DOI Heft:
Nr. 1-2
DOI Artikel:Kozak, Anna; Bräuer, Albrecht [Ill.]; Muzeum Narodowe w Warszawie [Mitarb.]: Gemälde und Zeichnungen Albrecht Bräuers im Nationalmuseum Warschau und Nationalmuseum Wrocław
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.18903#0029
«chlichen Korpers, sein Verhaltnis zu den Tieren, der Unterschied der mannlichen und weiblichen
Formen, der Aufbau, die konstanten Verhaltnisse der Teile, die voIlkommene Durchsichtigkeit
von Fleisch und Bein und der Einblick in das Łebendige, welches Fleisch und Bein beherrscht,
das alles that sich in wunderbarer Klarheit vor seinen Scbiilern auf"20. Dabei beschrankte
sich Brauer nicht nur darauf, seine Schiiler in die Geheimniśse der Werkstatt einzuweihen:
„Man horte ihn nicht nur technische Detailfragen behandeln, mai vernahm Worte der Philo-
sophie, Religion, des Lebenswandels, man staunte, ihn żwischendurch von Dichtkunst und
Musik mit trefflicher Kiirze reden zu hóren"21. Mit ahnlichen Worten charakterisierte ihn Fritz
Erler, einer seiner begabtesten Schiiler': „Er war eine starkę Personlichkeit, ein ehrlicher und
idealer Kiinstler, ein Mann von der seltensten Hingebung fiir die, welche er liebte, von grosser
und vielseitiger Begabung, die leider unter dem Drucke maneh misslicher Verhaltnisse nie
recht zur Bliithe kam. Aber wer seine Arbeiten, die wohl jetzt, nach seinem Tode, an's Licht
treten diirfen, kennt, der weiss, dass die ganze Bewegung von moderner Stylisierung der Natur-
formen und dereń Zweck-Anpassung von jenem stillen Mannę in Breslau mit vollem Bewusstsein
zwanzig Jahre vorher antizipiert worden sind. Mit Hinweisen, z.B. auf die unbeachtete Sehonheit
der herkommlichen Handwerkszeuge, die eines Zimmermanns etwa, weiter auf die frappante
Aehnlichkeit der Schwingungen des Profil seines Vogelbrustbeins mit einer antiken Vase, auf
die gesetzmassig ornamentale Wirkung eines Seerosen—Durchschnittes, auf den goldnen
:Schnitt an menschlichen, thierischen oder pflanzlichen Erscheinungen erschloss er eine neue
Welt der Beobachtung"22. Sowohl F. Erler ais auch andere Schiiler des Kiinstlers ■— Hans
Baluschek, Walter Firle oder Eugen Spiro — spielten eine beachtliche Rolle bei der Entwicklung
20. ebenda, S. 20f.
21. ebenda, S. 22.
-22. H.E. v. Berlepsch, op. cit., S. 96.
7. Albrecht Brauer, Lasset die Kindlein zu mir kommen, Karton, 1878, friiher im Besitz von.
v Magdalenę Brauer (Photo nach Abb.)
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Formen, der Aufbau, die konstanten Verhaltnisse der Teile, die voIlkommene Durchsichtigkeit
von Fleisch und Bein und der Einblick in das Łebendige, welches Fleisch und Bein beherrscht,
das alles that sich in wunderbarer Klarheit vor seinen Scbiilern auf"20. Dabei beschrankte
sich Brauer nicht nur darauf, seine Schiiler in die Geheimniśse der Werkstatt einzuweihen:
„Man horte ihn nicht nur technische Detailfragen behandeln, mai vernahm Worte der Philo-
sophie, Religion, des Lebenswandels, man staunte, ihn żwischendurch von Dichtkunst und
Musik mit trefflicher Kiirze reden zu hóren"21. Mit ahnlichen Worten charakterisierte ihn Fritz
Erler, einer seiner begabtesten Schiiler': „Er war eine starkę Personlichkeit, ein ehrlicher und
idealer Kiinstler, ein Mann von der seltensten Hingebung fiir die, welche er liebte, von grosser
und vielseitiger Begabung, die leider unter dem Drucke maneh misslicher Verhaltnisse nie
recht zur Bliithe kam. Aber wer seine Arbeiten, die wohl jetzt, nach seinem Tode, an's Licht
treten diirfen, kennt, der weiss, dass die ganze Bewegung von moderner Stylisierung der Natur-
formen und dereń Zweck-Anpassung von jenem stillen Mannę in Breslau mit vollem Bewusstsein
zwanzig Jahre vorher antizipiert worden sind. Mit Hinweisen, z.B. auf die unbeachtete Sehonheit
der herkommlichen Handwerkszeuge, die eines Zimmermanns etwa, weiter auf die frappante
Aehnlichkeit der Schwingungen des Profil seines Vogelbrustbeins mit einer antiken Vase, auf
die gesetzmassig ornamentale Wirkung eines Seerosen—Durchschnittes, auf den goldnen
:Schnitt an menschlichen, thierischen oder pflanzlichen Erscheinungen erschloss er eine neue
Welt der Beobachtung"22. Sowohl F. Erler ais auch andere Schiiler des Kiinstlers ■— Hans
Baluschek, Walter Firle oder Eugen Spiro — spielten eine beachtliche Rolle bei der Entwicklung
20. ebenda, S. 20f.
21. ebenda, S. 22.
-22. H.E. v. Berlepsch, op. cit., S. 96.
7. Albrecht Brauer, Lasset die Kindlein zu mir kommen, Karton, 1878, friiher im Besitz von.
v Magdalenę Brauer (Photo nach Abb.)
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