Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0014
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. Zcitstellung der Panathenäen. Gottesdienstliche und profane Feier- 11

von der Rhodischen Burg hinweg nach Attika gezogen wird. So kann in
Jener Allegorie des Phidias im östlichen Aetos des Parthenon, unter Tzdvza lg
ttjv 'A0i]v5c syst fsveaiv [Paus. 1, 24, 5], mit Genesis doch nur die Epiphanie
der schon gebornen Athena gemeint sein, wie in llc<vo<opas -(evsat? am Bathron
der Parthenos, die Pandora ebenfalls als bereits Geschaffene von den Göttern
beschenkt wird. Damit ist nicht behauptet dass Phidias schon jenes Em-
pf'angsopfer des Kekrops dargestellt habe.

Legt die Sage bei jener Einsetzung des Cultus das ganze Gewicht auf
die Gabe oder die Einführung des Oelbaumes, mit welcher die Göttin den
Besitz der Cultushoheit über das Land beansprucht [Apollod. 3, 14, 2], so
ist dieser Baum das heilige Wahrzeichen und erste verehrte Mal des einge-
setzten Cultus gewesen ehe noch Bild und Tempel der Polias waren [Baum-
cultus VIII, § 1]: daher lässt sich jenes Opfer des Kekrops nur bei Pflan-
zung der iepä £Xotta vollzogen und als legendarische Inauguration derselben
fassen, denn der Burgölbaum wird thatsächlich im Herkos der Wohnung des
Kekrops, dem späteren Pandrosion, neben den Altar des Zeus-Herkeios ge-
pflanzt, wo ihn Philochoros und Apollodor noch kennen. Athena hatte ur-
sprünglich hier also mit Zeus einen Altar gemeinsam. Das erklärt sehr gut
die Sage bei Pindar [a. a. O. Schol. 65. 71], es habe der verkündende Helios
geboten dem Zeus und seiner speerbewaffneten Tochter auf einem Altare
zu opfern. Dieses mit Zeus-Herkeios gemeinsame Altaropfer mag bis zur
Stiftung eines Xoanon und Tempels der Göttin gedauert haben, mit welcher
sie einen selbstständigen Altar, den grossen Altar, vor dem Pronaon dieses
Tempels geweiht empfing Jenen Tag ihrer Geburt und Epiphanie setzte
nun das attische Dogma auf den dritten Tag eines Monates [Lykurg bei
Harpokration TpiT0[x7]vi? Boxet 6e -fsveaücci tots yj 'Aibjva], genauer auf den
drittletzten oder die xpiTY) cpötvov-o; [Schol. Iliad. 8, 39J desselben. Nach
alter Mondenjahresrechnung ist dieser Tag als der XXVIII, der Monat als
Hekatombaion , hiermit aber auch an dessen XXVIII der gottes-
dienstliche Beginn des Panathenäenfestes, also die Geburtstagfeier der
Athena [Athen, a. v. O.] gesichert, deren Wiederkehr in jedem Jahre —
xoc&' IxacjTov eviau-öv — alle Zeiten unverändert an demselben Tage festge-
halten erscheint. Ein Ausfall dieser im Cultusdogma einmal wurzelnden
Begehung je im vierten Jahre, wie man vermuthungsweise gemeint hat
(Boeckh, Staatsh. II, S. 8), widerspräche nicht allein den vorhin angezogenen
Quellen, er ist noch aus einem anderen Grunde unmöglich. Man konnte den
Geburtstag der Athena in jedem vierten Jahre deshalb nicht aussetzen und
übergehen, weil ein solcher Ausfall gleichbedeutend der Aussetzung des
Cultus der Göttin an diesem Tage wäre, hiermit aber sogleich statt eines
Festtages ein Trauertag, eine öirocpp«? i^spa, nefastus dies, für das ganze
Land einträte: wie das beispielsweise jener Trauertag der Plynterienfeier im
Thargelion ist, an welchem der Poliastempel geschlossen war und die Sacra
ruhten. Es machen Pannychis, Pompe der Hekatombe und deren Tempel-
 
Annotationen