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von einer Eigenschaft, die allen scylhischen Völkerschaften zukam,
doch mir einer einzigen erllieilt werden kfinncn*? Hierzu kommt
noch, dafs in dem vorgeblichen Gedichte des Arisfeas ans Prokon-
1168, welchen Herodotns und Plinius als den einzigen Gewährsmann
dieser Sage anführen, nicht von Einäugigen im gewöhnlichen Sinne
des-Wortes (borgne), sondern von einem einzigen Auge auf der
Stirn, gerade so wie hei den Cyclosen, die Rede ist *), welches,
wie man leicht einsieht, zu der Erklärung von zielenden Bogen*
schützen gar nicht passen will. Vergleicht man oiiii die ausdrück-
lichen Zeugnisse alter Schriftsteller, die den De wohnern jener Ge-
genden, wohin das Alterthuni die Ariinaspen versetzte, den Ge-
brauch, sich das Gesicht zu bemalen, zuschreihen **), und hält man
damit die Aussage neuerer Reiseheschreiher und Geographen zu-
sammen, die von den wilden Vöikerstännncn im nördlichen Asien,
. wahrscheinlichen Abkömmlingen jener scylhischen Völker, chendiefs
berichten ***), so wird man vielleicht meine Yermulhnng nicht
ganz unwahrscheinlich finden, dafs auch die Sage von dein einzi-
gen Auge der Ariinaspen aus der Gewohnheit jenes Volkes, sich
Slirn und Gesicht mit allerlei' Figuren zu bemalen, entstanden sein
könne. Was anfänglich bioser Irrlhum aus Unwissenheit war, wur-
de vielleicht absieht lieh von der pfiffigen Krämerpolitik der grie-
chischen Kolonisten am Dnieper und schwarzen Meere vergröfsert.
Sie kannten und nutzten vielleicht die Goldminen jener Gebirge,
die sie nun mit furchtbaren Ungeheuern, mit Greifen und Arimas-
pen bevölkerten, um forschender Neugierde jeden Zugang dazu zu
versperren f). Und was endlich der Kaufmann durch seine Be-
Baumgärten's Sammlung von Erläuterungsschriften zur AUg. W*. G.
Tb. III. S. 35, 36. gegen diese gangbare Etymologie gemacht
hat, wohl erwogen zu werden. Er konnte nur Strälenberg's ta-
bulam polyglottam brauchen. Jetzt würde uns Prot Rüdiger in
Halle, mit Hilfe des neuen Petersburgischen Universal-Glossa-
riums, gewifs weit gewissere Belehrungen, ertheilen können.
*) In dem Fragment des Aristeas beim Tzetzes, Chil. VII. 144. heilst
es ausdrücklich:. o<p$<xX^öv 5' tu Zxugto; gj^si xx?l^T' /«twjecii
yalryai Xäffiov. — Hiermit stimmt fast wörtlich die fabelhafte
Erzählung des Megasthenes beim Strabo XV. p. 1038. A. von den
einäugigen Menschen in Indien überein. Die hieraus abzuleiten-
den Schlüsse ergeben sich ,von selbst.
**) Plinius. H. N. XXII. 1, s. Vergleiche damit Sextus Empiricus
III. 202, S. 177. und daselbst die Anmerkung des I. A. Fabricius.
***) Strälenberg's nörd - und östliche Theile von Europa S. 1G6. 438.
und die Citate in Meiaers, Grundrifs der Geschichte der Mensch-
' heit, S. 121. not. 1.
f) Diese eigennützige Kaufmannspolitik hat in älteren und neueren
Zeiten die Erdkunde und Naturgeschichte mit den lächerlichsten
von einer Eigenschaft, die allen scylhischen Völkerschaften zukam,
doch mir einer einzigen erllieilt werden kfinncn*? Hierzu kommt
noch, dafs in dem vorgeblichen Gedichte des Arisfeas ans Prokon-
1168, welchen Herodotns und Plinius als den einzigen Gewährsmann
dieser Sage anführen, nicht von Einäugigen im gewöhnlichen Sinne
des-Wortes (borgne), sondern von einem einzigen Auge auf der
Stirn, gerade so wie hei den Cyclosen, die Rede ist *), welches,
wie man leicht einsieht, zu der Erklärung von zielenden Bogen*
schützen gar nicht passen will. Vergleicht man oiiii die ausdrück-
lichen Zeugnisse alter Schriftsteller, die den De wohnern jener Ge-
genden, wohin das Alterthuni die Ariinaspen versetzte, den Ge-
brauch, sich das Gesicht zu bemalen, zuschreihen **), und hält man
damit die Aussage neuerer Reiseheschreiher und Geographen zu-
sammen, die von den wilden Vöikerstännncn im nördlichen Asien,
. wahrscheinlichen Abkömmlingen jener scylhischen Völker, chendiefs
berichten ***), so wird man vielleicht meine Yermulhnng nicht
ganz unwahrscheinlich finden, dafs auch die Sage von dein einzi-
gen Auge der Ariinaspen aus der Gewohnheit jenes Volkes, sich
Slirn und Gesicht mit allerlei' Figuren zu bemalen, entstanden sein
könne. Was anfänglich bioser Irrlhum aus Unwissenheit war, wur-
de vielleicht absieht lieh von der pfiffigen Krämerpolitik der grie-
chischen Kolonisten am Dnieper und schwarzen Meere vergröfsert.
Sie kannten und nutzten vielleicht die Goldminen jener Gebirge,
die sie nun mit furchtbaren Ungeheuern, mit Greifen und Arimas-
pen bevölkerten, um forschender Neugierde jeden Zugang dazu zu
versperren f). Und was endlich der Kaufmann durch seine Be-
Baumgärten's Sammlung von Erläuterungsschriften zur AUg. W*. G.
Tb. III. S. 35, 36. gegen diese gangbare Etymologie gemacht
hat, wohl erwogen zu werden. Er konnte nur Strälenberg's ta-
bulam polyglottam brauchen. Jetzt würde uns Prot Rüdiger in
Halle, mit Hilfe des neuen Petersburgischen Universal-Glossa-
riums, gewifs weit gewissere Belehrungen, ertheilen können.
*) In dem Fragment des Aristeas beim Tzetzes, Chil. VII. 144. heilst
es ausdrücklich:. o<p$<xX^öv 5' tu Zxugto; gj^si xx?l^T' /«twjecii
yalryai Xäffiov. — Hiermit stimmt fast wörtlich die fabelhafte
Erzählung des Megasthenes beim Strabo XV. p. 1038. A. von den
einäugigen Menschen in Indien überein. Die hieraus abzuleiten-
den Schlüsse ergeben sich ,von selbst.
**) Plinius. H. N. XXII. 1, s. Vergleiche damit Sextus Empiricus
III. 202, S. 177. und daselbst die Anmerkung des I. A. Fabricius.
***) Strälenberg's nörd - und östliche Theile von Europa S. 1G6. 438.
und die Citate in Meiaers, Grundrifs der Geschichte der Mensch-
' heit, S. 121. not. 1.
f) Diese eigennützige Kaufmannspolitik hat in älteren und neueren
Zeiten die Erdkunde und Naturgeschichte mit den lächerlichsten