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Auch in dem kühlen Ton, in der reicheren Färbung, in der sorgfältigen Ausführung verräth sich
Dou's Meister in jenen Bildern seiner ersten Zeit, in denen dieser selbst wie ein Kleinmeister erscheint.
Die Entstehung des interessanten Bildes scheint mir gleich in die ersten Jahre nach dem Eintritte Dou's
als Meister in die Gilde seiner Vaterstadt und kurz nach der Übersiedlung seines Lehrers nach Amsterdam
zu fallen. Den Charakter der früheren Entwicklung des Dou trägt auch der „Astronom" (Nr. 329), der
etwa im Jahre 1640 gemalt sein wird. Das Gemälde ist für die Auffassung des Künstlers schon zu gross
und wirkt daher etwas leer. In die mittlere Zeit von Dou's Thätigkeit fallen die „Köchin" (Nr. 328)
und der „Zahnarzt", beides sehr charakteristische, gute Werke des Künstlers, von reicher Composition.
Der „Zahnarzt" trägt die Bezeichnung:Gy
Die „Köchin", welche am Fenster Rüben schabt, verhältnissmässig gross in der Figur, ist durch die
einfache Anordnung, die warme Färbung, den klaren bräunlichen Ton und die breitere Behandlung
besonders ansprechend. Durch ein Fenster im Grunde sieht man über einem Wasser ein Thor mit
Brücke. Da dasselbe in der gleichen Ansicht auf einer ganzen Reihe von Bildern wiederkehrt, unter
Anderen auch in dem Selbstbildnisse der Pinakothek zu München, so liegt die Annahme nahe, dass wir
hier die Aussicht aus Dou's Atelier vor uns haben. Wenn das Thor in Leiden noch erhalten sein sollte,
müsste sich danach der Platz von Dou's Hause oder dieses selbst, falls es noch steht, nachweisen lassen.
Einen fremdartigen Eindruck macht ein fünftes Bild, welches die Galerie unter Dou's Namen
besitzt (Nr. 220), „Die Verkäuferin im Krämerladen"; es war daher auch früher nicht als ein Werk
desselben anerkannt worden. Doch glaube ich, das Abweichende liegt nur darin, dass wir hier ein
unfertiges Gemälde des Künstlers vor uns haben. Die Inschrift g. douw, obgleich nach dem Charakter
der Buchstaben alt und sogar aus dem siebzehnten Jahrhundert, ist zweifellos nicht vom Künstler
darauf geschrieben, der immer nur DOV, also ohne des V am Schlusse, zeichnete.
Die Bilder einiger untergeordneter Schüler und Nachfolger Rembrandt's brauche ich nur ganz
kurz namhaft zu machen. Von Jacob A. Backer besitzt die Galerie das kleine Brustbild eines jungen
Mädchens. Der Einssuss Rembrandt's ist hier, wie in fast allen Gemälden Backer's kaum bemerkbar;
vielmehr blieb für ihn sein erster Meister Lambert Jacobcz, ein Manierist in der Art des A. Bloemaert,
bestimmend. Das Vorbild Rembrandt's, dessen Atelier Backer wohl bald nach Rembrandt's Über-
siedelung nach Amsterdam besucht haben wird, macht sich fast nur im Streben nach Helldunkel und in
der Unterordnung der Localfarbe unter einem hellbraunen Ton geltend, der aber den Bildern Backer's
eine unangenehme ssaue Wirkung gibt.
Als der Art des Jacob de Wet verwandt ist eine „Kreuztragung" bezeichnet, welche früher als
ein Werk Rembrandt's ausgegeben wurde. Der Charakter des Bildes verweist dasselbe zweifellos in
die Richtung Rembrandt's; dass es früher dem grossen Meister selbst zugeschrieben wurde, beruht wohl
auf der Bezeichnung R. f. 1635, welche sich auf dem Bilde findet. Der Verfasser des Katalogs nimmt
diese Inschrift offenbar als eine spätere, in betrüglicher Absicht aufgesetzte. Nach dem Charakter der
Buchstaben und Zahlen sowohl, wie nach der Art, wie dieselben in Farbe aufgesetzt sind, möchte ich aber
an der Gleichzeitigkeit der Inschrift nicht zweifeln. Dass dieselbe nicht in betrüglicher Absicht aufgesetzt
worden ist, um das Bild als ein Werk Rembrandt's zu stempeln (dessen Monogramm ja ganz abweicht),
sondern vielmehr das Monogramm eines dritten uns vor der Hand dem Namen nach noch unbekannten
Künstlers ist, schliesse ich auch daraus, dass Bilder von gleichem Charakter mit demselben Monogramm
und aus der gleichen Zeit mehrfach vorkommen. Ein feines, kleines Bild, gleichfalls aus den Dreissiger-
Auch in dem kühlen Ton, in der reicheren Färbung, in der sorgfältigen Ausführung verräth sich
Dou's Meister in jenen Bildern seiner ersten Zeit, in denen dieser selbst wie ein Kleinmeister erscheint.
