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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0040
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VI. Der Poplos und seine Proccssion. 37

attische Sage dass die Göttin selbst den Theseus das Akontion und die Pale
gelehrt, dieser aber die Pygme wie das Pankration erfunden und die Palästren
gestiftet habe: was eine specielle Anspielung auf den Peplos der theseischen
Penteteris ergäbe.

So bleibt nach allem nur die Möglichkeit übrig, bei den grossen Pana-
thenäen die kirchliche Feier mit ihrem Hekatombenzuge zum Tempelopfer
entschieden von dem Peploszuge zu trennen, den erstcren Zug als Eröff-
uungspompe, den letzteren als Schlusspompe der ganzen Panegyris,
nicht aber beide als einen einheitlichen Akt zu betrachten: mithin sind
die Agoncn als zwischen beiden Zügen liegend festzuhalten. Von einem
gleichen Peploszuge an den kleinen Panathenäen wird man durchaus abzu-
sehen haben. Bevor nicht mit zweifellosen Belegen das Gegentheil hiervon
zu erweisen ist, behält meine Annahme ihre Gültigkeit.

Lässt man (S. 212 f.), entgegengesetzt meiner Ansicht, die mehrlagigen
. tgonen schon vor den Haupttag (sopr/j) fallen und vereinigt die Schaufüh-
rung des Peplos mit dem Hekatombenzuge am Hauptfesttage, also am Licht-
tagc des XXVHI Hekatombaion, so wird hiermit Anfang und Ende des
ganzen Festes in einen und denselben Akt zusammengeworfen, die Eröff-
nungspompe zur Schlusspompc zugleich gemacht. Gegen eine solche Ver-
einigung sprach jedoch Alles. Möglich wäre sie nur wenn eben die Spiele
vor dem XXVHI bereits statt gefunden hätten: das ist zufolge der oben
gegebenen Analogien anderer Feste eben nicht der Fall, sie konnten erst
nach dem grossen Tempelopfer eintreten mit welchem im Festdecrete dieser
erste Tag der Panathenäen beginnt, welches alle Jahre auch das Fest eröffnet;
hat aber dieses Decret den Peplos nicht in den Hekatombenzug auf-
genommen der in jedem Jahre unverändet derselbe bleibt, dann lässt er sich
auch niemals bei der vierjährigen Wiederkehr des Festes diesem Opferzuge
einverleiben.

Schliesslich ein Bedenken gegen den reichen Schmaus welcher dem
Peploszuge als Schluss desselben Tages noch folgen soll, wenn hiermit
nämlich die grosse Speisung des Volkes gemeint wird. Worauf sich diese
Annahme stützt, weiss ich nicht: lässt aber Hcliodor [Aethiop. 1, §. 10] bei
Erwähnung des Schiffszuges der grossen Panathenäen den Athener Knemon
erzählen, er habe als Ephebe demselben beigewohnt und nachdem er der
Göttin den gebräuchlichen Päan mitgesungen xal ta vavojxtaixeva Tipouo[j.7:£uaa?,
&s sr/ov c-oXt,?, ctu-qj ^Xaij.uoi xal a&TOi« atecpavois £p'/p\Mi ol'xaSs <S>« s[iautov :
so löste sich nach Begleitung des Peplos, mit den Ephebcnschaaren der ganze
Festzug auf, es war dies der Schluss des Tages; denn wenn hierauf der
Vater dieses Epheben, als Mitglied des areopagitischen Käthes (§. 9), am
Abend nach dem Prytaucion zum Speisen geht, auch hier wie bei jeder
gleichen allgemeinen Panegyris die ganze Nacht beim Trinkgelage - *6i(p
Tcavo7|[A<i> — verbringt, so ist das keine Volksspeisung zu nennen.
 
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