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82 XV. Eupatriden Familien.

neben der individuellen Ausprägung ihrer ganzen Gestalt auch noch durch
entsprechende Attribute zu besiegeln pflegt, ist hier der Mangel an solchen
Hirn-/, äüeenfälliff: nur in der Hand einer einzigen Gestalt ist der liest eines
wirklichen Attributes aus Marmor, am Kopfe einer anderen das Attribut eines
gewesenen Kranzes aus Metall in den zweifellosen Spuren noch vorhanden.
Diese bedenkliche Thatsache liess sich nicht läugnen, das Hinderniss welches in
ihr lag musste daher beseitigt werden. Hierzu wählt nun Ms. gleich seinen
Vorgängern, das Mittel der Ergänzung: er setzt metallene Attribute ein,
die ursprünglich hier gewesen später indess verschwunden sein sollen; mit
diesen versehen werden die Sitzenden (S. 207) dann zu wirklichen Olympiern,
denn Götter sind es die thronend zuschauen, sie lassen sich nicht zu Obrigkeiten
degradiren: die mit Weib und Kind sich hier niedergelassen hätten, so lange
nicht nachgewiesen ist dass die Kinder der athenischen Festbeamten geflügelt
irare/i, womit an die Nike 28 und den Eros 42 appellirt ist welche zu
Stüfzpunkten des Beweises einer Göttererscheinung gemacht sind. Wie kann
man freilich in den Sitzenden Gottheiten noch läugnen wollen, da sie als
solche durch mächtigere Körperproportionen von allen den stehenden Men-
schen unterschieden sind! Gewiss sind sie letzteres: wären aber die Sitzen-
den bloss hierdurch als Gottheiten kenntlich gemacht, dann müsste folgerecht
dies auch für die Stehenden unter ihnen zutreffen: allein die Göttin Nike,
eben weil sie steht, ist proportionaliter nicht mächtiger und grösser in
der Bildung als jedes andere der stehenden attischen Mädchen, der stehende
Gott Eros hat nur die Grösse aller übrigen Knaben im Bildwerke. Eine
solche Reihe von zwölf Gestalten sitzend, kann nicht anders gebildet wer-
den als die gleiche Scheitelhöhe mit den links und rechts neben ihnen Ste-
henden erreichend: mögen es Götter mögen es Menschen sein, die Bildfläche
ist ihrer ganzen Höhe nach zu füllen. Denn weil der Körper im Sitzen
um ein Fünftel seiner Höhe niedriger erscheint, würde sonst ein langer waage-
recht über den Köpfen aller Sitzender hinweggehender Streif, als leere und völlig
todte Fläche entstehen: einen solchen Verstoss gegen die Isometrie in der
bildnerischen Anordnung hat aber kein alter Künstler von Fähigkeit und
Verstand jemals begangen, man wird hierfür kein Beispiel aus einem acht helle-
nischen Relief von gleich langer parallel gezogener Bildfläche beibringen
können; nur bei kleinen Votivreliefs tritt aus bekannten Gründen dieser Fall ein.
Bildnerische Nothwendigkeit allein hat hier die unterschiedene proportionale
Bildung der Sitzenden und der Stehenden vorbedingt, mit der Höhe des
Körpers musste natürlich auch die Mächtigkeit seiner Glieder wachsen. An-
dere Erscheinungen auf den Langseiten verrathen dasselbe. Die neben den
Pferden und "Wagen Stehenden, sind eben so gross als die aufgesessenen
Reiter sammt ihren Pferden oder die Heniochen mit'ihren Wagen: nur
Weil der Henioch nothwendig schon auf seinem hohen Wagen stehen musste,
ist er in Knabengrösse gehalten, doch findet sich kein Zeugniss dass Knaben
die kriegerischen Viergespanne gelenkt haben. Von den gewappneten Apoba-
 
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