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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0350
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tagen beibehalten worden und sei das -u/pfrpgVAm/n vorzugsweise
als Chorkleidung von der Stiftsgeistlichkeit getragen worden *).
Obschon seit dem XIV. Jahrhundert in vielen englischen, fran-
zösischen und deutschen Diöcesen namentlich an Festtagen die
purU cAorrdrs als Ministranten am Altäre und als Sänger im Chore
mit weissen Röcklein bekleidet waren, finden sich doch bei Schrift-
stellern des Mittelalters Angaben, und haben sich auch noch in
Miniatur-Werken Abbildungen erhalten, die zum Beweise dienen,
dass in vielen Kirchen im Mittelalter und auch noch in deu Tagen
der Renaissance der Gebrauch vorherrschend war, die Messknaben,
namentlich an grossem Kirchenfesten, mit Alben und Dalmatiken
zu bekleiden, die in der Regel aus altern und schadhaft gewor-
denen Diaconen-Gewändern durch Verkürzung und Zuschnitt her-
gestellt waren. So fanden wir vor wenigen Jahren in den Ge-
wandschränken der Pfarrkirche zu Linz bei Andernach am Rhein,
noch eine Anzahl von älteren Leviten-Röcken vor, die durch ihren
kleinen stofflichen Umfang bewiesen, dass sie aus grösseren Leviten-
Kleidern für den Gebrauch der Chorknaben hergestellt worden
waren. Aber nicht nur kleinere Alben, die vermittelst des cmpu-
/wn aufgegürtet wurden, sowie Dalmatiken und Superpellicien kom-
men im Mittelalter als liturgische Bekleidungen der
in Anwendung, sondern auch Chorkappen, die aus schadhaft ge-
wordenen grösseren cappag cAorodrs zurecht geschnitten waren.
Bevor wir im Folgenden zur Ermittelung der Form und
der Grössenverhältnisse des sogenannten Chorhemdes mit weiten
Aermeln übergehen, sei hier noch darauf hingewiesen, dass im
Mittelalter und auch heute noch in vielen, namentlich in italieni-
schen Diöcesen, das 3Mpr?'p^/ü'gM?n als Chorgewand mit weiten Aer-
meln und, wie Ducange angibt, auch genannt wird.
Der letzgedachte Schriftsteller fügt ad vocem noch hinzu,
dass dieses betreffende Gewandstück im Französischen rotte hiesse,
wovon das deutsche i)Kutt(( abzuleiten sei. So findet sich in einem
Briefe Pabst Alexander's IV. eine Stelle, woraus hervorgeht, dass
das und die nach Form und Gebrauch iden-
tisch sind 2). Ferner wird in der Charta des Bischofs Peter von

*) The Church of our fathers by Dan. Rock vol. II. cap. VI, London 1849.
2) Die betreifende Stelle heisst: Clerici indnti vestimentis sericis aut su-
perpelliciis sive cotis vadant processionaliter. Alexander IV., P. P. lib.
6, epist. 256.
 
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