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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0058
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— 48 —

Micnsen Molcnaer bezeichnet, auf einigen befindet sich auch das Mono-
gramm J. M. R. welches durch Verschränkung dieser Buchstaben gebildet
ist; die seltenen Datirungen fallen meist in die Zeit zwischen 1650 und
1660. Mit diesem Meister kann ein anderer Genremaler nicht ein und
dieselbe Person sein, von welchem sich in der Galerie zu Berlin ein Bild
aus dem Jahre 1631, in der Braun Schweiger Sammlung eines von 1630
befindet; beide sind J. M. Rolenaer bezeichnet und zwar sind die ersten
drei Buchstaben ganz ähnlich verschränkt wie in dem eben erwähnten
Monogramme des Jan Miensen Molenaer. Während die zahlreichen
Bilder des Letzteren nach Auffassung und Behandlung, nach Helldunkel,
nach dem braunen Gesammtton, der flüssigen und breiten Malweise einer
Zeit angehören, welche in ihrer Richtung schon ganz durch Rembrandt
bestimmt ist, schliessen sich die beiden eben erwähnten Bilder in der
hellen Beleuchtung, in der breiten markigen Zeichnung wie in dem feinen
grauen Ton und den positiven Farben der Schule des Frans Hals durchaus
an und zwar enger an den grossen Meister als selbst sein Bruder Dirk
Hals. Ein äusserer Grund bestätigt diese innere Verschiedenheit. Auf
einer Reihe von Bildern des J. M. Molenaer, deren Datirungen sämmtlich
nach 1650 fallen, begegnet uns, bald betheiligt, bald nur als Zuschauer,
ein und dasselbe junge Ehepaar, in welchem wir wohl nach zahlreichen
Analogien den Meister und seine Gattin zu erkennen berechtigt sind; dieser
kann daher unmöglich schon im Jahre 1630 als Maler thätig gewesen
sein. Uebrigens scheint uns auch das Bildniss jenes älteren Genremalers
Molenaer, des Schülers von F. Hals, erhalten zu sein; das erwähnte Bild
der Berliner Galerie vom Jahre 1631 stellt nämlich das Atelier eines
jungen Malers dar; derselbe ist im Begriff einen Leyermaun zu malen,
der nach seinen Melodien einen Zwerg mit einem Hunde tanzen lässt —
eine Scene, an welcher sich eine anwesende junge Frau und ein zweiter
ganz jugendlicher Maler köstlich ergötzen. Von gleicher Güte ist auch
das Bild des Braunschweiger Museums vom Jahre 1630, welches uns
einen Zahnkünstler zeigt, dessen Operationen eine Anzahl Zuschauer be-
wundern. Das Bild ist ebenso reich und komisch in den Motiven wie breit
und wirkungsvoll im Machwerk. Ein drittes Bild, welches Männer und
Weiber bei Musik und Kartenspiel darstellt, in der Galerie zu Schwerin,
trägt zwar keine Bezeichnung, scheint mir aber nach der grossen Ver-
wandtschaft mit Sicherheit unserem Meister zugeschrieben werden zu
müssen. — Von welchem Molenaer die drei seltenen Radirungen herrühren,
die man unter diesem Namen aufführt, vermag ich nicht zu entscheiden,
da ich nur die bekannteste derselben das sog. „Hurenhaus" gesehen habe,
ein unbedeutendes, wenig charakteristisches Blatt, das unbezeichnet ist.
 
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