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I. Die Reformation.

Eigenhändige Briefe Georgs gehören zu den allergrößten Seltenheiten. Der
Vorliegende ist ein freundschaftliches Schreiben an seinen Oheim, den
er zu einem Besuche einlädt. Er fällt in die Zeit des heftigsten persön-
lichen Konflikts mit Luther.

Ein kostbares Stück.

68 — Schreiben an den Rat der Stadt Delitzsch. Dresden Sonnabends nach
Luce anno 1528. 1 pag. fol. mit Adresse und Siegel.

Der Brief gehört zu einer Reihe bekannter (sämtlich nicht eigenhändiger) Schreiben
Georgs, mit denen er seine Verteidigungsschriften gegen die Anschuldigungen
Luthers und der Evangelischen bes. in den Jahren 1527—1533 begleitete. Der
vorliegende gehört wahrscheinlich zu der von Cochläus verfaßten „Auf Luthers
Schandbüchlein an die Christen von Halle eine Antwort". Es handelt sich
besonders darum, den alten Verdacht eines Anschlages auf den Kurfürsten von
Sachsen im Bunde mit Philipp von Hessen und den König von Böhmen zu wider-
legen: ,, .. . seynt wir abermals und besonders durch Martin Luther
damit heftiger Weysse beschuldigt und schrifftlich in die Leuthe ge-
tragen ..."

Johannes Geiler von Kaisersberg (1445—1510).

69 Der große Prediger und Schriftsteller in Straßburg, der schon im 15. Jahr-
hundert die Auswüchse von Kirche und Gesellschaft bekämpfte, der geist-
liche Ratgeber Kaiser Maximilians und vieler Fürsten, aus der Schweiz ge-
bürtig. — L. a. s. an Bischof Friedrich II. von Augsburg (nach i486).
1 pag. qu. 40 mit Adresse, lateinisch.

Prachtvoller Brief an seinen hochgestellten Schüler aus dem Hause Hohen-
zollern, dem er zeitlebens nahe stand. Er empfiehlt darin seinem Bruder
den Überbringer des Briefes, den seine Mutter zum Studium artium bestimmt
habe, als Famulus. „.Parum profecit neque sibi animus est tranquillam et quie-
tam et pacificam vitam agere, quin potius predegit ... in profundum maris
huius seculi projici. Unterschrift: ,,Tuus Johannes praedicator argen."

Briefe dieses Vorläufers der Reformation, der zugleich ein frucht-
barer Schriftsteller war, gehören, wie alle Autographen des fünf-
zehnten Jahrhunderts, zu den allergrößten Seltenheiten.

Cardinal Bernhard von Glöß (Clessius) (1484—1539).

70 Bischof von Trient, Diplomat, mit Karl V. 1529 auf dem Reichstag zu
Speyer. — L. s. Prag 30. April 1528 an den Bürgermeister und Rat von
Zerbst. 2 pag. fol. mit Adresse und großem Siegel (dieses leider be-
schädigt).

Das Schreiben ist eine strenge Verordnung im Namen des mitunterzeichneten
Ferdinand, König von Ungarn und Böhmen, Infant von Spanien, den 1526 von
den Protestanten vertriebenen Barfüßerorden in seinen Besitz wieder einzusetzen.
Ein für den Protestantenfeind Glöß charakteristisches Dokument.

Auktions-Katalog von C. G. Boerner CIV. Autographensammlung.
 
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