Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0030
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III. Zeitliches VerhSltniss der Anonon zur Cultusbegehung. 27

Luxus ohne Gleichen dasteht [Athen. V. p. 196 a flg.]. Auch die circensischen
Spiele mit ihrem Opferzuge, welche Dionysios von Ilalikarnass in der
ältesten Form nach Quintus Fabius überliefert (Antiq. Rom. 7, 72), sind des-
halb zu beachten, weil der Berichterstatter hierbei stets auf charakteristische
Einzelnheiten hinweist die er von den Hellenen entlehnt angiebt, die in der
That auch den athenischen Pompen am nächsten stehen. Indem bei ihnen, als
•einem festlichen Wettspiele für alle Staatsgottheiten, nach römischem Brauch
die Bildnisse derselben dabei gegenwärtig sein mussten, nimmt der Zug diese
im Capitole auf, von wo er mit ihnen die via Sacra entlang, über das Forum
nach dem grossen Hippodrom als dem Festplatze und der Opferstätte zieht.
An der Spitze erscheinen die Geschwader der reitenden, die Abtheilungen
der zu Fuss marschirenden Jünglinge: diesen folgen die Heniochen mit Vier-
gespannen und Zweigespannen, auch die Athleten des Agones: dann ganz
nach attischer Weise drei Chöre von Pyrrhichisten, Männer Jünglinge Knaben,
jeder Chor von einem Didaskalos geführt welcher den Rhythmus der Bewe-
gung angiebt; es folgen Auleten und Kitharisten, die dionysischen Thiasoten,
die Träger der Thymiateria und goldenen wie silbernen Pompeia, auch die
Bildnisse aller hellenischen Gottheiten und Heroen. Welcher Ort im Zuge
den Opferthieren angewiesen war, ist nicht vermerkt: nur das nach voll-
endetem Einzüge im Hippodrom beginnende Consecriren Schlagen Schlachten
Enthäuten und Zerlegen der Thiere sammt dem Darbringen der Opferschnitte
auf dem Altare, wird genau beschrieben. Erst nach diesem folgen die Spiele
im Wagenrennen Wettlaufen und Ringen, wobei die heroischen Evolutionen
der Apobaten oder Parabaten besonders hervortreten.

In der Pompe am Feste der Artemis zu Ephesos (Xenophon Ephesiac.
1, 2 flg.) die von der Stadt nach dem 7 Stadien entfernten Tempel der
Göttin zog, nahmen alle eingebornen Mädchen und Epheben Theil welche
das sechszehnte Jahr überschritten hatten: alle Pompeis waren hierbei rotten-
weise geordnet (xara a-iyov), es erschienen zuerst die Opfer Fackeln Kana
und Räuchergeräthe, dann Pferde Hunde und Jagdzeug, hinter diesen kriege-
risch gerüstete und friedlich ausgestattete Männer. Nachdem der Zug das
Heiligthum erreicht und das Opfer verrichtet hatte, löste er sich auf, es mischten
sich Männer Frauen Mädchen und Epheben bunt durcheinander. Das hier
erwähnte Fackelgeleit am Tage, ist nicht auflallend, bei gleichen Festzügen in
Athen tragen die Epheben brennende Fackeln: aber der für Artemis in diesem
Festzuge charakteristische Jagdtross ist von Belang, weil sich aus diesem
Bestandteil vielleicht folgern lägst dass derselbe in der Pompe der Artemis-
Brauronia zu Athen gleicherweise erschien. Schon früher [Piniol. 1860.
Jahrg. XVIII. 1. S. 17] wurde auf das ispöv xuvijflatov aufmerksam gemacht
[Libanios Argum. Demosthen. c. Aristog. I. pag. 767] zu welchem der diebische
Hieroklcs angeblich die als ispi ip-cmoi mit goldner Inschrift bezeichneten Ge-
webe tragen will, die ihm von der Priesterin der Artemis-Brauronia zu Athen
übergeben sein sollten. Dies fepbv xuvr^saiov kann ein heiliges Jagdrevier, es


 
Annotationen