Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0242
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
172

von einer Eigenschaft, die allen scylhischen Völkerschaften zukam,
doch mir einer einzigen erllieilt werden kfinncn*? Hierzu kommt
noch, dafs in dem vorgeblichen Gedichte des Arisfeas ans Prokon-
1168, welchen Herodotns und Plinius als den einzigen Gewährsmann
dieser Sage anführen, nicht von Einäugigen im gewöhnlichen Sinne
des-Wortes (borgne), sondern von einem einzigen Auge auf der
Stirn, gerade so wie hei den Cyclosen, die Rede ist *), welches,
wie man leicht einsieht, zu der Erklärung von zielenden Bogen*
schützen gar nicht passen will. Vergleicht man oiiii die ausdrück-
lichen Zeugnisse alter Schriftsteller, die den De wohnern jener Ge-
genden, wohin das Alterthuni die Ariinaspen versetzte, den Ge-
brauch, sich das Gesicht zu bemalen, zuschreihen **), und hält man
damit die Aussage neuerer Reiseheschreiher und Geographen zu-
sammen, die von den wilden Vöikerstännncn im nördlichen Asien,
. wahrscheinlichen Abkömmlingen jener scylhischen Völker, chendiefs
berichten ***), so wird man vielleicht meine Yermulhnng nicht
ganz unwahrscheinlich finden, dafs auch die Sage von dein einzi-
gen Auge der Ariinaspen aus der Gewohnheit jenes Volkes, sich
Slirn und Gesicht mit allerlei' Figuren zu bemalen, entstanden sein
könne. Was anfänglich bioser Irrlhum aus Unwissenheit war, wur-
de vielleicht absieht lieh von der pfiffigen Krämerpolitik der grie-
chischen Kolonisten am Dnieper und schwarzen Meere vergröfsert.
Sie kannten und nutzten vielleicht die Goldminen jener Gebirge,
die sie nun mit furchtbaren Ungeheuern, mit Greifen und Arimas-
pen bevölkerten, um forschender Neugierde jeden Zugang dazu zu
versperren f). Und was endlich der Kaufmann durch seine Be-

Baumgärten's Sammlung von Erläuterungsschriften zur AUg. W*. G.
Tb. III. S. 35, 36. gegen diese gangbare Etymologie gemacht
hat, wohl erwogen zu werden. Er konnte nur Strälenberg's ta-
bulam polyglottam brauchen. Jetzt würde uns Prot Rüdiger in
Halle, mit Hilfe des neuen Petersburgischen Universal-Glossa-
riums, gewifs weit gewissere Belehrungen, ertheilen können.
*) In dem Fragment des Aristeas beim Tzetzes, Chil. VII. 144. heilst
es ausdrücklich:. o<p$<xX^öv 5' tu Zxugto; gj^si xx?l^T' /«twjecii
yalryai Xäffiov. — Hiermit stimmt fast wörtlich die fabelhafte
Erzählung des Megasthenes beim Strabo XV. p. 1038. A. von den
einäugigen Menschen in Indien überein. Die hieraus abzuleiten-
den Schlüsse ergeben sich ,von selbst.
**) Plinius. H. N. XXII. 1, s. Vergleiche damit Sextus Empiricus
III. 202, S. 177. und daselbst die Anmerkung des I. A. Fabricius.
***) Strälenberg's nörd - und östliche Theile von Europa S. 1G6. 438.
und die Citate in Meiaers, Grundrifs der Geschichte der Mensch-
' heit, S. 121. not. 1.

f) Diese eigennützige Kaufmannspolitik hat in älteren und neueren
Zeiten die Erdkunde und Naturgeschichte mit den lächerlichsten
 
Annotationen