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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0234
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218

Goldschmiedekunst, zahlreich Entstehung fanden. Wir haben auf
Taf. XXIX, Fig. 4 dieses schöne Pectorale in verkleinertem Maass-
stabe bildlich wiedergegeben.

c. Der bischöfliche Stab (virga pastoralis, pedrnn).
Unter den hervorragendem Abzeichen der bischöflichen Würde
dürfte der bischöfliche Stab wohl das höchste Alter beanspruchen.
Was seit den ältesten Zeiten bei den Fürsten und Königen des
Morgen- und Abendlandes das königliche Scepter galt, dieselbe
Bedeutung ist wohl in der abendländischen Kirche dem bischöf-
lichen Stabe zuzusprechen, der bei ältern Schriftstellern bald den
Namen pag^oru/4', bald uApu oder führt. Es gilt
nämlich der Stab in der Hand des Bischofs als Zeichen der Würde
und des Ansehens, ferner als Abzeichen der Sorgfalt und Milde,
endlich aber auch als Symbol gerechter Strenge und verdienter
Züchtigung. Seit alter Zeit schon pflegte man die Bedeutung und
den mystischen Sinn, den der Hirtenstab in der Hand des Bischofes
als Führers und Hirten der ihm anvertrauten kirchlichen Heerde
hat, in folgenden bekannten Versen zusammenzufassen:
nCollige, sustenta, stimula,
Vaga, morbida, lenta,K
oder auch in dem andern Verse:
nAttrahe per primum,
Medio rege, punge per imumhD)
Dass der alte Ordo Romanus, dessgleichen auch das oftge-
dachte IV. Concil von Toledo bereits vom bischöflichen Stahe als
Abzeichen der bischöflichen Würde sprechen, kann als Beweis an-
gesehen werden, dass in dieser fernliegenden Zeit der Stab als
bischöfliche Insignie schon längere Zeit in der IHrche bestand^).

P Ein verwandter Sinn ist auch ausgedrückt in den Worten, die zu
lesen sind auf dem Pastoralstabe des Bildes des hl. Saturninus zu
Toulouse: >Curva trahit, quos recta regit, pars ultima pungit.« In
einem andern Verse ßndet sich ein verwandter Gedanke hinsichtlich
der Bedeutung des Bischofsstabes ausgesprochen, der also lautet:
yCurva trahit mites, pars pungit acuta rebelles.«
P Cfr. Concilium Toletanum sub Honorio I., celebratum a. 633, c. XXVII.
 
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