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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0032
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IV. Der Peplos und seine Probession. 29

steliern im Hestiatorion des Prytaneion mit einem Schmause beehrt (Paus. 5,
15, 8). Für eine Speisung der ungeheuren in Olympia anwesenden Menge
aus der Tempelkasse mit einem Hauptopfer, wie das früher nach dem Vor-
gange von Meyer (Encyclop. v. Ersch u. Gruber, Artikel Olymp. Spiele) von
mir gemeint wurde, habe ich kein Zeugniss auffinden können; alle Speisungen
welche täglich während der Panegyris statt fanden, richteten die Festgäste
auf eigne Kosten aus, obwohl sie die Stiere hierzu auf der Prothysis des
grossen Altares schlachten mochten.

IV. Der Peplos und seine Procession.

Wie man die Vorgänge bei der Panathenäen-Feier auch betrachten und
ordnen möge, man ist genöthigt in jedem Jahre drei verschiedene Festzüge bei
derselben anzunehmen: einen gottesdienstlichen und zwei weltliche [§. III],
alle drei zeitlich durch Intervalle getrennt. Der gottesdienstliche Zug er-
öffnet das ganze Fest mit Führung der Opferhekatombe und Eiresione [§. XI]
nach der Burg: mit diesem Tempelopfer und dessen Kreanomie ist die rein
gottesdienstliche Feier erledigt [§-I]- Nach diesem folgt der Zug aller Wett-
kämpfer zu dem Orte ihrer Hestiasis', vor Beginn der Agonen: er bildet
die Eröflhungspoinpe der Spiele. Der dritte Zug schliesst die weltliche Feier
und das ganze Fest nach beendeten Spielen, es ist der Aufzug der designirten
Sieger nach dem Parthenon hinauf zur Kränzung [§. III]: je im vierten
Jahre vereinigt sich diesem Schlusszuge der Wettkämpfer, noch die vielge-
nannte Procession des Festschiffes mit seinem mächtigen Segelpeplos.

Ms nimmt bloss einen einzigen Festzug an welcher alles das in sich
vereinigt, den eben erwähnten vierjährlichen an den grossen Panathenäen:
dieser soll im Zophorus des Parthenon dargestellt sein. Diese Annahme
bat alle Bestimmungen des Erklärers maassgebend geleitet: die mehrtägigen
Festspiele ehe noch einmal das Fest begonnen, die Vereinigung der Opfer-
hekatombe mit einem Peploszuge am jährlichen wie vierjährlichen Feste, die
Uebergabe dieses Peplos in der einen Centralgruppe über dein Prone'ion
[§. XIII], das alles sind Folgen jener Annahme. Eine Peplosprocession als
Schlussakt der grossen Feier stand durch Zeugnisse fest, sie hat auch
(S. 213) nicht abgewiesen werden können: indem aber die zwischen dieser
und dem Opferhekatombenzu"-e des ersten Festtags liegenden Agonen beide
Züge um einen Tag von einander geschieden haben würden, nöthigte das
Ms die Agonen allem vorausgehend anzusetzen und beide Züge als Schluss-
akt zu vereinigen, um wenigstens das Vorhandensein des Peplos in jener
Centralgruppe begründen zu können.

Wie bekannt ist der vielgenannte Prachtaufzug mit dem Peplos an den
grossen Panathenäen, das sehenswürdigste öffentliche Schauspiel für die
Masse der Bevölkerung Attikas gewesen, dessen Genuss alle Demoteu in der
 
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