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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0208

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beschrankte. Immer aber standen Reiter, spater ais Ritter, in der Hierarchie
hoher ais andere Soldaten, was auch durch ihre Ausriistung bedingt war,219 die
in der Ikonographie sichtbar geworden ist. Die christliche Tradidon ist an diesen
Tatsachen nicht vorbei gegangen, sie hat das Bild des Reiters - ob Herrscher
oder Heiliger - integriert und in ihre Ikonographie aufgenommen.

Dennoch erhebt sich die Frage, ob trotz der Verbreitung der Reitkunst
einige Attribute erhalten geblieben sind, die erlauben, verschiedene Reiter
voneinander zu unterscheiden. Die besonders prachtige Ausstattung von
Pferd und Reiter bei dem in Faras dargestellten Merkurios labt moglicher-
weise einige Besonderheiten herauszukristallisieren, die ais ikonische Zeichen
eine Bestimmung des Reiters erlauben.

2.1.2. Leider labt der Erhaltungszustand der Wandmalerei keine
detailgetreue Rekonstruktion der Komposition zu; dennoch ist die Purpurfarbe
der Kleidung des Reiters ein eindeutiges Signifikant. Die Bedeutung dieser
Farbę ist sowohl bei den poipkyrogenetoi (den „im Purpur geborenen”) der
Byzantiner ais auch bei den Nubiern gleich (Abb. 14). Nur Herrschern war es
erlaubt, purpurgefarbte Gewandstoffe zu tragen (Cod. Just. IV 40, 1; XI 9,
3-5).220 Neben der so gefarbten Kleidung lassen sich noch Saphire und ahnlich
wirkende Farben erkennen, die man im biblischen Sinne ais Zeichen der
Gottesnahe221 und der Auferstehungserwartung222 verstehen kann. Neben
Saphiren (Bestandteile des Gottesthrones) in der Krone, finden sich auch
Rubine, die Bestandteile christlicher Herrschaftskronen waren.223

Die Angriffshaltung des Reiters im Galopp ist durch seinen Speer (leider ist
es nicht mehr zu erkennen, ob es sich um eine mit Kreuzzeichen versehene
Waffe handelt224) und Schild kenntlich gemacht. Der Eindruck eines siegreichen
Herrschers drangt sich durch den fehlenden Nimbus auf, eine Tatsache, die
bewubter Hinweis auf eine konkrete historische Personlichkeit sein konnte.
Gleichzeitig ist aber auch eine apotropaische Funktion des Bildes durch die
Glocken am Pferd besonders hervorgehoben worden. Dab dies auch einen
realen Bezug hatte, gehort zu den allgemein anerkannten historischen Fakten.
Man fand eine solche Ausstattung bei den herrschaftlichen Pferden in den
Grabem von Qustol/Ballana. Es ist bekannt, dab man mit „lautenden” Pferden
in den Krieg zog, was Angst bei den Feinden erzeugen sollte.225

Abbildungen) verwiesen werden.

219 Piggott, op. cit., S. 69-122; Restle, Herrschaftszeichen..., op. cit., S. 948ff.

220 OxDicByz 3, S. 1759f. (mit Lit.); Steigerwald, op. cit., S. 23Off. s. auch A. Theroux, Purpurn,
(Anleitungen eine Farbę zu lesen), amerik. Orig. 1996, Hamburg 2000, bes. llff.

221 M. Lurker, Wórterbuch biblischer Bilder und Symbole, Munchen (1973), 1987 (3. Aufl.), S. 87.

222 G. Heinz-Mohr, Lexikon der Symbole, Diisseldorf-Koln (1971), 1979 (5. Aufl.), S. 101.

222 Schramm, Herrschaftszeichen..., op. cit., S. 605.

229 Bei kampfenden Heiligen und Engeln finden sich sehr haufig Kreuzlanzen, vgl. J.G. Deckers,
„Die Anfange von Legende, Kult und Bild”, in: Sanct Georg..., op. cit., S. 43-53, Abb. 2ff.

225 H. Hickmann in: Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. v. F. Blume, 17 Bde, Kassel
u. a. 1949-1986, Bd. 5, 1956, S. 267-276; OxDicByz 1, S. 279. Man denke auch an die magische
Wirkung von Glocken (H.A.W. Niemann in: TRE 13, 1984, S. 446^52, bes. 448f.).

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