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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0023
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- 15 —

habe ich soeben näher besprochen. Dazu kommen noch folgende mir be-
kannte Werke: Haarlem besass ausser den sechs grossen Bildnissen des
städtischen Museums und den vier Portraitstücken aus der Familie van
Berensteyn in der Berensteyn'schen Stiftung bis vor Kurzem in dem
Ilofje van Heythuysen das kleine Bildniss des Stifters in ganzer Figur,
der, behaglich in einen Sessel gelehnt, mit seinem spanischen Bohrstöckchen
spielt, wohl das vollendetste, wirkungsvollste Werk dieser Art, welches wir
besitzen. Dasselbe ist vor einigen Monaten für die Summe von 22000
Francs in den Besitz des Museum zu Brüssel gelangt. In Haarlem be-
sitzt ausserdem Dr. van der Willigen zwei männliche Portraits, von denen
das eine durch seine ausserordentliche Breite ausgezeichnete Bildniss der
spätesten Zeit einen Schüler des F. Hals, Vincent Laurens van der Vinne
darstellt. In Amsterdam haben wir bereits das prachtvolle Schützenstück
vom Jahre 1637 in dem dortigen Stadthause erwähnt; das Museum besitzt
ausser jenem köstlichen Lauten Spieler, der erst vor Kurzem durch das
Dupper'sche Legat erworben ist, noch ein ausserordentlich wirkungsvolles
Brustbild eines jungen Mannes und das schon durch seinen Gegenstand
höchst interessante Bildniss von Hals und seiner zweiten Frau, welches
wahrscheinlich kurz nach der Vermählung im Jahre 1616 entstanden sein
wird, ein Bild, das uns ebenso durch seine liebenswürdige, heitere Auf-
fassung wie durch die kräftige Behandlung anspricht, welche noch sehr
an das grosse Schutterstuk vom Jahre 1616 erinnert. Die Sammlung
des Herrn Six in Amsterdam, auch jetzt noch die bedeutendste Privat-
sammlung Hollands, nachdem im Jahre 1852 ein Theil derselben und
darunter auch das ebenerwähnte Meisterwerk des F. Hals auf Auctions-
wege verschleudert ist, besitzt noch zwei vortreffliche Bilder aus der
mittleren Zeit des Meisters: das Brustbild eines jungen Mannes und das
kleine Bildchen eines Lautenspielers, welche Burger in seinem Verzeich-
nisse übersehen hat. Auch ein vortreffliches männliches Bildniss der
Sammlung van Blockhuysen zu Rotterdam aus dem Jahre 1645 lässt der-
selbe unerwähnt, welches Anfangs vorigen Jahres mit jener Sammlung
versteigert ist. Das weibliche Bildniss im Museum van der Hoop zu Amster-
dam habe ich bereits oben besprochen. Die öffentliche Sammlung im
Haag, sonst so reich an Meisterwerken der holländischen Schule, besitzt
kein Bild von Hals; dagegen finden wir in der Galerie des Herrn Neville
Goldsmith zwei höchst interessante Bilder: ein männliches Porträt vom
Jahre 1663 von grösster Bravour und ein vortreffliches Exemplar des
durch Stiche und Schulcopien bekannten „Bommelpotspeeler." Wenn auch
diese Musik unser modernes Ohr wenig erquicken würde, das Entzücken
und die heitere Stimmung, in welche dieselbe die umstehenden Gassenbuben
 
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