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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0039
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36 VI. Der Peplna und seine Procession.

Bundeszeichen beibehielt, als er mit Stiftung der vierjährlichen Panegyris
sein politisches Leben als panathenäischer Staat manifestirte, auch für die
Regenten desselben den Myrtenkranz zum amtlichen Würdezeichen machte.
Wird der Peplos in einem besonderen Pestzuge an dieser Panegyris geführt
und steht die Myrtenbekränzung seiner Pompeis fest, so schliesst dies den
Gebrauch der Olivenzweige statt deren hierbei aus, folglich auch die Ver-
einigung der Opferhekatombe und der Thallophoren für Athena-Polias mit
diesem Peploszuge: denn Kränze und Zweige des Oelbaumes sind bei den
Pompen für die Göttin bedingt (Schob Aristoph. Ekkles. 743), die Thallo-
phorie setzt schon Erichthonios ein, den Olivenkranz bezeichnet Pollux
[3, 10] als Ttatptov atscpavov zu Athen. Man kann vielleicht noch einen ge-
schichtlichen Vorgang als Zeugen für die nichtgottesdienstliche Eigenschaft
der ganzen Schiffsprocession sammt ihres Peplos ansprechen. Dass Herodes
nach Philostratus [Vit. Sophist. II, 1, 5] die, Panathenäen in einem und
demselben Jahre noch einmal wiederholen durfte, lässt doch nur glauben es
habe sich dies auf den weltlichen Theil der Feier, auf das Schauspiel der
Schiffsfahrt des vierjährlicheii Festes und die Agonen allein erstrekkt: den
Geburtstag der Athena mit seiner kirchlichen Begehung noch einmal zu
wiederholen, würde unter keinen Umständen erlaubt gewesen sein.

Nach Sicherung der Thatsachc dass ein Peplos überhaupt nur an den
Crossen Panathenäen öffentlich dargebracht wurde, kann die Melduno- Stt
vix^ffavTE? oi 'A&vjvcuoi ■üsttXov STTOtV^aav Tijj 'Aibjva, xal svs-j'padiav -ouc äptsxou? iv
aöxij) [Schob Aristoph. Ritt. 563. Said. IL 2. isi, 7], auch den Eintritt sei-
ner Darbrinrmno- erst nach den vollendeten Agonen bestätigen: es war schon
oben aus dieser Quelle gefolgert dass die Agonisten welche gesiegt hatten,
im Geleite der Peplosprocession zur Kränzung zogen. Unzweifelhaft sind
hier mit apttJTOu? nur Männer gemeint, denen wegen hervorragender Verdienste
um den Staat in irgend einer verwichenen Penteteris, eine solche ikonische
Ehre als acioi tou ttsttXou durch Pscphisma zuerkannt wurde: es zeigt aber
diese Einzcichnung profaner Personen in den Peplos, wie man demselben
niemals eine heilige Eigenschaft beigemessen habe. Deshalb konnte die
Aufnahme der Bildnisse des Antigonos und Demetrios auch keine Profanation
des Heiligen, sondern bloss eine jener eklen Schmeicheleien sein mit wel-
chen das heruntergekommene Volk diese Menschen als Euergetcn überhäufte,
die vom Philippides auch verdienter Maassen an den Pranger gestellt wurde.
In der Widmung des Gewandes zu und nach den Kampfspielen ist der
Bezug auf Sieg eben so offenbar, wie in den ihm eingewirkten Siegcstbaten
der Göttin und des Zeus; es liegt dieselbe Beziehung in der Widmung des
Peplos für Hera zu Olympia und des Chiton für den Amykläer ausgedrükkt,
die eben so bei Wettspielen, auch gewiss erst nach Vollendung derselben
geschah. Die ganze Reihe Scenen von palästrischen Ringkämpfen und
kriegerischen Uebungen am Peplos der Dresdener Promachos, in deren eini-
gen Athena thätig ist [Verz. d. Berl. Abg. No. 662], erinnert sehr an die
 
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