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54 X. Kanophoren. Hydriaphoren und Skaphophoren.

Ehrenliturgie für die Eugenetenmädchen Athens gewesen: wie schon König
Erechtheus (Schol. Hom. £, 533) seine Tochter Oreithyia als Kanephore
der Athena-Polias ausstattet und sie nach der Burg zu dem Opfer sendet,
verrichtet noch des Pisistratos schöne Tochter Kanephorendienste (Diod. Fr.
Sentent. 33, l. Dind.). Dass man in geschichtlicher Zeit diesen Dienst mit
der ikonischen Ehre belohnte, dafür zeugen die Aufschriften vieler noch übrig-
gebliebener Fussgestelle von Kanephorenbildnissen: man kann daraus zugleich
erkennen wie das Kanephoriren bei den Opferpompen für die zu Athen ver-
ehrten Gottheiten, Zeus Apollon Dionysos Artemis-Brauronis und Demeter
mit Kora, zuletzt sogar für Isis und Serapis statt gefunden habe. Auch diese
Liturgie des Kanephorirens bietet wieder ein Zeugniss von dem Irrthume
Derjenigen welche behaupten die Parthenos sei ein Cultusbild, ihr Par-
thenon ein Cultusraum gewesen; denn wohl der Polias wird kanephorirt.,
niemals aber der Parthenos: doch müsste letztere ebenfalls Kanephoren haben
wenn sie Cultus und Opferweihen hatte.

Die Erscheinung von Kanephoren deutet selbstredend eine Opferhand-
lung an, jede Kanephore trägt Gegenstände zur Ausrichtung des Opfers in
ihrem xavouv: indem sie dieses Geräth nur auf dem Kopfe führt, ist sie hier-
durch in den Bildwerken kenntlich gemacht [Cic. Verr. IL 4, ;)]. Von den
attischen Mädchen weiss Ovid [Met. 2, 711] dass sie vertice supposito in
festis Palladis arces, coronatis canistris pura sacra trügen, wo das coronatis
Oelzweige um das canistrum voraussetzt: dasselbe supposito vertice sacra
ferunt erwähnt er von den Mädchen in der jährlichen Opferpompe der Hera
zu Falerium, als althellenische Sitte die von Argos mit dem Cultus der Göttin
hierher übertragen sei: auch die thessalischen Kanephoren erscheinen zu Delphi
ihre Kana mit Gebäkk und Weihrauch auf dem Kopfe tragend [Heliodor.
Aethiop. 3, 2]. Kana aus Erz und Holz, übergoldet oder ganz aus Gold
(Schol. Aristoph. Acharn. 242 und Lysist. 646), öfters mit Bildnerei bezeichnet,
finden sich im Schatze des Parthenon, auf attischen Bildwerken erscheint
das Geräth zuweilen mit einem Tuche bedekkt [Berl. Abg. No. 241]: das
treueste Abbild desselben zeigt sich auf dem Kopfe des schönen Torso aus
Eleusis, wo es mit Anthemien und Aehrengruppen bekränzt ist, weshalb schon
Müller eine Kanephore der Demeter erkannt hat [O. Müller, Denkm. II. H. 1.
Taf. 8, 92]. Ausser den prächtigen Kana gehörten zum Ornat der athenischen
Kanephoren auch noch goldne Kränze und Aigiden, alle drei Dinge bildeten
den xoajio? -xav7)<popix6s der in geschichtlicher Zeit Eigentimm des Staates
war: Lykurg schaffte solchen Ornat zur Ausstattung von einhundert Kane-
phoren in den Schatz des Parthenon [Piniol. XIX. 1. S. 46 flg.], darunter
allein Trsv-^xov-a atyßac, wie das Ms (S. 92) selbst hervorhebt. Ob diese
Aigiden hier mit Gold verzierte netzähnliche Ueberwürfe, oder bloss goldne
Schlösser mit Gorgonenmaske als Apotropaia auf der Kreuzung der Brust-
bänder gewesen sind, thut zur Sache nichts: wie erwähnt hatten auch die
Opferstiere in der alexandrinischen Pompe goldne Aigiden vor der Brust
 
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