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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0004
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Gegensätzliches Verhältniss der Auslegungen.

Die Untersuchung dos Parthenon und des Tempels der Atliena-Polias
zu Athen, ist schon vor Jahren wiederholt von mir als eine der nächst wich-
tigsten Aufgaben der Alterthumsforschung bezeichnet, deren Lösung für
unsere Anschauungen des hellenischen Culturlehens zu fruchtbaren Ergehnissen
rühren könne: vornehmlich werde sie nach religiöser Seite hin durch eifjen-
schaftliche Vergleichung heider Tempelgebäude, den scharfen Unterschied
zwischen Bauwerken gottesdienstlicher und riiehtgöttesdienstlicher Bestimmung,
zwischen den zum Cultus gweihten und den cultuslosen Agalmata zur Er-
kennlniss bringen. Konnte es damals vielleicht auffallend scheinen einseitig
gerade bloss auf jene beiden Monumente hinzuweisen, so beruhte dies auf
der Thatsache ihres baulichen Zustandes, wie in der Fülle der sie be-
treffenden Ueberliefenmgen; denn nicht nur stehen beide unter allen helle-
nischen Tempeln als die einzigen da, von deren räumlicher Einrichtung noch
so viel kenntlich erhalten ist dass sie tektonisch mit Sicherheit wieder herge-
stellt werden kann, es fliessen über jeden von beiden Tempeln auch noch so
reichlich die Quellen der alten Literatur wie über keinen anderen Tempel.
Bei der Untersuchung den Parthenon dem Poliastempel vorangehend zu setzen,
hatte seinen Grund weniger in dem Umstände dass dessen bildwerkliche
Ausstattung des Ausseren in den wesentlichen Ueberresten noch vorliegt, als
vielmehr in dem eigenschaftlichen Verhältnisse desselben. Der Poliastempel
bedurfte als Cultusstätte der Athena keines Erweises mehr, dagegen war man
über die Eigenschaft des Parthenon völlig im Unklaren: denn ungeachtet
Böckh mit den Inventarurkunden den gegenständlichen Inhalt seiner inneren
Räume, bis auf einen einzigen, bereits vor Augen gelegt hatte und hiernach
kein Zweifel über die Eigenschaft des Gebäudes mehr bestehen konnte, zog
die Deutung welche man glaubte seinen Bildwerken unterlegen zu müssen,
doch von der richtigen Auffassung immer wieder ab. Es wurde deswegen
als Pflicht der Wissenschaft betont ihre Kraft auf die Erforschung dieses
Monumentes zu wenden und die tektonische Einrichtung seiner inneren Räum-
lichkeiten wie deren gegenständlichen Inhalt festzustellen, um dann auf solcher
Grundlage, mittelst bezüglichen Vergleiches der rein bildwerklichen Ausstat-

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