XV. Eupatridcn Familien. — Eros. 1()9
articulirt gewesen gleich wie an den Flügeln jener Nikedämonen an
der Schranke des Niketempels [§. VIIIJ: er führt dies in jener früheren
Abhandlung (Nuove memor. d. Inst. d. corr. arch. p. 193 flg.) mit den Worten
aus come tanti altri dettagli, potecano essere e senza fallo erano dipinte, come
lo erano a cagion d'esempio alcune all delle Vittorie che fregiavano la ba-
laustrata vicina al tempietto ateniese di Minerva- Vittoria. Beruft er
sich für diese mancanza delle penne auf dieses Relief der Zeit und Schule des
Phidias, dann blieb der Sachverhalt seinem Auge verborgen: denn dasselbe
legt gerade vom strikten Gegentheile Zeugniss ab. Es sind hier an den Resten
der Flügel von dreien dieser Niken [Abg. No. 343 A. 345. 346], selbst die
zartesten der Federn wiedei-gegeben, auch so unversehrt in ihrem Relief er-
halten dass man ihre Formen bei geschlossenem Auge mit den Fingern ver-
folgen kann; nur bei den zwei Gestalten [auf No. 341] an welchen ehemals
einer der Flügel, entweder durch den anderen frei von ihm abgelösten, oder
durch frei abspringende Extremitäten wie Arm Gewand oder Kopf, der Art
verdekkt wurde dass sein Gefieder nicht wahrnehmbar sein, auch nicht einmal
scalpirt werden konnte, ist die plastische Articulirung desselben selbstverständ-
lich unterblieben. Die gleiche Erscheinung kehrt in dem Relief an der
attischen Dreifussbasis wieder, die je eine Nike auf zweien ihrer Seiten
zeigt [Berl. Abg. No. 1277]: auch hier erscheint der eine beinahe ganz ver-
dekkte Flügel glatt gelassen, während an dem ihn dekkenden voll sichtbaren,
das Gefieder ausgeführt ist. Nach einem Irrthume von diesem entscheidenden
Gewicht, zu dem noch die Nike 28 mit einem Flügel kommt, hatte man (S.209)
keine Berechtigung zu dem Vorwurfe meines unattischen Realismus oder zu
der Verwunderung über den vollständigen Mangel an Unterscheidungsver-
mögen meinerseits zivischen griechischer Kunstauffassung und dem sklavischen
Realismus orientalischer Kunst. Ist von mir zur Vergleichung hier überall
Relief gegen Relief, von gleicher Art und attischer Kunst gestellt, dann
klingt die Warnung (S. 207) wir dürfen uns nur an dem attischen Kunst-
brauch halten, freilich nicht an denjenigen der von Botticher angezogenen Vasen-
bilder (?) . . . sondern an denjenigen der gleichartigen Kunstwerke, der Re-
liefs, fast so als hätte sie der Ausleger an sich selbst gerichtet: die Rüge
(S. 225) dass meine Skepsis auf mangelhafter Beobachtung an unvollkommenen
Abgüssen beruhe, fällt nur auf den Rügenden selbst zuriikk, der die Originale
genau untersucht aber dennoch an ihnen nicht einmal das wahrgenommen
hat was schon an den unvollkommenen Abgüssen noch vor Autopsie der
Originale erkannt worden ist.
Zur Flügellosigkeit des Knaben gesellt sich noch der Mangel eines jeden
Attributes als Eros: sogar das Geringste fehlt was diesen Gott charak-
terisiren könnte, dessen Scalptur im Relief auch gar keine Schwierigkeit ge-
macht hätte selbst wenn Flügel vorhanden gewesen wären, nämlich die An-
deutung eines Köchers auf dem Rükken durch das quer über die Brust
gelegte Köcherband; denn die Chlamys des Knaben wird man doch ebenso
articulirt gewesen gleich wie an den Flügeln jener Nikedämonen an
der Schranke des Niketempels [§. VIIIJ: er führt dies in jener früheren
Abhandlung (Nuove memor. d. Inst. d. corr. arch. p. 193 flg.) mit den Worten
aus come tanti altri dettagli, potecano essere e senza fallo erano dipinte, come
lo erano a cagion d'esempio alcune all delle Vittorie che fregiavano la ba-
laustrata vicina al tempietto ateniese di Minerva- Vittoria. Beruft er
sich für diese mancanza delle penne auf dieses Relief der Zeit und Schule des
Phidias, dann blieb der Sachverhalt seinem Auge verborgen: denn dasselbe
legt gerade vom strikten Gegentheile Zeugniss ab. Es sind hier an den Resten
der Flügel von dreien dieser Niken [Abg. No. 343 A. 345. 346], selbst die
zartesten der Federn wiedei-gegeben, auch so unversehrt in ihrem Relief er-
halten dass man ihre Formen bei geschlossenem Auge mit den Fingern ver-
folgen kann; nur bei den zwei Gestalten [auf No. 341] an welchen ehemals
einer der Flügel, entweder durch den anderen frei von ihm abgelösten, oder
durch frei abspringende Extremitäten wie Arm Gewand oder Kopf, der Art
verdekkt wurde dass sein Gefieder nicht wahrnehmbar sein, auch nicht einmal
scalpirt werden konnte, ist die plastische Articulirung desselben selbstverständ-
lich unterblieben. Die gleiche Erscheinung kehrt in dem Relief an der
attischen Dreifussbasis wieder, die je eine Nike auf zweien ihrer Seiten
zeigt [Berl. Abg. No. 1277]: auch hier erscheint der eine beinahe ganz ver-
dekkte Flügel glatt gelassen, während an dem ihn dekkenden voll sichtbaren,
das Gefieder ausgeführt ist. Nach einem Irrthume von diesem entscheidenden
Gewicht, zu dem noch die Nike 28 mit einem Flügel kommt, hatte man (S.209)
keine Berechtigung zu dem Vorwurfe meines unattischen Realismus oder zu
der Verwunderung über den vollständigen Mangel an Unterscheidungsver-
mögen meinerseits zivischen griechischer Kunstauffassung und dem sklavischen
Realismus orientalischer Kunst. Ist von mir zur Vergleichung hier überall
Relief gegen Relief, von gleicher Art und attischer Kunst gestellt, dann
klingt die Warnung (S. 207) wir dürfen uns nur an dem attischen Kunst-
brauch halten, freilich nicht an denjenigen der von Botticher angezogenen Vasen-
bilder (?) . . . sondern an denjenigen der gleichartigen Kunstwerke, der Re-
liefs, fast so als hätte sie der Ausleger an sich selbst gerichtet: die Rüge
(S. 225) dass meine Skepsis auf mangelhafter Beobachtung an unvollkommenen
Abgüssen beruhe, fällt nur auf den Rügenden selbst zuriikk, der die Originale
genau untersucht aber dennoch an ihnen nicht einmal das wahrgenommen
hat was schon an den unvollkommenen Abgüssen noch vor Autopsie der
Originale erkannt worden ist.
Zur Flügellosigkeit des Knaben gesellt sich noch der Mangel eines jeden
Attributes als Eros: sogar das Geringste fehlt was diesen Gott charak-
terisiren könnte, dessen Scalptur im Relief auch gar keine Schwierigkeit ge-
macht hätte selbst wenn Flügel vorhanden gewesen wären, nämlich die An-
deutung eines Köchers auf dem Rükken durch das quer über die Brust
gelegte Köcherband; denn die Chlamys des Knaben wird man doch ebenso