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XVI. Zu den Aetoi. 111

Diese Blätter bezwekken übrigens vor der Hand weiter nichts, als eine
kleine Rechtfertigung die ich dem ersten im Jahre 1852 publicirten Auf-
sätze über den Parthenon schuldig zu sein glaubte. Daher pflichte ich voll-
kommen der Meinung von Ms bei, dass hierüber noch nicht das letzte Wort
gesprochen sein wird, auch nicht von meiner Seite. Wir wollen deshalb
Beide sagen finem lau da!

XVI. Zu den Aetoi.

Hinsichtlich einiger Gestalten in den Aetoi, mag auch die abweichende
Deutung von Ms nicht unbeachtet bleiben. Ich knüpfe hieran zugleich die
Rechtfertigung mehrerer, die Berichtigung von einer meiner Erklärungen.

Die künstlerische Wahl des Stoffes zur gesammten bildwerklichen Aus-
stattung des Parthenon, aus dem Mythos in beiden Aetoi, aus der he-
roischen Vergangenheit im Triglyphon, aus der zeitlichen Gegenwart im Zo-
phorus, bezog sich ausschliesslich auf Verhältnisse des attischen Volkes und
Landes, darin kommen alle Erklärer überein: die Vorstellung im vorderen
Aetos von alle dem was zur Genesis der Athena gehört, konnte alsdann
schwerlich eine Ausnahme hiervon machen, sie wird nur eine gleiche Sonder-
beziehung auf Land und Volk eingeschlossen haben. Dem entsprechend
wurde [Abg. No. 468] das roxvTa U rf\v 'AÖ7jv5s fiveaiv in dieser Dachstirn,
auf die Epiphanie der längst gebornen Göttin für ihre göttliche Mission unter
dem Volke des attischen Landes gedeutet, dem sie von Rhodos herkommend
erschien wo ihr bereits eine erste Cultusstätte bereitet war [§. I]. Der
Brennpunkt seines Inhaltes ist ja aus dem Bildwerke verschwunden, aus dem
Uebriggebliebcnen würde Niemand ohne jenen dürftigen Fingerzeig des
Pausanias denselben errathen: setzt man hier aber nach dem homerischen
Hymnus ganz allgemein die Geburt oder erste Erscheinung der Athena im
Kreise der Götter auf dem Berge Olympos, wie das Ms (S. 167) thut, dann
"cht. abo-esehen davon dass keiner von jenen Göttern mehr vorhanden ist,
die specielle Beziehung auf Attika verloren, die Darstellung tritt völlig aus
der Verbindung mit den anderen Bildwerken heraus. Diese Rükksicht, wie
die Forderung dass bei Verbildlichung der Genesis oder Erscheinung der
Göttin nothwendig doch deren Gestalt selbst nicht fehlen könne, bewog
[Abg. No. 664] zur Substitution des kolossalen Torso Medici für die Athena
in mitten dieser Gruppen des vorderen Aetos. Hierzu berechtigten mehrere
Wahrnehmungen. Einmal die merkwürdige Uebereinstimmung in Gross-
artigkeit der Auffassung und identischer Behandlung seiner Scalptur mit den
anderen hier noch vorhandenen Frauenkolossen, bei dem gleichen attischen
Marmor. Dann die bloss für eine Vorderansicht berechnete" Anordnung
und Bewegung desselben, zu welcher noch das sichere ehemalige Höhen-
maass bei Hinzurechnung des behelmten Kopfes, für den Ort in Mitte des
Dachdreiekkes hinzutrat. Ferner die Behandlung der Rükkenfläche, welche
 
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