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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0010
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der Rubrik: „Verzerrung des germanischen Kunstnaturells in der Historien-
malerei durch Nachahmung der Italiener" mit Meistern der flamändischcn
und deutschen Schule bunt zusammenwürfelt, theils gelegentlich und ganz
zerstreut bei der Behandlung der späteren holländischen Malerei über
dieselben spricht. Einen sehr erfreulichen Gegensatz zu dieser Betrach-
tungsweise bietet die Uebersicht, welche C. Vosmaer in dem ersten Theile
seiner Monographie über Eembrandt von der älteren holländischen Schule
gegeben hat, die einzige, aber sehr gelungene systematische Darstellung
dieser Kunstepoche. Ich habe bereits an einem anderen Orte*) näher
auf den Werth dieser kurzen Abhandlung eingehen können, glaubte je-
doch hier noch einmal darauf hinweisen zu müssen, da die einzige Be-
achtung, welche dieselbe bisher in Deutschland gefunden, eine kurze
Kritik Springer's im Deutschen Kunstblatte von 18(33, in völliger
Verkennung die wenig bedeutenden neuen Detailstudien über Rembrandt
lobend hervorhebt, jene Uebersicht aber als ganz verfehlt hinstellt.

Freilich treten der Forschung auf dem Gebiete der älteren holländischen
Malerei besondere Schwierigkeiten in den Weg, welche die Aussicht auf
eine einigermaassen vollständige kritische Darstellung derselben wohl noch
auf längere Zeit hinausschieben werden. Die urkundlichen Nachrichten
über die Meister sind bisher noch sehr spärlich und werden dies
leider auch wohl bei der eifrigsten Forschung bis zu einem gewissen
Grade bleiben; die Ueberlieferungen der älteren Kunstliteratur sind kaum
für eine andere Zeit so dürftig, und obenein sind diese so unkritisch,, ja
zum f heil' so rein erdichtet, dass es häufig die erste Arbeit sein muss, mit
diesen Traditionen zu brechen. Da wir für das Studium also wesentlich
auf die Werke der Künstler verwiesen sind, zumal da eine Anzahl
von zum Theil tüchtigen und interessanten Meistern nur durch die Be-
zeichnungen auf ihren Bildern bekannt sind, so ist es um so mehr zu
beklagen, dass die Gemälde in Folge des geringen Interesses, welches
dieselben bis vor Kurzem erregten, zum Theil verschleudert, zum Theil
zerstreut sind und desshalb namentlich in den grösseren öffentlichen
Sammlungen fast ganz fehlen.

Unter solchen Umständen kann diese Arbeit, welche einen Abschnitt
jener älteren holländischen Malerei behandelt, nur als ein Versuch hin-
gestellt werden. Das Ziel, welches icli mir hier bei der Betrachtung
von „Frans Hals und seiner Schule" gesetzt habe, ist eine eingehendere
Würdigung dieses grossen Meisters, wie wir dieselbe aus seinen erhaltenen
Werken, namentlich aber auch aus der Einwirkung gewinnen, welche wir

*) Zeitschrift für bildende Kunst V. pag. 170 f.
 
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