10. Franz Werner vonTamm,
Totes Wild, von einem
Jagdhund bewacht, 1706,
Wien, Kunsthisforisches
Museum
Die Jagd ist ein Vergniigen, und wenn der Tag sich seinem Ende nahert und
die Sonne untergeht, bleiben die Erinnerung an ein nettes Abenteuer und die
Jagdbeute21. Nicht zufallig besteht diese Beute vor allem aus Vogeln und Elasen.
Das hollandische Wort vogel (PI. vogelś) bedeutet nicht nur einen Vogel, sondern
ist auch ein Synonym fur das weibliche Geschlechtsorgan, und mit dem Wort
uogelaar bezeichnete man diejenigen, die sich zum Liebesakt anschickten oder
ihn betrieben. Das Verb vogelen - auf Deutsch “vógeln” - ist die
umgangsprachliche Bezeichnung fur das Kopulieren. Es gibt zahlreiche
literarische Texte aus dem 16. und 17. Jh., in denen mit den Worten vogel und
vogelen gespielt wird. Auch der Elase hat ahnliche metaphorische Bedeutungen.
Bereits in der Bibel galt er ais ein unreines Tier. In der antiken Mythologie war
er ein Attribut von Eros und Venus, und bei Ovid symbolisierte er den
Sexualakt. Bei Ripa war er ein Symbol der Fruchtbarkeit und der Korperlichkeit.
Die derbe hollandische Redewendung de haas jagen bezeichnete den
Geschlechtsakt. Johan de Brune d.J. schrieb unumwunden: “Die physische
Liebe nennt man Jagd, und die Liebenden sind Jagern ahnlich”22 *.
21 Eine eingehende Analyse und Interpretation von zwei ausgewahlten Stilleben enthalt mein
Beitrag “Martwa natura z warzęchą - dwa obrazy Franza Wernera von Tamm”, in: Biuletyn
Informacyjny Konserwatorów Dzieł Sztuki, 1995, Nr. 1, S. 18-20.
22 Zitiert nach: Ars Emblematica, ukryte znaczenia w malarstwie holenderskim XVII w.. Muzeum
Narodowe w Warszawie, Warszawa 1981, s. 107, Kat.-Nr. 31 (L. Brusewicz).
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Totes Wild, von einem
Jagdhund bewacht, 1706,
Wien, Kunsthisforisches
Museum
Die Jagd ist ein Vergniigen, und wenn der Tag sich seinem Ende nahert und
die Sonne untergeht, bleiben die Erinnerung an ein nettes Abenteuer und die
Jagdbeute21. Nicht zufallig besteht diese Beute vor allem aus Vogeln und Elasen.
Das hollandische Wort vogel (PI. vogelś) bedeutet nicht nur einen Vogel, sondern
ist auch ein Synonym fur das weibliche Geschlechtsorgan, und mit dem Wort
uogelaar bezeichnete man diejenigen, die sich zum Liebesakt anschickten oder
ihn betrieben. Das Verb vogelen - auf Deutsch “vógeln” - ist die
umgangsprachliche Bezeichnung fur das Kopulieren. Es gibt zahlreiche
literarische Texte aus dem 16. und 17. Jh., in denen mit den Worten vogel und
vogelen gespielt wird. Auch der Elase hat ahnliche metaphorische Bedeutungen.
Bereits in der Bibel galt er ais ein unreines Tier. In der antiken Mythologie war
er ein Attribut von Eros und Venus, und bei Ovid symbolisierte er den
Sexualakt. Bei Ripa war er ein Symbol der Fruchtbarkeit und der Korperlichkeit.
Die derbe hollandische Redewendung de haas jagen bezeichnete den
Geschlechtsakt. Johan de Brune d.J. schrieb unumwunden: “Die physische
Liebe nennt man Jagd, und die Liebenden sind Jagern ahnlich”22 *.
21 Eine eingehende Analyse und Interpretation von zwei ausgewahlten Stilleben enthalt mein
Beitrag “Martwa natura z warzęchą - dwa obrazy Franza Wernera von Tamm”, in: Biuletyn
Informacyjny Konserwatorów Dzieł Sztuki, 1995, Nr. 1, S. 18-20.
22 Zitiert nach: Ars Emblematica, ukryte znaczenia w malarstwie holenderskim XVII w.. Muzeum
Narodowe w Warszawie, Warszawa 1981, s. 107, Kat.-Nr. 31 (L. Brusewicz).
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