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Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0063
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— 53

will ich hier auf die historische Entwicklung der Bezeichnungen Ostade's
hinweisen, mit welchen fast sämmtliche Bilder desselben versehen sind.
Von einzelnen Ausnahmen abgesehen bezeichnet der Meister:

A. Brouwer und A. v. Ostade sind als Schüler des F. Hals allge-
mein bekannt; wenn ich jetzt den Versuch machen werde, auch Jan
Steen, Gerard Terborch und Gabriel Metsu — also mit Ausnahme des
G. Dov alle die bekanntesten Meister des Genre der Schule oder doch
dem Einflüsse des F. Hals zu annectiren, so werde ich freilich der all-
gemeinen Meinung gegenüber einen schweren Stand haben. Allerdings
dürfen wir diese Meister, um zu jenem Resultate zu gelangen, nicht in
ihrer Vollendung betrachten, sondern, wie wir es schon bei Ostade
gethan haben, in ihrer Entwicklung. Es kann mir nicht einfallen,
diesen Meistern ihre Stellung in der Schule des Frans Hals, in der durch
ihn am schärfsten ausgeprägten Richtung der älteren holländischen Male-
rei anzuweisen; sie gehen in ihrer Entwicklung weit über dieselbe hinaus,
gehören, wie ja auch Adriaen van Ostade, der durch Rembrandt einge-
leiteten und bestimmten Glanzperiode der holländischen Kunst an. Und
es kann daher nur die Aufgabe sein, Hals für diese Meister als den
Ausgangspunkt ihrer Entwicklung nachzuweisen und in ihrer vollendeten
Kunstweise noch die Spuren von dem zu entdecken, was sie jener ersten
Schule und Schulung verdanken. Wenn ich schon früher bei verschiedenen
Meistern nicht zu entscheiden gewagt habe, ob gerade Frans Hals selbst
oder einer seiner Schüler oder nur seine Werke dieselben angeregt und
ausgebildet haben, so kann eine solche Frage um so weniger hier aufge-
worfen werden bei Künstlern ersten Ranges und bei dem Mangel an
irgend welchen Nachrichten.

Jan Steen verdankt seinen besonderen, ehrenvollen Platz unter den
Genremalern vor allem seiner treffenden Auffassung der menschlichen
Schwächen in den verschiedensten Charakteren, in den verschiedensten
Ständen, dem launigen und sarkastischen Humor, mit welchem er die-
selben in den mannigfachsten Situationen darzustellen und zu geissein

yj'. O s t ab e nach 1650.
 
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