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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0024
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- 16 —

versetzt, reizt auch den-Beschauer unwiderstehlich, sich mit zu freuen und
mit zu lachen. Das Museum zu Rotterdam, welches durch den verhäng-
nissvollen Brand im Jahre 1864 unter anderen Kunstschätzen auch ein
vortreffliches kleines Bildniss von Hals aus dem Jahre 1634 einbüsste,
hat vor einiger Zeit wieder ein grosses meisterlich behandeltes Portrait eines
würdigen Alten erworben. Eine Anzahl Bildnisse im Privatbesitz, welche
in der Gesellschaft Arti et Amicitiae zu Amsterdam im Jahre 1867 aus-
gestellt waren, und von denen Bürger einige aufführt, habe ich nicht ge-
sehen. Auch ein grosses Schützenstück, welches Honbraken in den Colve-
nirs Doelen zu Delft erwähnt, erinnere ich mich nicht dort noch gesehen
zu haben. Es ist dies das einzige. Bild, welches Houbraken besonders
aufführt und zwar mit dem für die ältere Kunstkritik bis in das Alter-
thum hinauf so charakteristischen Lobe: „so kräftig und treu nach der
Natur geschildert, dass es den Anschein hat, als wollten die Figuren den
Beschauer anreden."

An Zahl der Bilder, wenn auch nicht an innerem Werth derselben
werden die holländischen Sammlungen durch die deutschen Galerien
übertroffen. Burger führt freilich nur etwa 20 Portraits aus denselben
an, und zwar darunter irrthümlich einige, welche sicher nicht von Hals
herrühren; doch glaube ich 40 Bilder des Meisters in Deutschland nach-
weisen zu können.

Am reichsten ist die prächtige Sammlung des Belvedere in Cassel
bedacht, nämlich mit 7 Bildern. „Zwei musicirende Knaben," die ich
schon erwähnt habe, gehören der ersten Zeit des Meisters an und erinnern
noch an ähnliche Darstellungen von G. Honthorst. Dagegen ist ein
„lachender Bauer" in rother mit gelben Borten besetzter Jacke, den
Krug in der Linken, schon ganz selbständig und frei im Machwerk und
von köstlichstem Humor. Seine Entstehung wird etwa gleichzeitig mit
zwei anderen Bildern fallen (etwa um das Jahr 1630), mit den Bildnissen
eines vornehmen Holländers und seiner Gemahlin in reichem Kostüm, die
mit einer grösseren Sorgfalt der Behandlung .doch die gewohnte gran-
diose Auffassung verbinden. Die kleinen Brustbilder von zwei Männern
mit breiten Klapphüten sind in dem grauen Ton der späteren Zeit ge-
halten und mögen etwa aus dem Jahre 1650 stammen. Mindestens um
zehn Jahre später scheint mir das letzte Gemälde der Sammlung
entstanden zu sein, das Brustbild eines jungen Mannes in schwarzer
Kleidung mit breitrandigem Hut, der nachlässig über die Rückseite eines
Stuhls gelehnt mit seinem liebenswürdigen Lächeln unwiderstehlich den
Beschauer fesselt. Die meisterhafte Radirung, welche W. Unger von
diesem Bildnisse eben vollendet hat, giebt einen Begriff davon, mit wie
 
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