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Schon im Dezember 1900 veranstaltete die Gesellschaft der Freunde der Schonen
Kunste in Lemberg eine Ausstellung von japanischen Graphiken und Klingers Radierun-
gen. 1903 konnte man dort sieben graphische Folgen Klingers sehen, die die Ausstel-
lung von Gemalden Bócklins begleiteten. Im Jahre 1908 wurde ebenfalls in Lemberg
Klingers Abhandlung Malerei undZeichnung aus dem Jahre 1891 herausgegeben, in der
er seine asthetischen Anschauungen und sein Verstandnis von der Bedeutung und der
Eigenart kunstlerischer Techniken und die ihnen von ihm zugewiesenen Rollen zusam-
menfaBte.

Angesichts dieser Tatsachen darf man behaupten, daB polnische Kunstler einiger-
maBen auf dem laufenden waren, was das Schaffen Klingers anbetrifft. Bevor noch die
ersten Erwahnungen zu diesem Thema in polnischen Kunstzeitschriften erschienen,
konnte sich die polnische Malerkolonie in Paris auf Ausstellungen der deutschen moder-
nistischen Kunst und bei den Kunsthandlern mit Klingers Folgen bekannt machen. Zu je-
ner Zeit kam der Autor selbst zu den eigenen Vernissagen nach Paris.

Józef Mehoffer hatte wahrend seines Aufenthalts in Paris die Móglichkeit, die Tech-
nik Klingers kennenzulernen, worauf er sich fur die Kunstlergraphik zu interessieren be-
gann und selbst mehrere Radierungen schuf. In seinen Briefen an Stanisław Wyspiańs-
ki erwahnt Mehoffer die Komposition Genie, zu der ihn das Blatt Raub des Lichtes (Abb.
1) inspiriert hatte - eines der sieben, die die Geschichte des Prometheus in der Folgę
Brahmsphantasie, Opus XII, schildern. Aus der Beschreibung Mehoffers - „sie zeigt

2. Józef Mehoffer, Herodes, Ausschnitt aus dem Glasfesterkarton fur den Freiburger Dom, 1904 (Photo nach Józef
Mehoffer, Ausstellungskatalog, Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych, Warszawa 1935)

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