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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0066
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XII. Demarchen als nie

üenstliche Epimeleten der Panathenäenfeier.

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mit Führung der Opferpompe noch mit dem Hekatombenopfer in der Burg
zu schaffen, denn beides war nach dem Festdecrete ausschliesslich Sache
der Hieropöen, dagegen richtete er als Ordner und Leiter die Feier des sehr
bedeutsamen Agones der Lampas am Abend des Festes ein (Poll. 8, %), ver-
theilte mithin als Agonothet desselben den Lampadephoren die Preise (Hesych.
Aotp/iräs). Bios Ehrengast war dieser also nicht, auch sucht man ihn ver-
gebens unter den stehenden Männern mit Stäben. Ueberhaupt giebt sich weder
in den Stäben noch in der Tracht dieser Männer ein Merkmal der Ar-
chonten kund. Jene altattische, noch unter Miltiades und Aristides übliche
Tracht des Krobylos und seiner Tettix*) wie des ynxfiw uoSi^pes, in welcher
Clemens von Alexandria (Paedag. II. 10, p. 233 Pott) die Archonten auf-
treten lässt, war freilich schon zu des Perikles Zeit abgekommen (Thukyd. 1, G.
Aristoph. Ritt. 1325 flg.), mithin auch für die Archonten nicht mehr üblich:
der yi'zmv TtoS^pes aber muss für gewisse amtliche Würden oder Standesbe-

*) Hinsichtlich dos merkwürdigen Krobylos gehen die neueren Meinungen über dessen
Form und Stelle weit auseinander. Seiner Abstammung nach ist er zweifellos hochalt,
denn mit der goldenen Tettix die ihn zierte sollte er ein Wahrzeichen der attischen Autoch-
thonon sein; dass er jedoch kein schopfartiges Geflecht gewesen ist welches hinten über
den Nakken sich hinablegte, vielmehr ein geschleifter Haarknoten der vorn auf dem Scheitel
über der Stirn sich erhob, lassen gute Quellen deutlieh erkennen (Sehol. Aristoph. Wesp. 1267
und Wölk. 984: Ritt. 1331. Suid. KpioßoXos). Der Krobylos, h tv; xwpaXfj , auch in\ ttj;
"/.e(pa),7J; Ifwrposftev lyxailiiijisvov, oder ä~b toO ;j.eTü>zou ItcI xoputpfyi dvnjyfi^vr), bildete sich
aus dem von beiden Seiten in die Höhe gebundenen Haar ä~o excrrfpiDV tk <5S> ä-o\r]fov: so
erklärten Thukydides (1, G) und seine Seholiasten, unter wolcher nur einer den albernen Ein-
fall hat iid toü ipay-fj\o\> zu sagen und damit wahrscheinlich dio ähnliche Knotenschleife meint
welche über dem Nakken, beispielsweise an den Dionysosköpfen, so häufig vorkömmt. Hesychios
(xptüßuXo;) nennt ihn richtig als emporragende Form 6 xdpopißos tlj äpwXoxfjs, r] da-tv dvwuivri
&tm \iiaoy toO |j.£tiu-o'j ti& tri'/ xopocprjv: auch Pollux (2, 30) meint mit dem Krobylos nur
die attische Haarform. Am deutlichsten drükkt sich der Scholiast des Clemens (.Paedag.
p. 233 Pott) aus dfi-Xoxrj; 6e sToo; ö xpioß'iXo;, ar. äxptuv Tpiytüv tou; TtXoxcifjiou; npo; xop'jcprjv
ävcrrsiviov' eTtoc zk &%j TaiTa; aovetywv yp'JJü) t(~qi TeTpjjuivq) Tä; tpiyjxt ättpifjxoüvro, Trpci; tg
O'jveyo.uivaj p/ij t:c<X[v oiappeTv Trpo; to xktio, was zugleich dio Verwendung der Tettix als einer
Haarnadel zum Zusammenhalten des Knotens der Schleife erkennen lässt. Die attischen
Tettigophoren bezeichneten (Schol. Aristoph. Wesp. 1267) so mit dem Krobylos und der
Tettix ihre antochthonische Abkunft, den pythischen Apollon als ihren Patroos, oidtt ol TEVitys;
(MM<Hxol ovTEt, dvrfxetVTCCt Ttjj ' AT.o'/lum, o; rjv 7:a-pijio; ttj -o'Xei: nur aus der Tracht im
Leben hat die Kunst den Krobylos auf die Bildnisse dieses pythischen Apollon - Patroos
so übertragen, wie ihn der Apollon des Belvedere und audere Köpfo dieses Gottes zeigen
[Berl. Abg. zu No. 540. 538]. Dass derselbe an den ältesten Bildnissen attischer Palästriten
Gymuasten Stadiodromen oder Agonisteu nicht getroffen werden könne, erklärt sich aus der
Action derselben in ihren Disciplinen: denn bei solchen körperlichen Bewegungen war langes
Haar gerade vom Vorderhaupto zu entfernen, nach hinten zu legen und hier fest zu halten;
daher zeigt der Palästrit oder Agonist mit dem Diskus auf der alten attischen Stele (E. Curtius,
Abh. d. Berl. Ak. d. Wiss. 1873, S. 153 flg. mit 2 photogr. Tafeln) das Haar fest in einen
spitz auslaufenden Schopf zusammengedreht welcher den Nakken deckt. Das Haar nach
hinten gelegt und nur eine ganz kurz geschnittene Lokkenreihe auf der Stirn, haben viele
bokanute Statuen und Statuetten von sehr alterthümlicher Formenbildung, die wegen ihrer
starr und gerade an den Schenkeln hinabgehaltonen Arme und geballton Fäuste, eher für
gymnische Agoniston als für Apollobilder gehalten werden können, zumal sich kein apollinisches
Attribut an ihnen findet.
 
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