Die Entstehung des interessanten Bildes scheint mir gleich in die ersten Jahre nach dem Eintritte Dou's
als Meister in die Gilde seiner Vaterstadt und kurz nach der Übersiedlung seines Lehrers nach Amsterdam
zu fallen. Den Charakter der früheren Entwicklung des Dou trägt auch der „Astronom" (Nr. 329), der
etwa im Jahre 1640 gemalt sein wird. Das Gemälde ist für die Auffassung des Künstlers schon zu gross
und wirkt daher etwas leer. In die mittlere Zeit von Dou's Thätigkeit fallen die „Köchin" (Nr. 328)
und der „Zahnarzt", beides sehr charakteristische, gute Werke des Künstlers, von reicher Composition.
Der „Zahnarzt" trägt die Bezeichnung:Gy
Die „Köchin", welche am Fenster Rüben schabt, verhältnissmässig gross in der Figur, ist durch die
einfache Anordnung, die warme Färbung, den klaren bräunlichen Ton und die breitere Behandlung
besonders ansprechend. Durch ein Fenster im Grunde sieht man über einem Wasser ein Thor mit
Brücke. Da dasselbe in der gleichen Ansicht auf einer ganzen Reihe von Bildern wiederkehrt, unter
Anderen auch in dem Selbstbildnisse der Pinakothek zu München, so liegt die Annahme nahe, dass wir
hier die Aussicht aus Dou's Atelier vor uns haben. Wenn das Thor in Leiden noch erhalten sein sollte,
müsste sich danach der Platz von Dou's Hause oder dieses selbst, falls es noch steht, nachweisen lassen.
Einen fremdartigen Eindruck macht ein fünftes Bild, welches die Galerie unter Dou's Namen
besitzt (Nr. 220), „Die Verkäuferin im Krämerladen"; es war daher auch früher nicht als ein Werk
desselben anerkannt worden. Doch glaube ich, das Abweichende liegt nur darin, dass wir hier ein
unfertiges Gemälde des Künstlers vor uns haben. Die Inschrift g. douw, obgleich nach dem Charakter
der Buchstaben alt und sogar aus dem siebzehnten Jahrhundert, ist zweifellos nicht vom Künstler
darauf geschrieben, der immer nur DOV, also ohne des V am Schlusse, zeichnete.
Die Bilder einiger untergeordneter Schüler und Nachfolger Rembrandt's brauche ich nur ganz
kurz namhaft zu machen. Von Jacob A. Backer besitzt die Galerie das kleine Brustbild eines jungen
Mädchens. Der Einssuss Rembrandt's ist hier, wie in fast allen Gemälden Backer's kaum bemerkbar;
vielmehr blieb für ihn sein erster Meister Lambert Jacobcz, ein Manierist in der Art des A. Bloemaert,
bestimmend. Das Vorbild Rembrandt's, dessen Atelier Backer wohl bald nach Rembrandt's Über-
siedelung nach Amsterdam besucht haben wird, macht sich fast nur im Streben nach Helldunkel und in
der Unterordnung der Localfarbe unter einem hellbraunen Ton geltend, der aber den Bildern Backer's
eine unangenehme ssaue Wirkung gibt.
Als der Art des Jacob de Wet verwandt ist eine „Kreuztragung" bezeichnet, welche früher als
ein Werk Rembrandt's ausgegeben wurde. Der Charakter des Bildes verweist dasselbe zweifellos in
die Richtung Rembrandt's; dass es früher dem grossen Meister selbst zugeschrieben wurde, beruht wohl
auf der Bezeichnung R. f. 1635, welche sich auf dem Bilde findet. Der Verfasser des Katalogs nimmt
diese Inschrift offenbar als eine spätere, in betrüglicher Absicht aufgesetzte. Nach dem Charakter der
Buchstaben und Zahlen sowohl, wie nach der Art, wie dieselben in Farbe aufgesetzt sind, möchte ich aber
an der Gleichzeitigkeit der Inschrift nicht zweifeln. Dass dieselbe nicht in betrüglicher Absicht aufgesetzt
worden ist, um das Bild als ein Werk Rembrandt's zu stempeln (dessen Monogramm ja ganz abweicht),
sondern vielmehr das Monogramm eines dritten uns vor der Hand dem Namen nach noch unbekannten
Künstlers ist, schliesse ich auch daraus, dass Bilder von gleichem Charakter mit demselben Monogramm
und aus der gleichen Zeit mehrfach vorkommen. Ein feines, kleines Bild, gleichfalls aus den Dreissiger-