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en face mit Dürers Monogramm. Daß das Urbild, Gemälde
oder Zeichnung, verschollen, beweist nichts gegen seine ehe-
malige Existenz und die Richtigkeit von Sandrarts Angabe.
Ein bartloser, junger Mann gegen Dreißig blickt aus melancho-
lischen, etwas schielenden Augen; ein schmerzlicher Zug um
den Mund spricht von jungen Leiden und einem erregbaren
Temperament.
Später sah Sandrart in Nürnberg im Stromerschen Kabinett
ein zweites Porträt Grünewalds, das ihn in ältern Jahren
darstellte,36 und bildete es in einem Nachtrag ebenfalls ab.37
Mit diesem stimmt das Erlanger Selbstporträt Grünewalds, eine
bezeichnete und 1529 datierte Kohlezeichnung, überein, Sandrart
bestätigend. Sehr mit Unrecht hat man aber allgemein, weil
das Erlanger mit dem andern nicht überein, dies Jugendporträt
bei Seite geschoben.38
Der Augenschein lehrt, daß wir in beiden Bildnissen den-
selben Menschen vor uns haben, von verschiedenen Händen
dargestellt, im einen jung, im andern alt, Physis und Psyche
aber dieselbe.
Endlich hat uns Grünewald selbst außer der Vedute auf
der Scheibe noch einen sehr deutlichen Hinweis auf seine
nahen und wichtigen Beziehungen zu Nürnberg gegeben. Er
fügte seinem (selten angewandten) aus einem verschlungenen
M und G bestehenden Monogramm zweimal (auf dem Lorenz
in Frankfurt und dem Rahmen in der Schneekapelle der
Aschaffenburger Stiftskirche) ein großes N bei. «Noricus» ist
dafür jedenfalls eine bessere Erklärung, als gar keine, womit
man sich bisher begnügte.39 Wollte er damit Nürnberg als
seinen Geburtsort bezeichnen? Oder als Heimat seiner Familie?
Das zu entscheiden, fehlt es an jedem Material. Oder wollte
er sein Schnlverhältnis zu Dürer damit verewigen? Dafür haben
wir eine ganze Reihe stilkritischer Anhaltspunkte.
In Dürers Entwicklung war um 1495 eine entscheidende Du[5oo.ur
Wendung eingetreten durch seine Berührung mit italienischer
Kunst.
Eine bestimmte Gruppe 1494 und 1495 datierter Zeich-
nungen läßt gar keinen Zweifel daran zu, daß Dürer damals Erste
Ti- ..... T_ . italienisc.
m Italien von italienischer Kunst entscheidend beeinflußt worden Reise.
bock. 3
en face mit Dürers Monogramm. Daß das Urbild, Gemälde
oder Zeichnung, verschollen, beweist nichts gegen seine ehe-
malige Existenz und die Richtigkeit von Sandrarts Angabe.
Ein bartloser, junger Mann gegen Dreißig blickt aus melancho-
lischen, etwas schielenden Augen; ein schmerzlicher Zug um
den Mund spricht von jungen Leiden und einem erregbaren
Temperament.
Später sah Sandrart in Nürnberg im Stromerschen Kabinett
ein zweites Porträt Grünewalds, das ihn in ältern Jahren
darstellte,36 und bildete es in einem Nachtrag ebenfalls ab.37
Mit diesem stimmt das Erlanger Selbstporträt Grünewalds, eine
bezeichnete und 1529 datierte Kohlezeichnung, überein, Sandrart
bestätigend. Sehr mit Unrecht hat man aber allgemein, weil
das Erlanger mit dem andern nicht überein, dies Jugendporträt
bei Seite geschoben.38
Der Augenschein lehrt, daß wir in beiden Bildnissen den-
selben Menschen vor uns haben, von verschiedenen Händen
dargestellt, im einen jung, im andern alt, Physis und Psyche
aber dieselbe.
Endlich hat uns Grünewald selbst außer der Vedute auf
der Scheibe noch einen sehr deutlichen Hinweis auf seine
nahen und wichtigen Beziehungen zu Nürnberg gegeben. Er
fügte seinem (selten angewandten) aus einem verschlungenen
M und G bestehenden Monogramm zweimal (auf dem Lorenz
in Frankfurt und dem Rahmen in der Schneekapelle der
Aschaffenburger Stiftskirche) ein großes N bei. «Noricus» ist
dafür jedenfalls eine bessere Erklärung, als gar keine, womit
man sich bisher begnügte.39 Wollte er damit Nürnberg als
seinen Geburtsort bezeichnen? Oder als Heimat seiner Familie?
Das zu entscheiden, fehlt es an jedem Material. Oder wollte
er sein Schnlverhältnis zu Dürer damit verewigen? Dafür haben
wir eine ganze Reihe stilkritischer Anhaltspunkte.
In Dürers Entwicklung war um 1495 eine entscheidende Du[5oo.ur
Wendung eingetreten durch seine Berührung mit italienischer
Kunst.
Eine bestimmte Gruppe 1494 und 1495 datierter Zeich-
nungen läßt gar keinen Zweifel daran zu, daß Dürer damals Erste
Ti- ..... T_ . italienisc.
m Italien von italienischer Kunst entscheidend beeinflußt worden Reise.
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