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bedenkliches Nachlassen des Künstlers, sowohl in Rücksicht auf die Färbung und Behandlung, wie auf
die Charakteristik der Thiere. Ein viertes Bild, die „Türkischen Enten" (Nr. 508) möchte ich, trotz der
Bezeichnung, für eine alte Copie aus einem Bilde des Meisters halten. In der That kommen im Ryks-
Museum zu Amsterdam und in der Berliner Galerie in grösseren Compositionen genau dieselben Enten vor.
M) si.ondecoeter _/C)66s (J^^H^ecoel-er
In den Compositionen des M. d'Hondecoeter, namentlich in jenen Kampfesbildern, fällt uns nicht
selten schon eine gewisse Gespreitztheit und Absichtlichkeit in der Auffassung der Thiere, eine Über-
tragung menschlicher Empfindung in das Thierreich störend auf. Das „historische" Thierbild, das gerade
in den Niederlanden durch Verboekhoven und andere Maler unseres Jahrhunderts eine Zeitlang seine
„Triumphe" feierte, zeigt uns die Carricatur dieser Richtung. Stärker und weit störender als bei Honde-
coeter tritt dieselbe bei Abraham Hondius hervor. Unruhig im Motiv — sie Fellen regelmässig Feder-
vieh, von Hunden oder Falken verfolgt, kämpfende Thiere oder Jagden dar — werden sie in der
Wirkung noch unruhiger und unerfreulicher durch die barocke Auffassung und Zeichnung und die meid
kalte, uncoloristische Färbung. Die Schweriner Galerie hat eine Reihe charakteristischer Bilder dieser
Art von Hondius aufzuweisen. Interessanter und besser ist ein ganz abweichendes Motiv, die „nächtliche
Carnevalsscene in Rom", die der Künstler mit 21 Jahren (sie trägt die Jahreszahl 1660) wohl in Rom
selbst oder in frischer Erinnerung an einen Aufenthalt daselbst gemalt hat. Das Gemälde gibt ein
lebendiges und ergötzliches Bild des Carnevalstreibens jener Zeit.
Einen verwandten Künstler, Anthony de Haen, lernen wir in den „Enten, vom Hunde aufgejagt"
(Nr. 735) kennen. Anthony de Haen war, wie mir Bredius mittheilt, Sohn des Haager Decorations-
malers Andries de Haen. Er wurde 1640 im Haag geboren, war dort Schüler des Pieter Verelst und
lebte daselbst noch 1666. Am 24. Juni 1675 wird seine Witwe erwähnt, die in Amsterdam wohnte. Eine
bezeichnete Radirung in Rembrandt's Manier, und diesem lange Zeit zugeschrieben, wurde von de Vries
(Oud Holland I) als Arbeit des A. de Haen erkannt.
bedenkliches Nachlassen des Künstlers, sowohl in Rücksicht auf die Färbung und Behandlung, wie auf
die Charakteristik der Thiere. Ein viertes Bild, die „Türkischen Enten" (Nr. 508) möchte ich, trotz der
Bezeichnung, für eine alte Copie aus einem Bilde des Meisters halten. In der That kommen im Ryks-
Museum zu Amsterdam und in der Berliner Galerie in grösseren Compositionen genau dieselben Enten vor.
M) si.ondecoeter _/C)66s (J^^H^ecoel-er
In den Compositionen des M. d'Hondecoeter, namentlich in jenen Kampfesbildern, fällt uns nicht
selten schon eine gewisse Gespreitztheit und Absichtlichkeit in der Auffassung der Thiere, eine Über-
tragung menschlicher Empfindung in das Thierreich störend auf. Das „historische" Thierbild, das gerade
in den Niederlanden durch Verboekhoven und andere Maler unseres Jahrhunderts eine Zeitlang seine
„Triumphe" feierte, zeigt uns die Carricatur dieser Richtung. Stärker und weit störender als bei Honde-
coeter tritt dieselbe bei Abraham Hondius hervor. Unruhig im Motiv — sie Fellen regelmässig Feder-
vieh, von Hunden oder Falken verfolgt, kämpfende Thiere oder Jagden dar — werden sie in der
Wirkung noch unruhiger und unerfreulicher durch die barocke Auffassung und Zeichnung und die meid
kalte, uncoloristische Färbung. Die Schweriner Galerie hat eine Reihe charakteristischer Bilder dieser
Art von Hondius aufzuweisen. Interessanter und besser ist ein ganz abweichendes Motiv, die „nächtliche
Carnevalsscene in Rom", die der Künstler mit 21 Jahren (sie trägt die Jahreszahl 1660) wohl in Rom
selbst oder in frischer Erinnerung an einen Aufenthalt daselbst gemalt hat. Das Gemälde gibt ein
lebendiges und ergötzliches Bild des Carnevalstreibens jener Zeit.
Einen verwandten Künstler, Anthony de Haen, lernen wir in den „Enten, vom Hunde aufgejagt"
(Nr. 735) kennen. Anthony de Haen war, wie mir Bredius mittheilt, Sohn des Haager Decorations-
malers Andries de Haen. Er wurde 1640 im Haag geboren, war dort Schüler des Pieter Verelst und
lebte daselbst noch 1666. Am 24. Juni 1675 wird seine Witwe erwähnt, die in Amsterdam wohnte. Eine
bezeichnete Radirung in Rembrandt's Manier, und diesem lange Zeit zugeschrieben, wurde von de Vries
(Oud Holland I) als Arbeit des A. de Haen erkannt.