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flache frei büeb, sondem gleichmäßig über den zur Verfügung stehenden Raum verteilt. Außerdem wäre
e.n glatter und heUerer Untergmnd gewählt worden statt des rissigen Holzes, auf dem die Tinte floß- man
hätte das Holz ja leicht mit Pergament überziehen können. Andrerseits hat Nordenfalk in einer zweiten
Untersuchung gezeigrf), daß - wie er schon »Neue Dokumente« S. 154 sagt - die Initialornamentik des
Gothanus einer vor Anfang saec. XI nicht möglichen Entwicklungsstufe angehört, sondern später sein muß
als die sog. Leofsinus-Gruppe 2).

Die sicherste Methode, um die Notwendigkeit dieser späteren Datierung des Gothanus nachzuprüfen,
tst eine Umersuchung, ob der Stilunterschied zu Werken aus dem letzten Viertel saec. X wesenthch genug
ist daß eine erhebliche Zeitspanne zwischen diesen und jenem liegen muß. Andrerseits ist zu fragen, ob
EchternacherWerke, die sicherin dererstenHälftesaec.XIentstandensind,gegenüber jenenausdemletzten
Viertel saec. X d.«elben Unterschiede in ähnlichem Grade aufweisen. Die Bedingungen für eine solche
Untersuchung sind besonders günstig. zwei Vorlagen des Gothanus sind in dem letzten Viertel saec.X
gemacht (der gbert-Codex zwischen 977 und 983, wahrscheinlich um 980, das Evangeliar der Ste. ChapeUe
um 983), un w esitzen in dem Bremer Evangelistar Kopien nach dem Egbert-Codex, die zwischen 1039
und 1043 m Echternach gefertigt wurden.

Stellen wir zuMch^t die Pfingstbilder in Codex Egberti und Gothanus (Abb. 164 und i73) einander
gegenuber. Die Ahnhchkeit ist hier, wie wir sahen, ganz außerordentlich. Ebenso auffällig aber ist
die ganz andere Behandlung der Räumlichkeit. Im Egbert-Codex kommt trotz des weit hinaufge-
rückten Honzontes d:e starke Raumwirkung des antiken Vorbildes nachhaltig zur Geltung^). Das Raum-
bild ist emheit c un zusammenhängend, man wird ganz allmählich von den Erdschollen und Rücken-
figuren über das Gefäß m der Mitte zu der Bank mit den Aposteln und weiter zu den Figuren hinter ihr
ni GOt.. a dagegen Zei^ der Inschriftstreifen, der das Bild durchquert, deutlich genug, daß kein
Gefuhlfur denrau ichenZusammenhang der oberenundunteren Bildhälftemehr vorhandenist. Esfehlt
“1 C dlC Häche ist dichter 11111 Forme11 gefüllt. An Stelle des zart abgetönten, all-

mahlich e er wer enden Grundes hinter den Rückenfiguren wird die Streifenteilung der Bank oben in
rem ornamenta er eise wiederholt, die obere und die unteren Kurven stoßen in räumlich sinnloser
Uberschneidung zusammen. Uberdies sind die in Trier verstandenen Stufen der Bank bis zu den Schultern
der itzen en emporgefuhrt und nur noch Streifenhintergrund, nicht mehr Sitz. Auch steigen die Arkaden
mcht me r m raumhcher Staffelung erst hinter der Bank aufi sondern liegen bis zum Fuß sichtbar in gleicher
Flache wie xese. le starke Uberschneidung der Apostel, die hinter dem Sitz stehen und aus den Arkaden
wie aus den Fenstern hervorsehen - ein Moment von hoher räumlicher Kraft - wird aufgegeben.
Um sie in ganzer Usdehnung 20 zeigen, zwängt der Gothanus diese Gestalten neben die der ersten Reihe
DieFiguren liegen jetzt aüe m einer Ebene (beachte Füße und Köpfe), soweit Überschneidungen vorhanden,
bleiben sie ohne raumhche Bedeutung. Auch die stärkere räumliche Rundung der vorderen Figurenreihe
des Egbert-Co ex ist eklatant, und im Gothanus sind die Figuren nicht nur flächenhafter aufgereiht, sondern
auch die rau c en eziehungen der Personen untereinander sind uninteressanter, Überschneidungen
werden vermieden. Bezeichnend hierfür ist, wie demgegenüber im Egbert-Codex der dritte Mann von rechts
näher an den Beschauer rückt, wie sich der dritte von links herauswendet und den vierten anfaßt
^"^'e^e ^^'h' Und v^ rl° renes Profil, die smrkc räumliche Werte enthalten, sind in Gotha verdrängt durch
die flachenha este nsicht das Profil. Vor allem aber sind die Figuren gar nicht in den Raum hineingekehrt,
sondern ihre Wendung zielt beiderseitig auf die Mitte der Ebene, in der sie selbst stehen. Entsprechend

*) Abbas Leofsinus, Acta archaeologica IV S.49ff.

2) Der Terminus post 993, den Nordenfalk_,, . . ...

stützt N. sich bei dieser Datierung auf Parallelentwicklull f' T~ T T^ erScMießt’ iSt nicht ganz sicher> indessen

aufstellt, hat innere Wahrscheinlichkeit. g£n “ der Ilnt^lornamentik von Trier und Lüttich, und die Reihe, die er

ausir 1vsz kT^"t ed Earu i“ ," ev d“ ch kr ßrmise An° rdn" ns der ^ 1“- et™

schrift des Vatikaus Pal. lat. ,564 (Ausoeeublld), aus der Viviausbibel

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