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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0241

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kfin'stii'ch gebrauchten und mifsbranchfeu Schmink- und Schönheits-
pflästerchen anzusehen'?

Was ich bis jetzt von den Cyclopcn zn erweisen gesucht
habe, liefso sieh vielleicht noch auf ein anderes Volk des Alter-
tliunis anwenden. Den Ai'imaspen, einem alten, längst verscholle-
nen Fabelvolke im nordöstlichen Enröpa, die nach dem Herodot
eine ununterbrochene, blutige Fehde mit den berüchtigten Hippo-
grjplieu unterhielten und alle auch nur ein einziges Äuge auf der
Stirn hatten, würde vielleicht als den wahrscheinlichen Stammvätern
der sich noch jetzt bemalenden Tnngnsen und (Ostiaken zu ihren
leiblichen Augen und einer historisch beglaubigten Stelle auf der
alten Völkerliste auf eben die Weise zu verhelfen sein, auf welche
wir die Cyclopen von einem Tlieile der ihnen angedichteten Häfs-
lichkeit und Monstrosität zn befreien gesucht haben. Da man sich
das Dasein dieses Volkes, welches auch Strabo als eines derflanpt-
viilker des nördlichen Europa zugleich mit den Sarmaten und Hy-
perboreern anführt *), geradezu wegzuleugnen nicht getraute, so
verfiel man schon im Alterlhuine auf allerlei Vermnthnngeii, das
Fabelhafte von dem einzigen Auge auf eine vernünftige Weise zu
erklären. Das meiste Glück hat bis auf unsere Zeiten die Erklär-
ung des Schöliäslen Eustathius gemacht **). Nach ihm waren
die Arimaspcn eine Nation fertiger Bogenschützen, die, um desto
gewisser zu zielen , immer das eine Auge zudrückten und so den
benachbarten Nationen und durchreisenden Fremden als einäugige
Menschen erschienen. Aber, läfst sich mit Recht hier fragen, wa-
ren nicht alle scytliisehen Völker geübte Bogenschützen? Man weifs
ja, dafs, nach der gewöhnlichen Ableitung, selbst der Name Scythe
oder Schute so viel als Schütze bedeuten soll. Alle zielten, alle
drückten hierbei das eine Auge zu. Wie hätte also die Benenn-
ung Einäugige, welche nach der vom Herodotus selbst aufbewahr-
ten Sage das Wort Arimaspu im Scytliisehen bedeuten soll ***),

*) XI. p. 774 B.

**) . In seinem Commentar zu dem geographischen Gedichte des Dio-
nysius V. 31. In 'neuern Zeiten hat Muretus diese Erklärung wie-
der vorgetragen Var. Lect. XII. 8. p. 1089. T. II. Lamp. Grut
Auch der gelehrte Th. S. Beyer hat ihr, so viel ich mich erin-
nern kann, in seinen memorüs Petropolitanis nichts Erhebliches
entgegenzusetzen gewütet. Noch vor Kurzem hat sie auch Lar-
cher in seinen geographischen Index zum Herodot T. VII. p. 40
aufgenommen. Man vergleiche auch Wächter's Glossarium s. v.
spaeheh. p. 1547,
j Herodot IV, 13. 14. Man vergleiche den Alberti zum Hesychius
1. I. c. 53, 4. Doch verdienen auch die scharfsinnigen Bemerk-
ungen , die Beer in seiner Beschreibung des alten Scythiens in
 
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