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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0049
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46 VII. Apparat zu den Agonen. Goldene Nikebilder.

anderen verschwundenen Bilder hatte schon Antigenes Ol. 93, 2 schlechtes,
also stark mit Kupfer legirtes Geld schlagen lassen. Lykurg ersetzte (um
Ol. 110) neben dem Apparate zu den Pompen und dem Goldschinukke für
einhundert Kanephoren, mit seinen Nocet; oXoypuaou? nur diese von Antigenes
verbrauehten Bilder wieder.

Man spricht mir die Verwendung dieser Niken bei den Agonen (S. 208)
ab und wendet ein diese alle können eben so gut zum Schmukk der Cella ge-
dient haben: dann hätte gezeigt werden müssen was dieser Schmukk von
mehreren kranztragenden Niken in der Cella noch solle, wo bereits die Par-
thenos mit ihrer gleichen Nike ausschliesslich für den Kränzungsakt der
Sieger autgestellt war und den ganzen Raum für diesen Zwekk charakte-
risirte. Jener Einwand ist daher nicht zutreffend, auch mit keiner Analogie
zu belegen gewesen: dass hingegen diese Niken ausserhalb der Cella als
Skeve bei den Agonen gedient haben, auch in der agonalcn Pompe geführt
sind, dafür giebt es Beispiele. Die Erscheinung jener als Niken ausgestatte-
ten alexandrinischen Mädchen in der Pompe welche erst zum Beginn der Agonen
nach dem Stadium zog [§. III], beweist deren Verwendung auf dem Orte
wo die Spiele abgehalten werden; dass sie hier dienten um die Zielstätte zu
bezeichnen an welcher der Sieg erreicht und richterlich entschieden wird,
also die Nyssc vor dem Sitze der Kampfrichter, ist wohl ein folgerich-
tiger Schluss: man wird solche Bilder mit dieser Stätte im Stadium und
Hippodrom, auch bei musischen Agonen im Theater, in Verbindung
zu setzen haben. Im Hippodrom zu Olympia stand an Stelle einer
Nike etti 5s vuaayj? [itcx? [Paus. 6, 20, 10] das Bild der Hippodameia,
dem eben heranbrausenden ersten Heniochen als Ankündigung des Sieges-
lohnes, jene olympische Tänie entgegenstreckend welche auch die Nike auf der
Hand des olympischen Zeus hielt; es bezeichnete dieses Bild hier das unter
den Augen der Hellanodiken liegende Ziel des Sieges. Niken zur Andeu-
tung der Meta, Kranz oder Palmenzweig haltend, zeigen auch römische Re-
liefs und Mosaiken: Plinius (35, ös) nennt die Meta der Victoria. Aus
solchem Gebrauche der Nikebilder und ihrer Führung in den Aufzügen,
leitete sich bei den Römern der Ausdrukk Victoriae pomposae her: mau
erkennt dies aus der von Ang. Mai [Fragm. incert. auetor. 3] in den Wer-
ken des Syminachos angeführten Stelle eines unbekannten Autoren „Hispania
nobilis obstupescat, ubi roseas virgines intuemur pinnis rutilantibus alatas, quales
pomposas decet esse Victorias"; auch das Bild bei Ovid. [Amor. III. 2, 10]
.. aurea pompa venit. Primo loco fertur passis Victoria pennis, wird der circen-
sischen Pompe entlehnt sein. Nach Cassiodor (Variar. ad Consul. 6,1) scheint der
römische Consul, wenn er als Vorsitzender in den Spielen funetionirte, den
seipio victorialis mit dem Bilde der Victoria auf der Spitze geführt zu haben.
Die Sitte des Vortragens von Victorien zeigt sich auch bei kriegerischen
Aufzügen, wo das Fallen der Bilder oder ihres Trägers zur bösen Vorbe-
deutung wird [Dio Cass. 67, 40. 50, 8. Plutarch. Brut. 39. Appian. B. C.
 
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