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XIV. Die Paraskeve. Reiter. Viergespanne.

engern Räume ihres Standortes auf den ganzen Schatztempel übertragen,
dann lag folgerecht hierin auch die eigenschaftliche Bedeutung und Zwekk-
verwendung desselben zu jenem agonalen Kränzungsfeste eingeschlossen, sie
charakterisirte den Schatztempel als agonalen Festtempel zugleich.
Völlig cultuslos wie Bild und Tempel ist die Kränzungsceremonie mit dem
nichtheiligen Kranze aus dem Grunde schon gewesen, weil nicht bloss die
zur Cultusgenossenschaft der Polias gehörenden Athener, sondern auch mit
ihnen zugleich alle fremden Sieger gekrönt wurden die von den gottesdienst-
lichen Handlungen der Panathenäen doch ausgeschlossen waren. Zur Bekräf-
tigung des agonalen Festtempels fehlten auch Wahrzeichen im Aeusscren
nicht: die vorragende Gestalt eines sitzenden Athlotheten [§. XV. Demeter]
findet sich über dem Pronei'on: von den Kalpides auf den Akroteria des
Daches, unter welchen man nur kolossale Abbilder von Preisölhydrien ver-
stehen kann, erklärte Kallimachos [Schob Pind. Nem. 10, 64] oö zoajj.oo
a6|j.ßoXov, äkhd itil/];.

Die Hieropöen welche das Festdecret als gottesdienstliche Ausrichter
des Tempelopfers bei jeder Panathenäenfeier bestimmte, konnten im Zophorus
nicht vorkommen, weil hier keine Opferhandlung wahrzunehmen ist: finden
sich statt deren aber die Demarchen, welchen andere Quellen bloss die Pa-
raskeve zu diesem ganzen Feste in die Hand legen, dann bezeichnet die Er-
scheinung derselben das hier Vorgehende unverkennbar als jene Paraskeve.
In der That konnte schwerlich ein bildlicher Ausdrukk gefunden werden
der es concreter und schärfer offenbarte dass der gesammte bürgerliche
Demos des ganzen Landes gemeinsam an dieser Zurüstung sich betheilige,
als die Gegenwart dieser in so grosser Anzahl hier versammelten Repräsen-
tanten aller Deinen. Bedeutsam war dabei noch der Platz welcher den-
selben im Bildwerke angewiesen ist: sie stehen links und rechts neben den
Sitzenden, letztere aber sind Eupatriden. Denn weil zur Ergänzung des
attischen Volkes auch der Gegensatz des kleinbürgerlichen Demos, der nach
seinem angeerbten Range politisch bevorrechtigte andere Stand des Landes,
der alte Stammadel, bei dieser Festzurüstung nicht auszulassen war, erscheinen
hier die hochmögenden Eupatriden, als solche durch ihren bevorzugten
auch mit Sesseln bestellten Ehrenplatz inmitten der neben ihnen bloss
stehenden Demarchen hervorgehoben und kenntlich gemacht. Diese Er-
wägungen bestimmten mich gleich bei der ersten Erklärung des Bild-
werkes, in den sitzenden Personen Eupatridenfamilien, Männer Weiber und
Kinder, bei den Vorbereitungen zu ihrem höchsten väterlichen Staatsfeste
gegenwärtig und theilnehmend zu sehen: auch nur dann, wenn in diesen
Sitzenden wirklich Eingeborne des attischen Landes, nicht aber Götter und
Heroen gedacht waren, Hessen sich mitten zwischen oder hinter denselben,
in voller Uebereinstimmung mit dem neben ihnen Vorgehenden, noch andere
ergänzende Scenen festlicher Zurüstung einschalten die ganz unmittelbar auf
den hierbei so bedeutsamen Parthenon als Raumbchältniss der Skevc an-
 
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