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122 • 1. Leopold Julias: Agonaltempel.

Nachlese.

1. Kurz vor dem Schlüsse der vorliegenden Blätter ging mir ans München,
durch einen ungenannten Einsender, eine Dissertation von Leopold Julius Ueber
die Agonaltempel der Griechen zu: wohl als Wink, von dem leitenden Gedanken in
derselben Notiz zu nehmen. Da sie der Verf. seinem Lehrer H. Brunn gewidmet,
auch dieser ihre Dedication angenommen hat, berechtigte dies nothwendig zu dem
Schlüsse, in ihrem Grundgedanken die Anschauungen des Lehrers über jenen Gegen-
stand wiedergegeben und vertreten zu sehen: dies war für mich der einzige Um-
stand von Interesse welchen sie darbot, nur deswegen erwähne ich sie hier. Alles
was sonst der Verf. darin gegen mich gerichtet hat, ist seit Jahren eben so oft
schon auf dem Papiere erschienen als mit demselben auch wieder verschwunden,
ohne dass von mir der geringste Einwurf dagegen erhoben wäre: noch viel weniger
könnte ich gegen diese Agonaltempel etwas einwenden, da nur agonale Fest-
tempel in meiner wissenschaftlichen Entwikkelung der Tempelgattungen angezeigt
und betrachtet sind [Philol. XVII. 4: XIX. 1: XXIII. 3]. Ist vom Einsender
— sei es der Lehrer oder Schüler — aber wirklich auf eine sachliche Erwiderung
meinerseits gerechnet, so bedaure ich dass er sich über den Gehalt und das Gewicht
des Elaborates doch ein wenig getäuscht hat: darüber lässt sich nur mit Schweigen
hinweggehen. Denn man wird zugeben dass von 'wissenschaftlicher Berücksichti-
gung eines Schriftstükkes nicht die Rede sein könne, so lange sich dessen Verf.
noch zu einem solchen eklatanten Widerrufe von leitenden Grundsätzen entschliessen
muss, der wie hier, als ganz unmittelbarer Nachtrag auf der letzten Seite angehängt
worden ist.

Wenn ich dennoch Gelegenheit nehme auf einen Funkt einzugehen, so geschieht
das nicht um mit einem einzigen Beispiele den gleichen sachlichen Werth aller
übrigen Funkte zu kennzeichnen, sondern weil es sich dabei um einen Gegenstand
handelt den ich früher bloss in flüchtiger Andeutung berührt habe, in dem jedoch
eine gewisse Entscheidung liegt. Es betrifft derselbe einen Brandopferaltar im
Tempel des Zeus zu Olympia, dessen Vorhandensein man aus einer bekannten
Stelle des Fausanias [5, u, s] folgern will, um die Cultuseige nschaft dieses
Tempels und seines Goldelfenbeinkolosses belegen zu können. Dass diese Cultus-
eigenschaft beider von mir ganz bestimmt verneint wurde, dazu diente auch meine
Emendation jener Stelle die eben hier gegeben sein mag.

Der Perieget beschreibt zuerst (5, 13, 5) den Hochaltar des olympischen Zeus
in Form und Beschaffenheit nebst dem Modus der Opferung: er bemerkt auch dass
ausser der Panegyris, von einzelnen Personen, täglich aber — dva, näaav rjjitoav —
von den Eieren auf ihm geopfert werde. Ueber die Situation desselben lässt Fau-
sanias keinen Zweifel. Der Altar lag nicht einmal vor dem Pronaon, geschweige
denn in der. Axe des erst nach Ol. 77 gebauten Zeustempels, vielmehr weiter nörd-
lich, zwischen dem Pelopion und Heratempel, ostwärts vor diesen beiden. Nun gab
 
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