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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat <Leipzig> [Hrsg.]
Deutsche Handzeichnungen aus der Sammlung weiland Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen und aus anderem Besitz: Romantiker und Nazarener ; alte Meister des 15. - 18. Jahrhunderts, neuere Meister ; Versteigerung am 24. und 25. April 1940 (Katalog Nr. 203) — Leipzig, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.5176#0010
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Seine Königliche Hoheit Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, war ein großer
Sammler, weil dreierlei ihn leitete: Die Leidenschaft des Suchens und Zusammentragens, die bis
zu seinem Tode im Jahre 1938 nicht nachließ, das unendliche Wissen um die Zusammenhänge und
die Inhalte der Kunst, die er zu besitzen strebte, und die Liebe, die ihn mit jeder Linie seiner
Zeichnungen verband. In der Geschichte des Hauses Wettin steht er nicht allein. Sein Vorfahr
König Friedrich August IL, der 1854 starb, brachte in 40 Jahren eines der schönsten europä-
ischen Kupferstichkabinette zusammen, und zwar wahrscheinlich nach dem Vorbilde wiederum
seines Oheims, des Schöpfers der Albertina. Galt deren Streben hauptsächlich der Graphik,
widmete sich Prinz Johann Georg der Zeichnung, und zwar im wesentlichen der deutschen
Zeichnung des XIX. Jahrhunderts. So entstand im Laufe eines Lebens neben einer ausgebrei-
teten wissenschaftlichen Arbeit die umfänglichste private Sammlung auf diesem Gebiet, die
es gibt. Die Unermüdlichkeit des Sammlers trug Blatt um Blatt zusammen, ordnete die Gruppen
und verteilte die Akzente, so daß heute geradezu eine Geschichte deutscher Zeichenkunst des
XIX. Jahrhunderts greifbar und anschaulich vor uns ausgebreitet liegt.

Wieviel Liebe dieses Sammlertum leitete, zeigt die Fülle der Blätter, die von den führenden
deutschen Künstlern des Nazarenerkreises und der Romantiker zusammengekommen sind, wie-
viel Kenntnis dabei waltete, beweist das Bestreben, nicht nur überhaupt schöne Werke dieser
Meister zu besitzen. Die Frühzeit mußte so gut vertreten sein wie ihre Reife und ihr Alter, die
Zusammenhänge miteinander sollten deutlich werden, und die Vorläufer und die Schüler mußten
vertreten sein. Von den Nazarenern, von Overbeck, Olivier, Führich, Cornelius, Veit, Schnorr
von Carolsfeld und Steinle, dem besonderen Liebling, birgt die Sammlung einen Reichtum, wie
wohl keine zuvor. Die Romantiker, wie Fohr, Kersting, Fries, stehen ebenbürtig neben ihnen,
Richter und sein Kreis werden so wenig vergessen, wie die Münchener, die Düsseldorfer,
Runge und die österreichischen Aquarellisten Feudi, die Alts und Waldmüller. Von Koch sind
prachtvolle Blätter vorhanden, besonders, wettinischer Tradition entsprechend, zu Dantes Werk.
Eine kleine Auswahl aus den früheren Jahrhunderten deutscher Zeichenkunst leitet die Sammlung
ein, eine Anzahl Blätter der bekanntesten Künstler aus dem Ende des Jahrhunderts, wie Menzel,
Klinger, Thoma, rundet sie ab. - Unser Auktionskatalog, wohl der reichste der Zeichnungs-
kataloge der letzten Jahre, versucht in Beschreibung und Abbildung das Wresen der Sammlung
zum Ausdruck zu bringen. Er enthält nur einen Teil des Vorhandenen, sozusagen eine Konzen-
tration der Fülle, den Anforderungen der Versteigerung gemäß. Die wenigen fremden Beiträge
sind genau dem Charakter und dem Wert der Sammlung angepaßt worden. So hat der Katalog
den Charakter des Beispielhaften behalten, zugleich ein Vorbild für den Sammelnden und ein
Denkmal für einen großen Sammler.
 
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