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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat <Leipzig> [Hrsg.]
Manuskripte mit Miniaturen des XIII. bis XV. Jahrhunderts - dabei die Weltchronik des Rudolf von Ems sowie ein prachtvolles römisches Missale, Einzelminiaturen des XII. bis XVI. Jahrhunderts von ausgesuchter Qualität, Originalhandzeichnungen des XV. bis XVII. Jahrhunderts - dabei eine wertvolle Sammlung von deutschen und niederländischen Zeichnungen des XV. Jahrhunderts: Versteigerung: Donnerstag, den 28. November [1912] (Katalog Nr. 110) — Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.16500#0032
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II. Miniaturen des XII. bis XVI. Jahrhunderts.

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der Rechten hält sie das Jesuskind empor, das in weiße "Windeln gewickelt ist. Joseph, der
als älterer, weißbärtiger Mann dargestellt ist, sitzt auf einer Art Schemel in der linken unteren
Ecke. Er trägt eine ägyptische Mütze und stützt sich auf einen Krückstock. Etwas humoristisch
wirkt die Darstellung einer Kuh und eines Esels, die im Hintergrunde wie zu einem Fenster
hereinsehen und von denen nur der Kopf und der Hals sichtbar ist. Über beiden schwebt der
Stern. Die oberen Ecken sind mit grau-roten Wolken ausgefüllt, in denen zwei Engel mit ge-
falteten Händen schweben.

Ein Prachtstück! Das Silber der Gloreolen ist schwarz oxydiert, sonst ist die Erhaltung
eine tadellose. Auf den Rändern ist der Name eines späteren Besitzers lesbar (Matthias Bach-
mair von Augspurg. Adj. 5. Noumb. Ao. 1653), sowie 6 deutsche Verse von seiner Hand.

Siehe die farbigen Abbildungen.

Christus mit dem Arbor Consanguinitatis.

ti Federzeichnung deutscher Schule aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts oder
vom Beginn des 13. Pergament. Folio. 228:328 mm.

Hochinteressante, frühe deutsche Federzeichnung. Der Arbor Consanguinitatis ist in ein nach
oben gerichtetes sparrenförmiges Feld eingetragen. Hinter diesem steht Christus in ganzer Ge-
stalt, bekleidet mit einem langen Gewand, von dem er mit beiden Armen zwei Enden nach
den Seiten streckt. Besondere Beachtung verdient das sehr fein gezeichnete Gesicht.

Ein Stück von ganz besonderer Eigenart, aus einer frühen Handschrift stammend. Sehr
gut erhalten.

Siehe die Abbildung.

Christus am Kreuz mit Maria und Johannes.

12 Sehr beachtenswerte, frühe deutsche Federzeichnung von einem Meister der Regens-
burger Schule. Ende 11. oder Anfang 12. Jahrhundert. In rot und schwarz. Perga-
ment. 131 : 191 mm.

Merkwürdige Darstellung, in der der Maler mit den primitivsten Mitteln zu wirken versucht.
Den seelischen Schmerz der Maria und des Johannes sucht er durch die einfachsten Hand-Gesten
auszudrücken. Maria, wie um das über sie hereinbrechende Unheil aufzuhalten, erhebt ab-
wehrend beide Hände, während Johannes nachdenklich den Kopf in die Rechte stützt. Eine
besondere Sorgfalt hat der Künstler auf den Kopf Christi verwandt, der an Feinheit alles übrige
auf der Darstellung weit übertrifft.

Auf dem oberen und linken Rande wird die Zeichnung von einer einfachen schmalen Bor-
düre eingefaßt, die aus rotem Rankenwerk gebildet ist.

Das Blatt trägt einige Spuren seines Alters, ist jedoch im allgemeinen sehr gut erhalten.

Siehe die Abbildung.

Eine Äbtissin überreicht einer Königin ein mit Heiligenblut gefülltes

Glasgefäß.

13 Deckfarben auf Goldgrund. Deutsch. Ende 12. oder Anfang 13. Jahrhundert. Perga-
ment. 98: 143 mm.

Prachtvolle Miniatur aus der hohenstaufischen Zeit, noch ganz in romanischem Stil.

Die beiden Frauen stehen unter romanischen Bögen, die Königin rechts, die Äbtissin links.
Die Königin trägt ein grünes Untergewand, darüber einen weißen, blau schattierten Überwurf
mit rotem Kragen. Ihr Haupt ist von einer blau-weiß gefütterten, dreizackigen Krone mit gol-
denem Stirnreif geschmückt. Sie blickt, beide Hände erhoben, verwundert auf die Äbtissin, die
neben ihr steht und ihr mit der Linken ein mit Heiligenblut gefülltes Glasgefäß reicht. Die
Äbtissin ist mit einem weißen Untergewand bekleidet und trägt darüber ein rotes Obergewand
und einen grünen Überwurf. Die Darstellung wird von einer hübschen Bordüre umrahmt, die
sich aus Blattwerk und Rosetten zusammensetzt.

Ein monumentales, frühes Stück. Das Gold des Untergrundes ist etwas abgerieben, sonst
ist die Erhaltung tadellos.

Siehe die farbige Abbildung.
Auktions-Katalog CX von C. G. Boerner. Miniaturen und Handzeichnungen.
 
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