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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0069
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66 XIII. Schatzmeister, Knabe mit Teppich. Schaffnerin, Madchen mit Stühlen.

links und rechts sitzenden Personen diesem Vorrathe des Schatzes entlehnt
seien. Andere Zeugnisse (s. unten) meldeten noch Polster zur Belegung der
Sessel, auch purpurfarbene Teppiche mit welchen man Sitzplätze zeltartig
einrichtete oder gleich einem Uraniskos überspannte: im Besonderen ist die
Hinführung dieser Gegenstände nach dem Theater, zur Ausstattung von
Sitzen für geehrte Personen erwähnt. Dagegen habe ich in keiner Quelle
finden können dass man Stühle und Polsterkissen des Schatzes bei Opfern
(S. 213) benutzte und dieselben, als zum Processions- und Opferapparate ge-
hörend, im Festzuge nach den Altarstätten führte.

Um die Ausgabe solcher Stühle und Polster nebst einem Teppich aus
dem Parthenon anzudeuten, sind beide Centralgruppen, 31 — 35, gerade
über das mittlere Intercolumnium des Proneion gesetzt, dessen Gitterthüre
allein den Auslass aus dem Innern darbot:, denn die anderen Intercolumnien
waren in ihrer ganzen Höhe mit festgefügten unbeweglichen Gittern ver-
schlossen. Diese Handlung beider Gruppen an dieser Stelle, ist von gewich-
tiger Bedeutung, sie eröffnet das Verständniss von allem neben ihr Vor-
gehenden. In der einen Gruppe wurde meinerseits ein Schatzmeister, 34, er-
kannt, der mit langem Chiton poderes voll bekleidet, im Begriffe ist dem
vor ihm stehenden Knaben, 35, einen zusammengeschlagenen Teppich zu
übergeben, um dies Gewebe von demselben zu der vorhin genannten Ver-
wendung hinwegtragen zu lassen. Ganz unverkennbar ist die Geberde des
Mannes eine überreichende, die des Knaben eine empfangende. Dasselbe
Verhältniss zeigt die andere Gruppe, 31 — 33, wo eine Frau, als Gehülfin
bei diesem Geschäft, eben zweien Mädchen Stühle mit darauf liegenden Pol-
sterkissen zu gleichem Zwekke der Absendung aus der Burg dargereicht
hat. Andere sahen in dem Teppich des Knaben den grossen Peplos, in
dem Manne den Archon-Basileus oder den Priester des Poseidon-Erechtheus,
in der Frau die Priesterin der Athena-Polias oder die Gattin jenes Archon:
indess hat keiner von Allen bedacht wie sehr nicht allein das dogma-
tisch bezeugte Costüm beider priesterlichen Personen gegen solche Annahme
streite, sondern dass auch weder der Priester des Poseidon noch der Basi-
leus mit Opfer und Pompe an der Panathenäenfeier zu schaffen hatten*).
Ms stimmt bezüglich des Schatzmeisters wohl bei (S. 221. 257), doch soll
dieser den grossen Peplos in Empfang nehmen um denselben im Schatz-
hause eben zu reponiren [vgl. oben § IV], denn dieses von der Procession
gebrachte Gewebe sieht er hier. Man wird zugeben dass wenn jenes Tuch
des Knaben der grosse Peplos nicht wäre, dann auch keine Procession
denselben gebracht haben könne, mithin die Voraussetzung der letzteren hier
wegfiele: dass es dieser auch nicht sein kann, bekunden mehrere Kennzeichen.

*) Schon früher ist bemerkt worden dass dem Archon-Basilens bei diosem ganzen Feste
nur die Leitung der Lampas zufiel: die Leitung des Tempelopfers war nach dem Festdecrete
den Hieropoen übertragen, die Spiele leiteten die Athlotheten.
 
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