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und die Handlungen sind viel starker dramatisiert und dynamisiert. Diese expressiv-
barocke Kompositionsformel des Historienbildes erinnert an die Losung der thematisch
verwandten Szene des Todes des Seneca in zwei Loths Gemalden - einem im
Privatbesitz in Mailand25 und dem anderen in SchleiBheim (Abb. 12)26. Es ist sehr
aufschluBreich, den Warschauer Tod Catos von Loth mit dem von Langetti zu verglei-
chen. Ewald schreibt hinzu: [...] Fur die Interpretation eines Bildthemas wahlt Langetti
den dramatischen Augenblick, Loth hingegen einen zustandlichen. Man vergleiche ais
Beispiel die Darstellung des Sterbenden Cato. In Langettis Bild (Palazzo Rezzonico,
Venedig, Abb. 13 - und in dessen Varianten in der Galleria di Palazzo Rosso, Genua,
und der Galleria G. Zabert, Turin27) schreit Cato, der sich den TodesstoB versetzt hat, auf
in rasendem Schmerz, die Linke greift nach der Wunde, der das Blut entstromt, die
Rechte umschlieBt krampfhaft den blinkenden Dolch. Loth hingegen zeigt Cato in stoi-
scher Ruhe, und nur in dem nach oben gerichteten Blick liegt der Ausdruck verhaltenen
Schmerzens; Zuruckhaltung und Gemessenheit des Gefuhlsausdrucks sind charakteri-
stische Stilmerkmale Loths.”28

III. 1. DER MANN MIT SCHADEL (HERAKLIT?) Abb. 14

Ólgemalde auf Leinwand, 117x90,2 cm29
Nationalmuseum Warschau lnv.-Nr. 128621

Kniestuck; Darstellung eines sitzenden, halbnackten, graubartigen Greisen, der
seinen Kopf auf dem linken Arm stutzt in der Meditations- bzw. Melancholie-Pose; die
Rechte weist mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach unten; das Haupt im rechten
Profil, der Oberkórper im Halbprofil aufgefaBt; ais Attribut und Gegenstand der Vanitas-
Meditation tritt hier der Schadel eines Pferdes, rechts unten, hervor. Das Inkarnat des
Kórpers ist urn die graulichen und Rosa-Farbstrichen bereichert; das gefaltete Gewebe
urn die Hiifte ist olivengrun und mit weiBen und stahlblau-grauen Tonen nuanciert; der
Schleier gefaltet ums Haupt und urn den Ellenbogen ist braunlich-stahlblau (stark
nachgedunkelt); der Hintergrund - braunschwarzlich.

III. 2. DER MANN MIT VASE (DEMOKRIT?) Abb. 15

Ólgemalde auf Leinwand, 117,6x87,1 cm30

Nationalmuseum Warschau lnv.-Nr. 128623, SchloB Łazienki, Warschau

Kniestuck. Ein junger Mann sitzt halbnackt, im linken Profil dargestellt, sein Gesicht
dem Beschauer zugerichtet; sein Kórper ist kraftig muskulós; in seiner Linken halt er
einen kupfer-silbernen, reich gezierten Krug, die Rechte mit ausgestrecktem Zeigefinger
hebt er nach oben empor; der rotę und weiBe Mantel umhullt seine Lenden und Hufte
und ist auch urn sein Arm und Hals uberworfen.

25. Leinwand, 154 x 202; Ewald 524, Taf. 65.

26. Bayerische Staatsgemaldesammlungen, Leinwand 186 x 267; Ewald 525, Taf. 10.

27. R. Pallucchini, op. cit., II, Abb. 792. M. Stefani Mantovanelli, ,,Giovanni Battista Langetti”, Saggi e Memorie di
storia dell’arte 17, 1990, S. 59-60, Abb. 10-12 (Fur eine andere Auffassung vgl. auch die Abb. 14-18).

28. Ewald, S. 24.

29. Ewald 535, Taf. 66, ais ,,Allegorie auf die Verganglichkeit”.

30. Ewald 538, Taf. 66, ais „Allegorie auf die Verganglichkeit”.

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