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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0161
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Ausser den Handschuhen kommen in den Tagen des Mittel-
alters, zur Erwärmung der Hände hei Feier des heil. Opfers auch
noch mehr oder weniger reich verzierte Wärmäpfel in Anwendung,
die jedoch nur hei strenger Winterkälte in Gebrauch genommen
wurden. Diese meist kunstreich verzierten Geräthe nannte man
caA/hcAra oder pmnu ad caA/acA?mhM manag. Mir haben
auf Seite 119 unseres Werkes: ))Die Kleinochen des heil, römischen
Reiches deutscher Nation etc. etc. n jenen schönen Wärmapfel ab-
gebildet und beschrieben, der sich heute noch, aus dem Beginne
des XIY. Jahrhunderts herrührend, im Schatze zu Halberstadt
befindet. Auf'Tafel XX, Fig. 29 desselben Werkes ist der Wärm-
apfel, welcher zu den deutschen Reichskleinodien gehört, in natür-
licher Grösse veranschaulicht und von Seite 117—119 beschrieben.
Derselbe hat sich heute noch als Reminiscenz an die Krönung
deutscher Kaiser in der Sakristei von St. Peter in Rom erhalten.
Zum Beweise, welchen Reichthum des Materials und welche
kunstreiche Ausarbeitung in den ornamentalen Einzelnheiten man
bei Anfertigung bischöflicher Handschuhe gegen Ausgang des Mittel-
alters verwendete, führen wir hier noch eine interessante Stelle an,
die sich in dem Verzeichnisse der versetzten Pfänder des Erzbischofs
von Cöln, Theoderich's II. (regiert von 1414—1463 ), vorfindet. Nach-
dem in langer Reihe che kostbarsten silbernen und goldenen Gefässe
namhaft gemacht sind, die Erzbischof Theoderich dem damaligen
Herzog von Cleve zu Pfand überliess, kommt auch folgende Stelle
vor: altern des Vridages nac deme Sondage Jubilate is versat alsulche
Pende licrna geschreven Sols-Kyndsone dem Jueden dae by geweist
is Jot Rentmeister Fridr. van Sarwert ind Job. Huscner^). Zum
irsten ein Par Hcnschen mjt Perlen, der ejne mit den clrjn Konyncgen,
der ander mjt ejne Crucehx. Item ein ander Par Henchen yech-
lichen mjt ejnre Broidschen up der Handt mjt Gestejntz. Item in
dem Myddel ejn Sohr wigende II. Mr. . XIIII Loit Goultz geacht
vur . . . CXXXI Guld. ((
Aus dieser ausführlichen Beschreibung geht also hervor, dass
in der letzten Hätte des XV. Jahrhunderts am Rhein die bischöf-
lichen Handschuhe noch in ähnlicher Weise mit goldenen Zierrathen,
die in englischen, französischen, böhmischen und italienischen Schatz-
verzeichnissen, wie wir früher sahen, abwechselnd mit verschiedenen
Benennungen, als ?no?nM<3, yhudac, pAcne bezeichnet wurden,

h Aus dem Archiv für die Geschichte und Statistik des Vaterlandes
I. Band S. 236—243. Bonn, im Verlag des Intelligenz-Comptoirs, 17s5.
 
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