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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0235
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219

Schon der h. Gaudenz von Brescia erwähnt in einer Rede über die
bischöfliche Würde (um das Jahr 387) des Hirtenstabes mit fol-
genden Worten: Jam non propter se baculum portat, sed propter
eos, quibus dici necesse est: Quid vultis? in virga veniam ad vos
an charitatePQ
Wenn es der Raum gestattete, würde es ein Leichtes sein,
hier in langer Reihe die Beweisgründe anzuführen, dass sowohl in
der abendländischen wie in der morgenländischen Kirche die bi-
schöflichen Stäbe als Abzeichen der oherhirtlichen Würde liturgisch
fortwährend sich in Gebrauch befanden^). Diese Stäbe waren in den
frühesten Zeiten meistens niedrig und einfach gehalten; im Laufe
der Jahrhunderte jedoch haben sie sich, wie überhaupt alle litur-
gischen Pontiücalornate, hinsichtlich ihrer Gestalt und ihrer äussern
Ausstattung reicher entwickeltQ. Den Namen ubpu
gleichbedeutend mit dem lateinischen Ausdruck pcdm?q führt schon
seit den ältesten Zeiten der bischöfliche Stab, um die Aehnlichkeit
anzudeuten, die derselbe hinsichtlich seiner obern Krümmung mit
einem gewöhnlichen Hirtenstahe hatte. Bei Honorius heisst er
und zwar, wie es Bona weiter erklärt, von dem Ausdruck
/WAudo, da er als Stab der Züchtigung zu betrachten sei. In dem
Leben des hl. Gallus und Magnoaldus wird er cum&üu genannt,
welches daselbst mit 5acM&s rgfoTüug erklärt ist. Im Testamente
des hl. Remigius bei Flodoardus wird der Bischofsstab mpgyüga
genannt. In den ältesten Zeiten scheint nämlich
dieser Stab aus edlen Holzarten angefertigt gewesen zu sein, die
auf der äussern Oberfläche mit goldenen und silbernen Ornamen-
ten häufig beschlagen waren. Mit den Ausdrücken capuAu, cam-
<Oüa, zuweilen auch ca?n&oca oder sambuca, welche der Bischofs-
stab bei Einigen führt, dürfte auf die Holzart hingedeutet sein,
aus welcher der bischöfliche Stab gebildet wurde, namentlich mit

1) Cfr. I. Corinth. IV.
b Auch Beda Yenerabilis spricht an der Stelle, wo er von den septem
Ordines handelt, vom bischöflichen Stahe (pec?M?w) als einer auszeich-
nenden bischöflichen Insignie, die in der englischen Kirche schon
mehrere Jahrhunderte in Gebrauch war, indem er sagt: »Baculum
habet Episcopus, ut subditos regat, inhrmos sustineat,« etc.
s) Die ältesten Pastoralstäbe waren anscheinend weit kürzer als die der
nachfolgenden Jahrhunderte, und endigten mit einem kugelförmigen
Knopf oder einem Taukreuz, ähnlich dem, welches in dem Grabmahle
Morards, Abtes von St. Germains des Pres aufgefunden wurde, welcher
im Jahre 990 starb. S. Mabillons Benedictiner-Annalen, p. 528.
 
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