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80 XIV. Die Paraskevc. Reiter. Viergespanne.

nehmen, also wieder die Paraskevc zu diesem Feste. Was der inschriftlich
vorkommende Cs5"fo? otjatuxov in Pompen sollte, wovon sein Name herzu-
rühren scheint, weiss ich so wenig zu sagen als mir seine Form Bespannung
und Lenkung klar ist.

Ueberhaupt lässt sich von vorn herein gar nicht einsehen warum neben
dem bewaffneten Fussvolk auch noch Reiter und Viergespanne die Pompe
nach der Akropolis hätten geleiten sollen, da nur das erstere hinaufsteigen
konnte, die beiden letzteren aber ausserhalb am Fusse derselben bleiben
mussten: denn seit der Anlage des perikleischen Propyleion — ich wieder-
hole das — war der Processionsweg für langsam wandelnde und vorsichtig
geführte Opferthiere allein ersteigbar, Wagen und Pferden ist es unmöglich
gewesen hinauf und wieder hinab zu gelangen. Der Aufstieg welcher am
Fusse des Felsens begann, ging zwischen den beiden vierseitigen Thürmen
hindurch deren Anlage ursprünglich ist und die Flankirung des ehema-
ligen Thores bezweckte: er war mit quergerillten Mormortafeln belegt,
führte auch schnurgerade und ohne Absatz, in scharf ansteigender Ebene
hinauf zu dem mittleren Intercolumnium des gesäulten Fünfthores und durch
dasselbe hindurch. Die Restauration bei Ms (S. 92. Vignette) ist nur ein
Scherz ihres Zeichners. Aus fortificatorischen Gründen allein war diese ge-
neigte Ebene so ununterbrochen stetig von oben bis zum Fusse hinunter an-
gelegt: denn sie bot die wichtige Vertheidigungsart des breiten Aufganges durch
Rollsteine, mit welchen einst schon der alte Burgweg bei dem Angriffe" der
Meder so erfolgreich vertheidigt worden war. Beule giebt zwar die Richtung und
das Nivellement treu wieder, die jetzige sehr späte, weiter zurükkgezogene
Mauer mit ihrem Thore nebst einigen sehr späten Stufen unmittelbar
hinter letzterem, hat er jedoch irrthümlich für die ursprüngliche Anlage ge-
halten. Wer Geleise für Wagenräder in dem weiten mittleren Intercolum-
nium des Fünfthores entdekkt haben will,- hat sich getäuscht: die aufmerk-
same Beobachtung ergiebt dass keine Spur davon vorhanden ist. Was sollten
auch solche Geleise erst hier oben, während sie auf dem noch strekken-
weise liegenden Marmorbelag des Weges vor jenem Fünfthore fehlen. Nur
bei dem hoch mit Geröll und Schutt bedekkten Protemenisma wie es Stuart
zur Zeit der Türken fand, war einem Reiter es möglich um die türkische
Bastion neben dem Niketempel [Philol. XXI. 1. S. 53 fg] herum und hinter
der Südseite der Propyläen entlang, das Plateau am Parthenon zu erreichen.

Neben dem Schweigen aller Zeugnisse über Reiter und Wagen im
Opferzuge, neben der Unmöglichkeit für diese auf die Burg zu gelangen, ver-
neinte endlich das Festdecret bestimmt eine Mischung von O ferthieren wie
sie im Bildwerke erscheint. Ungeachtet dieser letzteren entscheidenden
Urkunde hält Ms dennoch jenen Opferzug fest: er bezeichnet die Darstellung
einer Didaskalie der Mädchen als Pompeis, einer Uebung der Apobaten-
gespanne, einer Paraskeve überhaupt, als Exercitien die lächerlich erschienen:
mit der bündigen Erklärung (S. 206) dass Phidias an die Darstellung einer
 
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