Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0031
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28 IU. Zeitliches Verhältniss der Agonen zur Cultusbegehung.

kann ein heiliger Jagdzug der Artemis sein: ein heiliges Haingehege der
Göttin zu Brauron, in welchem sich Agamemnon durch Erlegung eines Bären
oder Hirsches versündigt haben sollte, ist bekannt: nachdem sich aber das
Ileiligthuin der Brauroma auf der Akropolis als ein von Perikles gestiftetes
Filial des Brauronischen hat sichern lassen [Philol. a. v. O. S. 16], berech-
tigt das zu der Folgerung auch bei Athen ein Brauroniscb.es Kynegcsion
anzunehmen, in welches man jene heiligen Himatia von der Burg schaffte,
wenn die Pompe mit den Kanephoren der Artemis und einem gleichen Jägd-
tross ausgestattet, von hier nach Brauron abgehen sollte: denn nach Brauron
konnte Hierokles die Himatia schwerlich haben tragen wollen.

Mit den Panathenäen, bloss nach Seite ihrer Feier als der Stiftungsweihe
des Poliastempels, lässt sich aus hellenischen Beispielen das Weihefest des
vom Deinokrates wiedererbauten Artemistempels zu Ephesos vergleichen, an
welchem allerlei Spiele erwähnt werden [Macrob. Sat. 5, 22]: wenn dagegen
bei den Römern gar keine Tcinpelwcihc ohne Festspiele zu denken ist, so
haben sie diesen Brauch von den Hellenen entlehnt [Tekt. d. Hell. IV. B. S.226].
Eine vergleichende. Analogie der Panathenäen mit den Olympien würde
durchaus versagen: in diesen findet sich weder eine Andeutung von der Feier
eines Göttergeburtstages, noch der Stiftungsweihe eines Tempels oder Cultus-
bildes. Her tempellose und bilderlose Altarcultus des Zeus in Olympia sammt
der Panegyris mit ihren Agonen, bestand schon seit hochaltcn Zeiten bevor
noch an einen agonalen Festtempel des Libon (gegen Ol. 77 — 79) und einen
Zeuskoloss des Phidias gedacht werden konnte: der Cultus hat in jener Eigen-
schaft auch nach Stiftung des Zeustempels und bis zu seinem Verfalle fortbe-
standen. Der Ursprung der Olympischen Agonen wurzelt im Herocncultus,
es sind epitaphische Agonen zu Ehren desjenigen Heros welcher als mythi-
scher Archcget Olympias gilt, des Endyinion, wie desjenigen Heros, des
Pelops, von dem es heisst er werde hier unter allen Heroen so am höchsten
verehrt als Zeus unter den Göttern. Das sagenhafte Grab des Endymion
lag daher im Stadium (Paus, (i, '-'0, g), der Stadienlauf bewegte sich um das-
selbe: die Grabstätte des Pelops, das Pelopion, befand sich zwischen dem
Zeustempel und dem Ileraion, alle Wettreiter und Hcniochen brachten diesem
Heros das Todtenopfer selbst noch vor dein Opfer an Zeus (Schol. Pind.
Ol. 1 , in, it9, Paus. 5, 13, 2): aber sogar dieser currulische Wettkampf
umkreiste im Hippodrom ein heroisches als Taraxippos gefürchtetes Heroen-
grabmal. Dass nach dem Opfer an Pelops das Opfer an Zeus folgte und
ebenso den Spielen voranging, bezeugt Pausanias (5, !), :;): vor Ol. 77 opfer-
ten alle zum Wettkampfe Erschienenen an einem und demselben Tage, nach
dieser Zeit aber die Kämpfer im Pentathlon und Pferderennen an einem
andern Tage. Von solchen Beziehungen auf epitaphische Ehren enthalten
die Panathenäen keine Spur: an ihnen geschieht die Speisung des attischen
Demos von der Hekatombe welche aus der Tempelkasse gekauft wird, an
den Olympien dagegen werden bloss die Olympioniken von den Festvor-
 
Annotationen