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Bötticher, Carl
Der Zophorus am Parthenon: hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf dieses Gebäude — Berlin, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4096#0076
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XIV. Die Par.iskere. Reiter. Viergespanne.

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spielten: in den beiden Centralgruppen nämlich die Ausgabe von Stühlen
Polstern und Teppichen aus dem Schatzraume. Hierzu kommen endlich noch
die beiden Halbchöre der Mädchen mit ihren bereits aus dem Schatze em-
pfangenen Pompeia, deren Didaskalie in einer Weise ausgesprochen ist die
an Deutlichkeit nichts zu wünschen übritr läset. So enthält allein schon die
Ostfront in diesen wenigen aber charakteristischen Grundzügen, das treffendste
Bild einer Paraskeve unter Antheilnahme der Bevölkerung des ganzen Landes.
Ferner kann man nicht läugnen dass in diese Front, als dem Prosopon
des Gebäudes, der tonangebende und inhaltlich leitende Grundgedanke für
das ganze Bildwerk gelegt ist, so dass seine Langseiten bloss Vorgänge ent-
halten können welche diesem Gedanken homogen sind und ihn nach anderen
Pichtungen hin ergänzend vervollständigen; dem ungeachtet waren letztere
ganz bestimmt von jener Front zu trennen, weil die Verschiedenheit in den
Localitäten ihrer Vorgänge das bedingte. Wohl erscheinen an den Seiten
als solche ergänzenden Momente der Theorenzug, die Reiter und Apobaten-
gespanne, auch geht die Bewegung aller dieser nach der Ostfront hin, der
Augenschein überzeugt aber wie dieselben örtlich in gar keinem Zusammen-
hange mit dieser stehen können: denn gleich zweifellos wie die Vorgänge an
ihr auf der Akropolis spielen, gehen die an den Seiten ausserhalb dieser
Stätte vor, weil niemals die Schafe und Kühe der Theoren, die Reiter und
Wagen auf die Burg gelangten. Aber selbst die letzteren drei Episoden
sind örtlich wieder unter sich geschieden: die Gespanne trennen den Theoren-
zug von den Reitern, sie befinden sich indess nur scheinbar zwischen beiden,
weil ihre Evolutionen beweisen dass sie auf einer ganz anderen Stätte als
diese agiren, ja nicht einmal eine Reihe bilden sondern vereinzelt neben
einander halten oder fahren, daher ganz ausser Communication unter sich
stehen. Nun bleibt auch die Reiterei vornherein hierbei ganz ausser Spiel,
da ihre Theilnahme am Zuge der Hekatombe welche das Fest eröffnet, nir-
gends bezeugt wird. Selbst wenn diese buntschekkig kostümirten Reiter
Theilnehmer am Agon sein sollten, könnte immer doch bloss die Musterung
derselben, nach ihrer Anmeldung und vor Beginn des hippischen Wert-
kampfes, hier dargestellt sein: man müsste sonst erst beweisen dass Reiter
im Helm und Harnisch, die man an mehreren sieht, im Hippodrom kämpften.
Schliesslich bekundet jene Richtung dieser drei Episoden nach der Ostfront,
dass die auf der Burg befindlichen Repräsentanten des attischen Volkes, als
Epimeleten Ordner und Zuschauer auch bei diesen Vorgängen ausserhalb der
Burg, auf den betreffenden Orten und in verschiedener Zeit, gegenwärtig und
thätig gedacht sind. Die Einwirkung der Ostfront auf die Seiten zeigen
letztere deutlich genug: wie dort so ist auch hier noch keine Festhandlung
sondern erst eine Paraskeve gebildet: es liegt in der Didaskalie der alten
Apobatengespanne, die Vorbereitung zu dem panathenäischen Agon jedes
Jahres dargestellt, die Erscheinung der Theoren zur Penteteris, bezeichnet
ebenfalls einen Zeitpunkt noch vor Eintritt und Beginn des Festes.


 
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