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Beide Gegenstucke stammen aus der Sammlung des Konigs Stanislaus August
Poniatowski, wo sie ais Werke von „Carlo Lutti” bezeichnet wurden31; bis 1939 wurden
sie in der Gemaldegalerie des Lustschlosses Łazienki in Warschau ausgestellt, nach
dem 2. Weltkieg kamen sie in diese Galerie wieder zuruck ais Besitz des
Nationalmuseums Warschau.

Die Zuschreibung beider Gemalde an Loth wurde nie bezweifelt32. Sie findet voll-
kommene Begrundung sowohl in der typisch Lothschen Malweise (scharfes Helldunkel,
fast monochrome Koloristik mit ein paar intensiven Farbakzenten, freie, virtuose
Pinselfuhrung, nuancenreiche Modellierung der Kórperflachen) wie auch in den kompo-
sitionelien Ahnlichkeiten mit vielen anderen Werken Loths. Ein eng verwandtes Paar
Gegenstucke - vermutlich auch eine Darsteilung von Heraklit und Demokrit - befindet
sich in der Eremitage, St. Petersburg (Abb. 16-17)33.

Die Haltung des Demokrit zeigt sich ais sehr kennzeichnend fur die
Komponierungsart der Figuren bei Loth; sie ist in mehreren Werken des Malers zu fin-
den, beispielsweise in Jakobs Segnung der Sóhne Josephs im Kunsthistorischen
Museum in Wien (Abb. 18)34. Fast identisch ist die Auffassung des Torso und der Arme
des Junglings recht unten in der Kindheit des Jupiter im Statens Museum for Kunst in
Kopenhagen (vor 1668)35. Derselbe physionomische Typus des jungen Mannes laBt sich
in zahireichen Werken Loths verfolgen: der Verlorene Sohn in der Heimkehr des
Verlorenen Sohnes in der Eremitage, St. Petersburg, der Blinde in Christi Heilung des
Blinden im SchloB Nymphenburg, Munchen, der Verletzte in den Darstellungen des
Barmherzigen Samariters in Nymphenburg, Paris (Eglise Lutherienne des Billets,
Sakristei) und Venedig (Slg. Martinuzzi) und der Jungling in dem Bild Der hl. Valentin
heilt einen kranken Jungling in S. Luca, Venedig36.

Der Łazienki-Heraklit hat in Loths Oeuvre noch mehr Analogien, da der Typus des
langbartigen, nackten, in der Profilsicht, ais Halbfigur bzw. Kniestuck dargestellten
Greises zum Repertoire von Loths beliebtsten, meist wiederholten Motiven gehórt. Man
entdeckt ihn u.a. in folgenden Gemalden: Der Besuch der Engel bei Abraham
(Gateshead, Shipley Art Gallery, und seine Werkstattwiederholung im Privatbesitz in
Venedig)37, Isaak segnet Jakob (Kunsthandel Dorotheum, Wien, 8.4.1922, Nr. 71 )38,
Tobias heilt seinen blinden Vater (Kunsthandel Franke, Leipzig, 1934)39 - wobei sich in
jenen drei Bildern dieselbe Geste der Rechten wiederholt - und weiter in den
Darstellungen des Hl. Hieronymus in der BuBe (Museo Civico, Padua; Privatbesitz,
Starnberg; Congregazione della Carita, Palazzo Contarini del Bovolo, Venedig)40, in
Jakobs Segnung der Sóhne Josephs (Museo Civico, Padua) (Abb. 18)41, in dem Diogenes
(Nationalmuseum, Stockholm)42, sowie in dem Saturn-Chronos (Coli. Berti, Oderzo b.

31. Erworben vermutlich in den 1780er Jahren durch die Agenten des Konigs in Venedig, Dal Oglio und Bernardi;
erstmals erwahnt im lnventar der koniglichen Gemaldegalerie von 1795, Nr. 1659-1660 - T. Mańkowski, Gale-
ria Stanisława Augusta, Lwów 1932, S. 380.

32. Iskierski, op. cit., Nr. 67-68; Ewald, loc. cit.; Catalogue ot Paintings ot the Foreign Schools. National Museum in
Warsaw, B. I, Warszawa 1969, Nr. 692-693.

33. Heraklit Leinwand 119 x 87,5 cm; Demokrit. Leinwand 109 x 84 cm; Ewald 534 u. 537, Taf. 37-38.

34. Ewald 74, Taf. 48.

35. Ewald 409, Taf. 16.

36. Ewald 176, Taf. 55; 155, Taf. 56; 162, Taf. 55 (Werkstattarbeit); 164; 167, Taf. 55; 351, Taf. 58.

37. Ewald 21-22, Taf. 19, 20, 51.

38. Ewald 56, Taf. 52, Werkstattarbeit (H.A. WeiBenkirchner?).

39. Ewald 122, Taf. 59.

40. Ewald 266, 269, 270, Taf. 60, 9, 60.

41. Ewald 73, Taf. 53.

42. Ewald 495a, Taf. 66.

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