Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
irrezumachen; wie mirHerr Dr. Ottfried Neubecker, dem ich auch einige andere wertvolle Angaben danke,
sagt, hat man es in der fraglichen Zeit beziiglich der korrekten Ubereinstimmung zwischen Wappen und
Umgebung nicht so streng genommen. Offenbar handelt es sich hier um eine Verquickung heterogener
Bestandteile. Der Triumphbogen ist ja von der Art, wie sie bei Festlichkeiten errichtet und in Stichwerken
veröffentlicht wurden. Als recht verwandt nenne ich den von Joan Baptista Lavana, Viage de la catholica
Real Magestad del Rei D. Filipe III N. S. al reino de Portugal (Madrid 1622), abgebildeten Arco de los
hombres de negocias de Lisboa (neben S. 6) und den Arco de los Monederos (neben S. 50). Aller Wahr-
scheinlichkeit nach bot die für diesen Titel — der ja auch in der Technik einen Stich imitiert — benutzte
Vorlage dieselbe Umrahmung des Wappens — Wappenbekrönungen waren bei solchen Triumphbogen
beliebt — nur wurde dieses selbst als beziehungslos durch das der Margarete von österreich .ersetzt. Das
ist um so wahrscheinlicher, als das goldene Vlies verkümmert und die Kette dazu recht unklar, in ihrer
charakteristischen Form nicht verstanden ist, und es ist durchaus möglich, daß sich diese Vorlage für
den Triumphbogen einmal findet. Wahrscheinlich war dieses Wappen der Margarete auf einem der bei der
Neubindung weggefallenen Teile angebracht und wurde von dort übernommen, denn es ist ebenso möglich,
daß der alte Goldbrokateinband auf Margarete zurückging, als daß sie ihr Wappen in den Codex hatte
einfügen lassen. Ubrigens ist dasselbe Wappen auch auf den neugotischen Mittelbeschlägen des Einbandes
eingraviert, und zwar in der Rautenform, die heraldisch richtiger ist als die Schildform; danach darf
man vielleicht vermuten, daß auch die barocken Beschläge dieses Wappen aufwiesen. Unschwer erklären
sich das Reichsbanner, das der Maler Heinrich III., und die ebenfalls vom Reich geführte Georgsfahne,
die er der Agnes beigibt.

Zweifelhaft bleibt nach alledem nur, wie und wann der Codex aus Speyer weggekommen ist. Haenel’s
Behauptung, der Codex stamme aus der Bibliothek des Matthias Corvinus, die Antolfn im Catalog des
Escorial wieder aufnimmt, nachdem Spiker im Serapeum 1849 S. 279 unter Bezugnahme auf Haenel
und La Serna, Memoire historique sur la Bibliotheque dite de Bourgogne p. 39, den Codex sogar
in seinem Verzeichnis der Corviniani angeführt hatte, entbehrt jeder Unterlage. Schon Escudero de la
Pena weist darauf hin, daß Haenel keinerlei Quelle dafür angebe, und die Annahme wird ohne weiteres
dadurch widerlegt, daß Erasmus schon vor 1522 die Handschrift bei der Margarete von österreich gesehen
hat, während Maria in diesem Jahre erst heiratet und erst 1526 nach der Schlacht von Mohacz und dem
Tod ihres Gemahls Ungarn verläßt. Vater des Gedankens ist wohl lediglich die Uberlegung, daß Maria
von Ungarn im Besitz der Handschrift war, diese also vielleicht zur Bibliothek des Matthias Corvinus
gehört haben könnte. Hevesy nennt in der »Bibliotheque du roi Matth. Corvin« (Paris 1923) die Handschrift
denn auch nicht. Dagegen sind die Vermutungen beachtenswert, die Grünenwald (Pfälzisches Museum)
äußert. Er weist darauf hin, daß Kaiser Maxmilian 1494 die Speyerer Sehenswürdigkeiten, darunter
auch die Reliquienschätze, den Dom, überhaupt alles, was der Besichtigung lohnt, sich genau ansieht,
daß er 1498 deutsche Handschriften aus dem Archiv der Stadt Speyer entleiht, daß er im Februar 1513
wieder in Speyer weilt wegen der Bischofswahl des ihm befreundeten Pfalzgrafen Georg, daß er im März
1516 dem Dom Perlen zu dem »goldnen Stuck« (vielleicht dem Reliquienkreuz Heinrichs III.) schenkt und
daß diese eine Entschädigung für den Codex aureus gewesen sein könnten. In der Tat ist es bei dem Inter-
esse, das Maximilian derartigen Dingen entgegenbrachte — die Bilder seiner bedeutenden und erfolgreichen
Vorgänger in dem Codex mögen noch eine besondere Anziehungskraft besessen haben — sehr möglich,
daß er sich den Codex schenken ließ, vielleicht indem er die Verpflichtung, die der neue Bischof ihm
gegenüber empfinden mußte, ausnutzte. Damit wäre ohne weiteres erklärt, daß das Buch bald darauf im
Besitz von Maximilians Tochter Margarete auftaucht. Auch die Zeit würde passen, denn die Hand-
schrift steht, wie gesagt, im Inventar der Margarete von 1516.

14
 
Annotationen