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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat
Katalog (Nr. 24): Manuskripte mit Miniaturen, Einzelminiaturen — Leipzig: C. G. Boerner, [1913?]

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https://doi.org/10.11588/diglit.69491#0025
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MANUSKRIPTE MIT MINIATUREN

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Der Kalender enthält eine Reihe von ungewöhnlichen Heiligennamen:
Audebert <2 mal>, Emilie, Lieffard <2 mal>, Laudri, Aignien, Godegran,
Cerbon, Luternast <sic!>, Capraise, Mellon, Das Vorhandensein der Hl,
Vaudrille, Omer, Bertin, Ligier und Donatien würden den Schluß erlauben,
daß das Gebetbuch für Nordostfrankreich verfertigt worden ist. Da je*
doch S. Gratian rot angeführt ist, ist doch eher an Tours zu denken.
Der künstlerische Charakter unterstützt letztere Annahme,
Von den 14 ganzseitigen Miniaturen, die das Buch enthält, sind nur die*
jenigen auf f. 44, f, 72, f, 80 verso, f, 117 verso und f, 53 verso gut er*
halten. Verzeichnis der Miniaturen: f. 35 Verkündigung,- f. 44 Verlobung
Mariä vor dem Tempel,- f, 53 verso Kreuzigung,- f, 55 Pfingstfest,- f, 56
verso Kreuzabnahme,- f, 58 verso Messe des H, Gregor,- f, 54 Heimsuchung
Maria,- f, 66 Anbetung des Kindes,- f, 72 Verkündigung an die Hirten,-
f, 77 Beschneidung Christi,- f, 80 verso Anbetung der Könige,- f, 82 verso
Darstellung im Tempel,- f, 90 Flucht nach Egypten,- f, 117 verso Der
kranke Hiob und seine Freunde.
In den wenigen wohlerhaltenen Miniaturen dieser Handschrift
ist die Hand des größten französischen Miniators Jean Fouquet
zu erkennen, Miniaturen, wie die Verkündigung an die Hirten,
die Verlobung Mariä oder die Kreuzigung können nur von
ihm herrühren. Die prachtvoll gezeichneten, mit Gold schat-
tierten Gestalten, die Weiß in Weiß modellierten Mäntel und der
Typus Mariä erinnern unmittelbar an die authentischen Werke
des Meisters, vor allem an die Antiquites Judaiques der Pariser
Bibliotheque nationale. Wir haben hier eine Kostbarkeit aller-
ersten Ranges vor uns, leider in ruinenhaftem Zustand, doch
kann noch immer die Behauptung aufgestellt werden, daß
unsere Handschrift hinsichtlich der künstlerischen Bedeutung
wohl einzig dasteht. Gerade in Anbetracht der zahllosen fran-
zösischen Gebetbücher dieser Zeit, die auf dem Markt sich
befinden und von denen die wenigsten eine wirklich persön-
liche künstlerische Note aufweisen können, kann man die vor-
liegende Arbeit nicht hoch genug einschätzen. Die Handschrift
ist bis jetzt den Forschern unbekannt gewesen, Augenschein -

Katalog XXIV / C. G, Boerner, Leipzig, Universitätsstraße 26
 
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