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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0050
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VTI. Apparat zu den Agonen. Goldene Nikebilder 47

4, 184. Jul. Obsequenz Prod. 70. Tacit. Annal. 14, 82.]. Bei Triumphe
pompen in der Kaiserzeit steht ein Victoriabild auf dem Wagen hinter dem
Sieger, einen Kranz über sein Haupt haltend [O. Müller Dcnkm.V, Taf. LXV]?
was früher bloss ein Diener mit Corona ex aureo Etrusca gewesen sein soll
(Plin. 33, i): sogar der Funeralpompe des Augustus, um den siegreichen
Abgeschiedenen zu bezeichnen, sollte die Victoria aus der Curie durch die
Porta triumphalis vorangetragen werden (Suet. Aug. 100.).

Vereint mit den erwähnten Nikemädchen erklären solche Andeutungen
hinlänglich den Gebrauch der perikleischen Nikebilder im Parthenon, eben-
so das Bedürfniss ihres Wiederersatzes unter Lykurg: sie machen auch
deutlich was Perikles mit der szsuvj Trspi xou; a-föJva? wesentlich bezeichnete
als er diese Skeve bestimmt von der Skeve zu den Pompen unterschied. So
ist es ganz in Ordnung wenn diese Niken in den Inventarurkunden des Schatzes
ausdrücklich vondenPompeiaunterschieden werden, denn sie gehören ebenspeciell
nur zu den Agonen: Ms konnte (S. 209) keinen besseren Einwurf wählen als diesen,
um sich selbst am trefiendsten zu widerlegen. Weiter lässt die Erscheinung:
von Niken in der agonalen Pompe die zum Beginn der Spiele geht, sicher
schliessen dass sie auch nach Vollendung derselben den als Sieger de-
signirten Agonisten welche zur Kränzung ziehen, zur Bezeichnung derselben
als Nikephoren, nach dem Orte der Kränzung vorangeführt werden :
das würde zu Athen der Nikephorenzug nach dem Parthenon sein, mit wel-
chem die aus dem Schatze entlehnten Bilder wieder dorthin zurückkehrten.
Ms will (214) zwar dass die Sieger der Agonen im Festzuge auftreten . . .
wenn wirklich die Bekränzung derselben im Parthenon statt fand, er sagt je-
doch nicht was dieselben als Sieger kenntlich mache; ziehen diese also noch un-
bekränzt nach dem Parthenon, dann würden die vorgetragen Nikebilder das
Einzige sein die Nikephoren zu bezeichnen: davon sieht man im Bildwerke
aber nichts. Schwerlich wird Jemand die Musiker im Theorenzuge auf der
Nordseite als gewesene Agonisten (S. 216) erkennen, die indess jetzt in blosse
Pompenmusikanten umgewandelt erscheinen weil wir sie natürlich nicht mehr
als Agonisten, sondern als Musiker des Festzuges und Opfers finden sollen.

Wer nach allen solchen Erwägungen überhaupt noch läugnen wollte
dass die Parthenos des Phidias einzig nur zum agonalen Festapparat für den
Kränzungakt der panathenäischen Sieger gemacht sei, wird schwerlich eine
Erklärung für ihre Nike finden welche den panathenäischen Siegerkranz
darreicht: zumal dieses wie gesagt kein heiliger, sondern ein Ehrenpreis der
Volksgemeinde gewesen ist, der von den zwölf Gemeindeoliven in der Aka-
demie, nicht aber von der heiligen Moria hier, noch weniger von dem hei-
ligen Burgölbaum kam. Nur die gleiche Bestimmung lässt sich in dem
Zeusbilde zu Olympia mit seiner Nike erkennen: es haben vor diesem Bilde
und in seinem Tempel, niemals andere Personen als agonale Sieger ihre
Tänie und den Kotinoskranz empfangen. Wer kann bezweifeln dass der
Goldelfenbeinkoloss des olympischen Zeus in Antioc hia mit gleicher Nike


 
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