. Die Kolner
Tafel, aus vier vertikalen Malbrettern zusammengesetzt, wirkt durch die einheitlich angelegte
Landschaft ais in sich geschlossenes Bild. Die im Vordergrund aufragenden Felsnasen deuten
jedoch eine Teilung der Bildflache im Verhaltnis 1:2:1 an. Es ist denmach nicht auszu-

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